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Neuburg: Kameradschaftsabend bei der Feuerwehr Neuburg? Nur mit Herrn Becker!

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Kameradschaftsabend bei der Feuerwehr Neuburg? Nur mit Herrn Becker!

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    Neuburgs Feuerwehr-Kommandant Markus Rieß beim Kameradschaftsabend mit Herrn Becker. Die menschengroße Puppe am gedeckten Tisch im Brotzeitstüberl ist allerdings seit langem der einzige Kamerad, mit dem im Feuerwehrhaus an der Karl-Konrad-Straße gefeiert werden kann.
    Neuburgs Feuerwehr-Kommandant Markus Rieß beim Kameradschaftsabend mit Herrn Becker. Die menschengroße Puppe am gedeckten Tisch im Brotzeitstüberl ist allerdings seit langem der einzige Kamerad, mit dem im Feuerwehrhaus an der Karl-Konrad-Straße gefeiert werden kann. Foto: Manfred Rinke

    Herr Rieß, wie hat sich denn Corona im vergangenen Jahr auf die Einsatzzahlen der Feuerwehr in Neuburg ausgewirkt?

    Markus Rieß: Die Zahlen sind doch deutlich zurückgegangen, von rund 500 jährlich um ein Fünftel etwa. Schwerere Unfälle hatten wir Gott sei Dank gar keine.

    Hat sich denn am Vorgehen am Unfallort mit Corona etwas verändert?

    Rieß: Vom Verhalten am Einsatzort hat sich nichts verändert. Wir tragen halt seit April vergangenen Jahres Masken. Da sind „meine Leute“, wenn ich das so sagen darf, sehr diszipliniert und konsequent und tragen sie im Grunde immer, wenn wir unterwegs sind. Es gab auch noch keinen Corona-Fall unter uns. Trat in der Familie einer auf, da gab es einzelne Fälle, dann reagierten wir konsequent.

    Aufgrund der Hygienemaßnahmen, Lockdowns eingeschlossen, kann man sich vorstellen, dass es auch mit der regelmäßigen Ausbildung nicht so einfach war und ist.

    Rieß: Das ist schon richtig. Aber wir müssen ja in der Praxis üben, sonst geht das Wissen und damit die sichere Handlungsfähigkeit schnell verloren. Das können wir uns nicht leisten. Deshalb bilden wir seit Juni wieder regelmäßig aus. Die Verantwortung dafür liegt bei mir. Wir üben in kleinen Gruppen und im Freien.

    Wie sieht es mit der Werbung neuer Mitglieder aus?

    Rieß: Die lief und läuft ganz normal weiter. Erst vergangene Woche haben sich ein Mann und eine Frau bei uns gemeldet. Beide sind nach Neuburg gezogen. Er kommt aus Nordrhein-Westfalen und ist bereits voll ausgebildet. Die Dame ist Anfängerin und will sich das erst mal anschauen.

    Wie sieht es denn konkret bei den Mitgliederzahlen aus?

    Rieß: Die Neuburger Feuerwehr hat insgesamt 118 Mitglieder, 92 davon sind aktive. Jugendliche haben wir derzeit neun, das könnten ein paar mehr sein.

    Die Feuerwehrler sind ja ein verschworener Haufen. Gerade die Pflege der Kameradschaft wird sehr hoch gehalten. Wie macht man das, wenn man sich nur sehr eingeschränkt treffen darf?

    Rieß: Das ist eigentlich das, was uns allen am meisten abgeht. Gut, die Aktiven treffen sich bei Einsätzen, unterhalten sich danach noch und trinken noch was – das war’s. Unser Stüberl im Feuerwehrhaus ist seit Mitte März vergangenen Jahres, also seit einem Jahr, geschlossen. Dort sitzt vor einem gedeckten Tisch Herr Becker. Einen Kameradschaftsabend kann man seitdem nur mit ihm bestreiten...

    Wer bitte ist Herr Becker?

    Rieß: (lacht): Das ist eine lebensgroße Puppe, freizeitlich gekleidet mit T-Shirt und Cappy und natürlich mit Mund-Nasen-Schutz. Mit Herrn Becker lässt sich super feiern...

    Na, da kommt bestimmt richtig Stimmung auf...

    Im Januar 2020 durfte noch gefeiert werden: Neujahrsempfang der Stadt  bei der Neuburger Feuerwehr.
    Im Januar 2020 durfte noch gefeiert werden: Neujahrsempfang der Stadt bei der Neuburger Feuerwehr. Foto: Marcel Rother

    Rieß: Nun, ja, eher nicht. Und mir tun bei der ganzen Sache vor allem unsere Senioren leid. Die sind quasi ausgesperrt. Teilweise haben sie sich aber selbst organisiert, als es letzten Sommer noch möglich war, sich zu treffen. Der Austausch von Jung und Alt, der stets sehr intensiv und lehrreich war, geht einfach schwer ab, dabei ist er so wichtig. Das tut richtig weh. Wir können nur versuchen, den Kontakt zu unseren Senioren so gut es geht zu halten.

    Wie sieht es eigentlich mit dem Impfen bei der Neuburger Feuerwehr aus?

    Rieß: Ein paar, die beruflich priorisiert sind, wurden bereits geimpft. Wir anderen warten noch darauf. Wir hätten uns das grundsätzlich früher gewünscht – wie bestimmt viele andere auch.

    Wie sieht es mit der Ausrüstung bei der Neuburger Wehr aus? Gibt es Wünsche?

    Rieß: Mit der Ausrüstung stehen wir gut da, haben technisch einwandfreies Material. Das betrifft im Übrigen auch unsere Freiwilligen Feuerwehren in den Stadtteilen. Da werden wir von der Stadt wirklich gut versorgt. Aber natürlich muss man zusehen, dass man auf dem Stand der Dinge bleibt. Es darf bei der Ausrüstung keine Lücke entstehen, die sich dann aufgrund fehlender finanzieller Mittel nur schwer wieder schließen lassen würde. Aber momentan passt es.

    Was würde sich Markus Rieß denn nach einem Jahr Leben mit Corona wünschen?

    Rieß: Wahrscheinlich wie jeder andere auch, dass das Ganze – ich will das Wort erst gar nicht in den Mund nehmen – bald vorbei ist. Ansonsten, dass wir gesund von unseren Einsätzen zurückkehren und im September die Deutschen Meisterschaften in der Unfallrettung bei uns austragen können. Übrigens am Wochenende mit dem 11. September, dem 20. Jahrestag der Terroranschläge auf das World Trade Center in New York.

    Und privat?

    Rieß: Ich war seit März vergangenen Jahres nicht mehr fort, war sehr vorsichtig, um mich oder die Kameraden nicht zu gefährden. Wenn’s was Positives gab, dann das, dass ich viel Sport machen konnte und das möchte ich auch gerne fortführen. Aber ich würde jetzt schon gerne mal wieder mit meiner Frau irgendwo hinfahren können, um Urlaub zu machen, abzuschalten von den ganzen Einschränkungen des zurückliegenden Jahres. Und insgesamt würde ich mir wünschen, dass die Menschen zufriedener sind mit dem, was sie haben. Denn so schlecht geht es den meisten von uns trotz allem nicht.

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