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Neuburg: Jesenik und Sète: So hart trifft Corona die Partnerstädte von Neuburg

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Jesenik und Sète: So hart trifft Corona die Partnerstädte von Neuburg

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    Ein solcher Trubel ist derzeit in Sète nicht vorstellbar. In der Mittelmeerstadt gelten Ausgangssperren und -radien bis zehn Kilometer.
    Ein solcher Trubel ist derzeit in Sète nicht vorstellbar. In der Mittelmeerstadt gelten Ausgangssperren und -radien bis zehn Kilometer. Foto: Winfried Rein

    Altbürgermeister Rüdiger Vogt wäre gerne zur Eröffnung der Kurbadsaison nach Jeseník gereist, doch daraus wird nichts. Der Saisonstart fällt aus, denn Tschechien leidet derzeit besonders stark unter der Corona-Pandemie.

    So wie es aussieht, wird der 90.000-Euro-Etat der Stadt Neuburg für internationale Begegnungen heuer ungenutzt bleiben. Treffen mit Freunden aus Sète, Jeseník, Malcesine, Dortmund oder Hamburg-Finkenwerder sind nach derzeitigem Stand – ebenso wie 2020 – nicht möglich. Und der „Newcastle Summit“ ist sowieso verschoben worden.

    Neuburg und Jesenik hätten heuer gerne ihre 20-jährige Partnerschaft nachgefeiert

    OB Bernhard Gmehling und Monsignore Anton Otte würden sich gerne wieder in Jeseník treffen – aber das geht noch nicht.
    OB Bernhard Gmehling und Monsignore Anton Otte würden sich gerne wieder in Jeseník treffen – aber das geht noch nicht. Foto: Winfried Rein

    Dabei hätten Neuburg und Jeseník heuer gerne die 20-jährige Partnerschaft nachgefeiert. Dort lag die Inzidenz gestern mit 190 höher als in Neuburg-Schrobenhausen (129), das öffentliche Leben ist massiv heruntergefahren, seit das Parlament den „nationalen Notstand“ ausgerufen hat. Die Kinder und Jugendlichen sitzen bereits seit November zuhause, die Schulen sind noch immer geschlossen. „Langsam resignieren unsere Schüler“, beschreibt Eva Jedliková ihre Befürchtungen aus der Partnerstadt.

    Immerhin dürften ab dem Montag, 12. April, die Grundschüler in den Wechselunterricht, die Gymnasiasten noch nicht. Die Gymnasiallehrerin organisiert Distanzunterricht per Video und wird am Mittwoch zum zweiten Mal mit Moderna geimpft. Alle Lehrer, die wollten, seien einmal geimpft worden. Insgesamt laufe die Impfkampagne aber auch im Nachbarland zu langsam. Jeseníks Bürgermeisterin Zdeka Blianová hat sogar einen Brandbrief nach Prag geschickt, weil der Impfstoff angeblich nach politischen Gesichtspunkten verteilt werde.

    Vielleicht können sich Neuburger und Tschechen zum deutsch-tschechischen Festival in Jesenik sehen

    Nun gebe es Lockerungen, Schnelltests zweimal wöchentlich in den Schulen und Betrieben seien Pflicht. Für den 5. Juli sei das deutsch-tschechische Festival im Zentrum angesetzt. „Vielleicht können wir uns sehen, wir Jeseniker freuen uns riesig darauf“, schreibt Eva Jedliková.

    Eine Fahrt in die 700 Kilometer entfernte Partnerstadt im Altvatergebirge an der polnischen Grenze würde einen negativen Corona-Test an der Grenze, nach fünf Tagen in Tschechien einen weiteren und bei der Rückreise an der Grenze einen dritten Test erfordern. Nicht viel leichter fällt eine Reise nach Frankreich. Präsident Emmanuel Macron hatte vor Ostern den dritten massiven Lockdown angeordnet.

    In Neuburgs südfranzösischer Partnerstadt Sète ist von viel Leben am Mittelmehr nichts mehr zu spüren

    Bei einer Inzidenz von über 400 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohnern ist den Politikern wohl nichts anderes übrig geblieben. Das Department Hérault mit Sète liegt mit 377 nur leicht darunter, von Getriebe ist in der Partnerstadt am Mittelmeer nichts mehr zu spüren. Tourismus und Gastronomie finden nicht statt, mehr als sechs Personen dürfen sich nicht treffen. Von 19 bis 6 Uhr gilt die Ausgangssperre. Masken sind überall Pflicht, der Wohnort darf nur im Zehn-Kilometer- Radius aus wichtigen Gründen verlassen werden. Zwischenzeitlich verlangte die Gendarmerie sogar Passierscheine beim Einkaufen. Jean Cassany musste sich eine Ermahnung anhören, als er seinen Schein im Einkaufszentrum Auchan vergessen hatte.

    „Die Leute halten sich voll an die Vorschriften“, berichtet Feuerwehrmann Philippe Etelbert, „sie wissen, dass der Lockdown notwendig ist.“ Es gab aber auch Proteste und eine Demo der Künstler vor dem Theatré Molière, schreibt Cathy Müller. 760 Menschen sind seit Beginn der Pandemie im Departement an Covid-19 gestorben, so die Statistik der überregionalen Gesundheitsbehörde. Außerdem befänden sich in dieser Woche 384 Covid-Patienten in Kliniken, davon 97 auf Intensivstationen. Immerhin seien nahezu alle Altenheimbewohner sowie 65 Prozent der über 75-Jährigen geimpft. In der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen sei bisher jeder Dritte zumindest einmal geimpft.

    "Wir müssen da durch", sagt die langjährige Stadträtin in Sète, Joselyne Cassany

    Chansonnier Georges Brassens ist allgegenwärtig in Sète. Heuer feiert man seinen 100. Geburtstag.
    Chansonnier Georges Brassens ist allgegenwärtig in Sète. Heuer feiert man seinen 100. Geburtstag. Foto: Winfried Rein

    „Mir fehlen die sozialen Kontakte“, schreibt Joselyne Cassany. Die langjährige Stadträtin wohnt in einem Neubau in Strandnähe, wo im Frühjahr bereits der Trubel anläuft. Heuer sei nichts los. „Wir müssen da durch“, bekräftigt Madame Cassany, die mit dem Vakzin von Biontech geimpft worden ist. Die französischen Schulen sind lange Zeit beim Präsenzunterricht geblieben und mussten jetzt drei Wochen schließen, Gymnasien und Hochschulen vier Wochen.

    In Sète schmerzt es besonders, dass 2021 der 100. Geburtstag von Chansonier Georges Brassens (1921-1981) nicht gebührend gefeiert werden kann. Neben Dichter Paul Valéry, Schauspieler Jean Vilar, Maler Pierre Soulages und Regisseurin Agnés Varda zählt der Musiker und Dichter zu den berühmtesten Persönlichkeiten der Stadt. Man hofft auf Konzerte und Festivals in der zweite Jahreshälfte mit einer Jubiläumsshow mit Künstler François Morel am 22. Oktober. Außerdem steht das Flaggschiff „Roquerols“ am Hafen für Veranstaltungen bereit.

    Die Sèter bleiben optimistisch und hoffen auf ein Treffen mit Neuburgern zum großen Saint-Louis-Fest

    Die Sèter bleiben optimistisch und planen sogar das große Saint-Louis-Fest mit Fischerstechen im August. Asan-Chefin Maryse Ostalrich will sogar wieder ein Bierfest organisieren. „Das wäre schön, aber ich bin skeptisch“, sagt die Neuburger Stadträtin Gabriele Kaps dazu. Für den Fall, dass man sich doch nicht treffen kann, organisiert sie jetzt einen Wettbewerb mit den Schulen der Partnerstädte. Thema ist das Lied von Georges Brassens „Les copains d’abord – die Freundschaft zuerst“.

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