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Neuburg: Jahrtausende alte Siedlung: Relikte aus der Bronzezeit in Feldkirchen gefunden

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Jahrtausende alte Siedlung: Relikte aus der Bronzezeit in Feldkirchen gefunden

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    Archäologe Markus Fagner (rechts) sondiert mit seinen Kollegen die Fläche zwischen Juliusbrauerei und Neufeld. An dieser Stelle entsteht ein neues Notariat.
    Archäologe Markus Fagner (rechts) sondiert mit seinen Kollegen die Fläche zwischen Juliusbrauerei und Neufeld. An dieser Stelle entsteht ein neues Notariat.

    An der Augsburger Straße am Ortseingang Feldkirchen entsteht ein moderner Bürokomplex. Bevor der Bau startet, suchen Archäologen nach Spuren der Neuburger Vorfahren. Gefunden haben sie Überreste einer etwa 3000 Jahre alten Siedlung.

    Spektakuläre Relikte aus dieser späten Bronzezeit (1300-800 v. Chr.) sind auf dem Gelände hinter dem Schlegl-Backshop noch nicht aufgetaucht. Doch Patricia Costache und Tobias Albrecht von der Firma Farch (Wolfratshausen) haben immerhin Pfostengruben, Keramik, Tierknochen und eine alte Brandstätte freigelegt. „Auch einfache Scherben haben ihren wissenschaftlichen Wert“, sagt Grabungschef Markus Fagner.

    Keramik und Tierknochen wurden auf der Baustelle in Neuburg gefunden

    Die Wissenschaftler kratzen interessante Bodenschichten selber mit der Hand frei, legen Profile an und versuchen die Entstehungszeit zu entschlüsseln. Die Feldkirchener dieser Epoche siedelten auf einer leichten Anhöhe, der Untergrund deutet sogar auf ein Gewässer an diesem Standort hin. Alles, was die Bodendenkmäler freigeben „sind die historischen Wurzeln, auf denen wir stehen“, das steht für den Archäologen Markus Fagner fest.

    Neuburger Funde aus der Urnenfelderzeit 1200 bis 700 vor Christi.
    Neuburger Funde aus der Urnenfelderzeit 1200 bis 700 vor Christi.

    Allzu lange dauert die Grabung nicht, kurz vor Ostern will die beauftragte Firma wieder abrücken. Dann beginnt der Bau eines ausgedehnten Bürohauses. Auftraggeber sind unter anderen die Notare Sebastian Grimm und Dr. Josef Zintl. Sie werden 2022 das langjährige Notariat im städtischen Eybhaus verlassen und an die Augsburger Straße ziehen. Man verfolge diesen Plan „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, bekennt

    Archäologen suchen hinter dem Schlegl-Backshop in Neuburg

    Die Notare mit 15 Mitarbeitern gehen also nach Feldkirchen in einen Neubau mit viel Raum und Licht, Barrierefreiheit und neuer Energietechnik. Das Projekt plant der Neuburger Architekt Klemens Herrle, die Bauausführung übernimmt die Firma Hans Mayr. Neben den Notaren zieht eine Steuerberaterkanzlei aus Rain ein, weitere Mieträume sind noch zu besetzen. Das Gebäude finanziere eine Investorengruppe.

    So könnte ein römischer Gutshof ausgesehen haben, wie er im Südwesten Neuburgs am heutigen „Römerfeld“ vor 65 Jahren als Bodendenkmal aufgetaucht ist.
    So könnte ein römischer Gutshof ausgesehen haben, wie er im Südwesten Neuburgs am heutigen „Römerfeld“ vor 65 Jahren als Bodendenkmal aufgetaucht ist.

    Dass man auf historischem Boden baut, gefällt den Juristen. Die komplette Freifläche an der Neuburger Juliusbrauerei gilt als Fundgrube für Archäologen. Der Acker gleich nebenan zeigt in der Luftbildbetrachtung deutlich die Umrisse einer Wall- und Siedlungsanlage. Der Fachwelt bekannt sind auch die Spuren der Römer in diesem Umfeld. Das Neuburger Steinkastell Venaxomodurum kontrollierte vom Stadtberg herab das Donautal, während im Südwesten römische Gutshöfe (Villae rusticae) für die Versorgung der Soldaten und Siedler zuständig waren. Zeugnisse dieser Zeit holte in den 1950er Jahren Heimatpfleger Michael Eckstein (in den Jahren 1903 bis 1987) mit seinen Kollegen aus den damals noch freien Flächen.

    Neuburger Notariat zieht aus der Altstadt

    Reste eines römischen Gutshofes tauchten auf, Kalkbrennofen und einzelne Gräber. Die Bodenforscher begleiteten die Neubautätigkeit und erhielten ein Gesamtbild einer vorgeschichtlichen Wehranlage mit Wällen und Gräben. Hunderte Einzelfunde der Hallstattzeit (800-450 v. Chr.) und der römischen Besatzung schlummern noch in den Depots. Ab 1960 entstanden die ersten Wohnhäuser und Mietblöcke, der Stadtrat nannte die Viertel Am Neufeld und Am Römerfeld.

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