Es braucht Geduld an diesem Montag. Autofahrer schieben sich auf der Suche nach einem Parkplatz durch die Straßen. Vor den Läden bilden sich zum Teil Schlangen, auch in den Geschäften fällt es mitunter schwer, den Mindestabstand einzuhalten. Der Neuburger Einzelhandel erlebt in diesen Tagen Ausnahmezustand. Der harte Lockdown, durch den ab Mittwoch viele Geschäfte schließen müssen, treibt die Menschen noch einmal in die Innenstadt und in den Südpark. Die Einzelhändler reagieren darauf.
Vor dem Lockdown: Ausnahmezustand im Neuburger Einzelhandel
Schon am Wochenende war dort einiges los. Angesichts der hohen Corona-Zahlen hatte es sich abgezeichnet, dass sich die Weihnachtsgeschenke wohl nicht mehr lange vor Ort besorgen lassen. Eine Neuburger Verkäuferin sprach am Samstag von „Panikkäufen“. Nun ist der harte Lockdown beschlossen – und das Weihnachtsshopping nähert sich endgültig der Zielgeraden.
Durch die Schmidstraße laufen am Montag zahlreiche Menschen mit Einkaufstüten. Eine von ihnen ist Nicole Jäschke aus Heinrichsheim. Sie besorgt noch ein Geschenk für den Lehrer ihres Sohnes – schließlich müssen auch die Schulen ab Mittwoch schließen. Für ihre Kaffeemischung habe sie in einer Schlange anstehen müssen. „Es ist mehr los als sonst“, sagt sie. „Aber ich habe es mir noch schlimmer vorgestellt.“
Viele waren bereits am Wochenende in Neuburg einkaufen
So mancher erledigte bereits am Wochenende seine letzten Besorgungen. „Es war ein sehr guter Adventssamstag“, berichtet Maria Habermeyer, Inhaberin des gleichnamigen Spielwarengeschäftes. Die Menschen hätten geahnt, was kommt, und schon am Wochenende viel gekauft. Am Montag bevölkern erneut viele Kunden den Laden, die Verkäuferinnen müssen eine Schlange vor der Kasse abarbeiten. Trotz des Andrangs sei die Stimmung unter den Kunden gelassen, sagt Habermeyer. „Die absolute Mehrheit ist entspannt und verständnisvoll.“ Die Menschen würden sich bemühen, die Abstände einzuhalten, und bilden dazu einen Kreis um die Kasse. „Großes Lob an die Neuburger.“
Ab Mittwoch muss das Geschäft, wie viele andere auch, dann schließen. „Natürlich trifft uns das“, sagt Habermeyer. Doch sie hält die Entscheidung der Politik für „absolut richtig“. „Es geht um Menschenleben, da müssen wir hintenanstehen.“ Immerhin: In den vergangenen Wochen war die Einzelhändlerin mit dem Umsatz zufrieden. „Heuer haben die Menschen ihre Weihnachtsgeschenke früher als sonst gekauft. Sie hatten wohl eine Ahnung, was kommt.“ Neben den klassischen Spielsachen seien vor allem Brettspiele, Puzzle oder auch Modelleisenbahnen gefragt – eben das, womit man sich in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen zuhause beschäftigen kann.
Geschäfte haben länger offen
Wer am Montag durch die Neuburger Innenstadt läuft, sieht an Schaufenstern Zettel mit Handynummern für den Notfall. Manche Händler wollen auch im Lockdown für ihre Kunden da sein, etwa mithilfe eines Lieferdienstes. Auch geänderte Öffnungszeiten sind angeschrieben. Zum Teil lassen Händler ihre Läden angesichts des Andrangs am Montag und Dienstag bis 20 Uhr geöffnet.
Diesen Weg geht, neben anderen Händlern, unter anderem das Männermodengeschäft Moser. „Wir wollen, dass die Kunden auch nach der Arbeit noch kommen können“, sagt Inhaberin Gabriele Moser-Reichard. Die längere Öffnungszeit solle außerdem den Kundenandrang entzerren – im Sinne des Infektionsschutzes. In diesen Tagen sei sehr viel los in ihrem Geschäft, sagt Moser-Reichard. Es geht etwa um das Hemd, das man zu Weihnachten verschenkt, oder die Winterjacke, die man für die kommenden Wochen braucht. Die Stimmung der Kunden sei dabei unterschiedlich. Manche seien richtig gut drauf, andere dagegen etwas genervt, heißt es. Aus gesundheitlichen Gründen habe sie Verständnis für den neuerlichen Lockdown, sagt Moser-Reichard, aus wirtschaftlicher Sicht nicht. „Die kommenden Wochen werden uns natürlich fehlen.“
„Der Lockdown ist für uns eine Katastrophe“, sagt ein Händler
Noch drastischer formuliert es Maximilian Schubert, Inhaber des Küchenzubehör-Ladens Küchenmamsell. „Der Lockdown ist für uns eine Katastrophe“, betont er. Mit den letzten Tagen vor Weihnachten werde das Hauptgeschäft wegbrechen. „Der Gewinn, den man in dieser Zeit einfährt, trägt einen über das ganze Jahr“, sagt Schubert. Dieser Umsatz fehle ihm nun. Trotzdem werde er wohl mit einem „blauen Auge“ davonkommen. Seitdem die Gastronomie geschlossen hat und man wieder mehr Zeit zuhause verbringt, kochen die Menschen vermehrt selbst. „Davon profitieren wir“, so Schubert.
Viel Andrang auch am Neuburger Südpark
Auch in diesen Tagen ist sein Laden gut besucht. Eine Kundin aus Neuburg, die geduldig in der Schlange vor der Kasse steht, erzählt, dass sie für die Weihnachtsfeiertage noch eine Sahnepatrone benötigt. Die gebe es in guter Qualität nur vor Ort im Einzelhandel, sagt sie. Dafür nehme sie auch den Trubel im Geschäft auf sich. Inhaber Schubert beobachtet bei seinen Kunden keine Panik. „Die meisten sind eher traurig.“
Viel Andrang herrschte am Montag nicht nur in der Neuburger Innenstadt, sondern auch am Südpark. Gerade in den Läden, die ab Mittwoch schließen müssen.
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