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Neuburg: Gott ist eine Frau – und hat alle Farben

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Gott ist eine Frau – und hat alle Farben

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    Olivier Ndjimbi-Tshiende stellte im Café Wortschatz sein Buch vor. Darin übt der Pfarrer harsche Kritik an der katholischen Kirche.
    Olivier Ndjimbi-Tshiende stellte im Café Wortschatz sein Buch vor. Darin übt der Pfarrer harsche Kritik an der katholischen Kirche. Foto: Silke Federsel

    Sein Fall machte Schlagzeilen: Als sich Olivier Ndjimbi-Tshiende, damals Pfarrer in Zorneding, gegen die flüchtlingsfeindlichen Äußerungen einer Gemeinderätin aussprach, zog er den Hass einiger

    Und: Er hat ein Buch geschrieben, das er jetzt bei einer Lesung im Café Wortschatz vor vielen Zuhörern vorstellte. Doch „Und wenn Gott schwarz wäre ...: Mein Glaube ist bunt!“ ist – anders als von vielen wahrscheinlich erwartet – keine Abrechnung mit Zorneding, obwohl ihn die Ereignisse erst zum Nachdenken und Schreiben gebracht haben, wie er erklärte. Vielmehr handelt sein Buch von der Vision einer Gesellschaft ohne Hass und ohne Rassismus. Vor allem aber beinhaltet sein Buch die Vision einer neuen katholischen Kirche. Denn die jetzige Amtskirche habe sich von der Botschaft Jesu entfernt und damit auch von den Menschen, so der Pfarrer. Wäre sie in vielen Dingen anders, dann würde vielleicht auch die ganze Gesellschaft anders handeln, meint Olivier Ndjimbi-Tshiende. Denn wo der Glaube schwinde, da wachse der Hass.

    Seine Vorstellungen gefallen nicht jedem

    Dass seine Vorstellungen gerade in der Amtskirche nicht jedem gefallen, das wisse er, sagte Olivier Ndjimbi-Tshiende. Denn seine Kritik ist umfassend. Da wären einmal die starren Hierarchien, die es in der Kirche gebe, die dringend beseitigt gehören, obwohl er natürlich wisse, dass es ganz ohne Hierarchien nicht gehe, denn sonst würde kein Verein, kein Unternehmen funktionieren. Dennoch: „Lieblos und starr“ würde man teilweise aufgrund mancher Regeln handeln, obwohl man heute mehr denn je eine liebende Kirche voller Barmherzigkeit brauche. „Es wäre schön, wenn sich die Kirche auch mal selbst an die eigene Nase fassen würde und sich kritisch betrachten würde“, sagte er. Und dann wäre da der Zölibat, den Ndjimbi-Tshiende ablehne. Denn Jesus hatte unter seinen Jüngern größtenteils verheiratete Männer. „Warum sollen wir Menschen nun gegen das handeln, was Jesus getan hat?“, fragte er. „Gott hat darauf kein Patent angemeldet“, sagte er mit Blick auf den Zölibat. Am Priestermangel sei man in der Kirche deshalb selbst schuld, denn ein „Club älterer Herren“, der die Spitze der Amtskirche stelle, wisse gar nicht, welches Glück es sei, eine eigene Familie zu haben.

    Die Rolle der Frau müsse geändert werden

    Auch die Rolle der Frau in der katholischen Kirche solle laut Ndjimbi-Tshiende dringend geändert werden. Selbstverständlich sollen Frauen zum Priesteramt zugelassen werden, denn, was in der Kirche passiere, sei eine „ganz große Entfernung von Jesus“, der Frauen wertschätzte und von der Diskussion nicht ausschloss – für damalige Verhältnisse ein geradezu revolutionäres Verhalten. Frauen als „Hüterin der Menschheit“ schenken neues Leben, seien generell mitfühlender und liebevoller als Männer, stellen den Menschen mehr in den Mittelpunkt – „auch wenn es da einige Ausnahmen gibt“, wie Ndjimbi-Tshiende scherzhaft bemerkte.

    Und deshalb kommt er auch zu einem besonderen Schluss: Gott muss aufgrund seiner positiven Eigenschaften kein Mann, sondern eine Frau sein. Und ist sie schwarz? Nun, meinte Ndjimbi-Tshiende, es heißt ja schon in der Bibel, dass Gott den Menschen nach seinem Abbild geschaffen habe und die ersten Menschen stammen ja aus Afrika. Wahrscheinlich habe aber Gott alle Farben dieser Welt – und die des Universums, die wir noch gar nicht kennen.

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