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Neuburg: Globales Netzwerk: Wie Polizeiangehörige einander helfen

Der Respekt vor Einsatzkräften sinkt, die Aggressivität ihnen gegenüber aber steigt: Der Polizeialltag steht heute vor neuen Herausforderungen. Hinzu kommen Phänomene wie Cyber-Kriminalität als Verbrechen aus dem Internet, die die Arbeit der Beamten zusätzlich – und über Landesgrenzen hinweg erschweren. Deshalb wird es auch für Polizisten immer wichtiger, sich zu vernetzen, auszutauschen und sich gegenseitig Impulse zu geben. An diesem Punkt kommt die International Police Association oder IPA ins Spiel. Sie wird im November 2020 einen Fachtag in Neuburg veranstalten.

IPA – dahinter verbirgt sich die weltweit größte Vereinigung von Polizeibediensteten. Sie zählt 400.000 Mitglieder in 68 Landessektionen. Arthur Troop gründete sie als politisch und gewerkschaftlich unabhängige Organisation. Seit 30 Jahren gibt es auch eine Verbindungsstelle der IPA in Neuburg. „Wir bestehen zwar aus Angehörigen der Polizei“, erklärt Verbindungsleiter Thomas Reindel. Mit der Institution als solche aber habe die IPA nur wenig zu tun. Vollzugsbeamte können sich dort ebenso wie Hausmeister und Sekretärinnen zusammenschließen. „Jeder, der irgendwie bei der Polizei beschäftigt ist“, fasst Christian Böld zusammen. Mitglied der Neuburger Verbindungsstelle ist er seit 1992. 1997 trat auch Thomas Reindel ein, seit 2013 ist er Teil des Neuburger Vorstands.

Servo per amikeco - Das ist der globale Leitgedanke der IPA

Reindel erzählt, dass ihn vor allem der IPA-Leitgedanke fasziniere: Servo per amikeco. Das ist Latein für „Dienst durch Freundschaft“, denn darum gehe es der IPA: Dass Menschen, die zur Polizei gehören, einander helfen und dienen. „Das fängt schon bei kleinen Dingen an“, bekräftigt der Verbindungsstellenleiter. Wenn etwa ein Kollege aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland komme. Wo findet er eine Übernachtungsmöglichkeit? Braucht er Kontakte? Informationen? Möchte er eine Besichtigung?

Allerdings hat die IPA auch eine soziale Dimension: Sie sorgt für Kollegen, die in Not sind, versucht, sie finanziell zu unterstützen. Jährlich zur Vorweihnachtszeit spendet auch die Neuburger Verbindungsstelle. Diesmal fließt das Geld in die Stiftung der Deutschen Polizeigewerkschaft. Den Vorschlag dazu hat die Inspektion in Ingolstadt geliefert. Thomas Reindel: „Die Stiftung kümmert sich zum Beispiel um traumatisierte Kollegen nach einem Schusswaffengebrauch.“

Michael von der IPA Neuburg (rechts) tauschte sich mit den Kollegen in Australien aus – im Gegenzug brachte er etwas Bayern mit.
Michael von der IPA Neuburg (rechts) tauschte sich mit den Kollegen in Australien aus – im Gegenzug brachte er etwas Bayern mit. Foto: Thomas Reindel (Archiv)

Die IPA ermöglicht außerdem Austauschprogramme und Hospitationen. Im Vordergrund, sagt Thomas Reindel, stehe dabei die Fortbildung. „Junge Kollegen können sich im Ausland mit den Arbeitsweisen der Polizei vertraut machen.“ Gleichzeitig sollen die Männer und Frauen für Andersartigkeiten und Unterschiede sensibilisiert werden. Denn, wie der Verbindungsstellenleiter weiß, sind diese oft eklatant. Auch er hat schon vieles gesehen – zumal sich die Verbindungsstelle in Neuburg ein Wochenende im Jahr Zeit nimmt, um etwa Kollegen und Arbeitsbedingungen im Ausland kennenzulernen. Ungarn, Österreich und Bosnien. Slowenien und Tschechien. Liechtenstein, Italien. Estland. In all diesen Ländern waren die Neuburger bereits. Erstaunlich, findet der Vorsitzende: „Überall steht Europäische Union drauf.“ Ein Emblem – dennoch existierten Kluften zwischen den Ländern.

2020 findet in Neuburg der zweite Bayerische Polizei-Fachtag der IPA statt

Die IPA ist ein globales Netzwerk. Um den Austausch weiter zu fördern, hat sie im November erstmals einen Bayerischen Polizeifachtag in Bamberg veranstaltet. Dort erzählte unter anderem ein Oberst der französischen Gendarmerie von der Sicherheitslage des Landes. Außerdem schilderte ein Einsatzleiter die Lage der German-Wings-Katastrophe vor vier Jahren. Im November 2020 wird der Fachtag nach Neuburg ins Stadttheater kommen. Wer an diesen Tagen vor den Polizisten referieren wird, ist noch unklar. Viele Personen seien angefragt, sagt Thomas Reindel. Fest steht allerdings, dass die Stadt in dieser Zeit so sicher sein dürfte wie selten zuvor: Reindel rechnet mit etwa 150 Gästen – Polizisten aus Bayern, Deutschland und ganz Europa.

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