Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neuburg
Icon Pfeil nach unten

Neuburg: Gabriele Weigert: „Zu Hause ist grundsätzlich politikfreie Zone“

Neuburg

Gabriele Weigert: „Zu Hause ist grundsätzlich politikfreie Zone“

    • |
    Gabriele Weigert mit ihren beiden Hunden Emmi und Bruni. Die 51-Jährige bildet Hunde für die Jagd aus und hat auch selbst den Jagdschein.
    Gabriele Weigert mit ihren beiden Hunden Emmi und Bruni. Die 51-Jährige bildet Hunde für die Jagd aus und hat auch selbst den Jagdschein. Foto: Andrea Hammerl

    Frau Weigert, wie haben Sie diesen speziellen Sommer unter Corona-Vorzeichen erlebt?

    Gabi Weigert: Eigentlich war er nicht anders als andere. Der klassische Sommerurlaub im Ausland ist für uns aufgrund meiner chronischen Erkrankungen ohnehin kein Thema. Mein Mann hat beinahe die gesamten Sommerferien durchgearbeitet. Eine Sommerpause gab es für ihn als Mitglied der Staatsregierung nicht, er war in dieser Zeit stark eingespannt. Mir fiel auf, dass mehr Leben bei uns in Kleinhohenried herrschte. Sonst war die Straße in Ferienzeiten ausgestorben, weil viele in Urlaub waren. Heuer spielten die Kinder draußen, fuhren mit Tretbulldogs, Roller und Rad umeinander und malten bunte Kreidebilder. Es waren insgesamt erkennbar mehr Leute mit dem Rad unterwegs.

    Und wie verbrachten Sie Ihre Zeit?

    Weigert: Ebenfalls mit Radfahren, für die Gesundheit gehe ich ins Fitnesscenter. Ich kümmerte mich um Haus, Hof und Garten, erntete Tomaten, Gurken und Zucchini. Heidelbeeren und Erdbeeren gab es nur, wenn die Hunde mir etwas davon übrig gelassen haben. Natürlich spielt auch die Jagd eine gewichtige Rolle – mein Mann und ich sind gerne in unserer Pachtjagd unterwegs, er als aktiver Jäger, ich liebe die Arbeit mit meinen Jagdhunden.

    Die sie selber jagdlich ausgebildet haben…

    Weigert: Ja, meine beiden Foxterrier Emmi – eigentlich heißt sie Emmerenzia – und Bruni haben alle jagdlichen Prüfungen bis hin zur Zuchtzulassung.

    Weigerts Motiv ist die Leidenschaft für den Jagdhund

    Wollen Sie züchten?

    Weigert: Das weiß ich noch nicht genau. Die beiden sind jetzt sechs Jahre alt, das heißt, wir haben noch zwei Jahre Zeit. Wir haben so alle fünf Jahre einen Wurf. Unser Motiv ist die Leidenschaft für den Jagdhund. Wir ziehen unsere Hunde selbst für unsere Jagd nach und vergeben Welpen nur an ausgewählte Hundeführer aus ganz Deutschland.

    Sie bilden Jagdhunde aus, haben einen Jagdschein, gehen aber nicht selber auf die Jagd – wie passt das zusammen?

    Weigert: Meine Leidenschaft ist die Arbeit mit unseren Hunden. Damit unterstütze ich die handwerklich gute Jagd. Die Hunde sind enorm wichtig, zum Beispiel wenn es um die Nachsuche eines verletzten Wildes geht. Wichtig ist auch der Kontakt zu unseren Landwirten. Sie geben Bescheid, wenn die Wiesen gemäht werden – ich suche dann mit unseren Hunden die Wiesen vor der Mahd ab, um Kitze vor dem Mähtod zu bewahren. Das Erlegen überlasse ich gerne versierten Schützen. Vielleicht bin ich mehr Wildhüterin.

    Im Hause weigert ist sie zuständig für die Ausbildung der Hunde

    Wie kam es dann, dass Sie den Jagdschein gemacht haben?

    Weigert: Ich habe ja sozusagen in eine Jägerfamilie eingeheiratet. Mein Schwiegervater, der selbst bis ins hohe Alter passionierter Jäger war, sagte immer zu mir: „Gabi, du musst den Jagdschein machen.“ Anfang 2006 haben wir unsere Foxterrierhündin Dorle ins Haus geholt, da musste der Hund natürlich auch die jagdlichen Eignungs- und Leistungsprüfungen ablegen. Das geht nur mit dem Jagdschein. Zu dem Zeitpunkt wurde mein Mann gerade Landrat und hatte keine Zeit mehr für die Hundeausbildung, also war ab sofort ich zuständig für die Ausbildung unserer Hunde.

    Da haben Sie dann den Jagdschein gemacht…

    Weigert: Ja, da habe ich dann noch mal die „Schulbank“ gedrückt. Ich kann jedem nur empfehlen, den Jagdschein zu machen. Man lernt so viel über Natur, Tiere und Brauchtum, über Wildbiologie, das Zusammenspiel von Flora und Fauna und natürlich den Umgang mit Waffen. Jagd ist weit mehr als der gekonnte Schuss. Jagd ist gerade auch Hege und Pflege unserer wildlebenden Tiere und ihrer Lebensräume. Ich genieße beim Ansitz die Natur, beobachte das Wild und kann tatsächlich einzelne Tiere individuell wiedererkennen. Gerade beim Rehwild ist das leicht. Man sollte allerdings einzelnen Stücken keine Namen geben. Ich erinnere mich da an einen Rehbock, den ich „Hansi“ getauft habe.

    Gabi Weigert: Verheiratet mit einem Vollblut-Politiker

    Konnte Ihr Mann dann noch auf Hansi schießen?

    Weigert: Nein, Hansi wurde auf meine Ansage hin geschont. Er hat die Jagd überlebt, nicht aber den Straßenverkehr. Eines Tages ist er überfahren worden und es war schon sehr traurig, als ich ihn da auf der Straße liegen sah. Seitdem bin ich dem Rat meines Mannes gefolgt und habe nie mehr Namen vergeben.

    Das hört sich an wie in jeder Ehe. Wie ist es denn, mit einem Vollblutpolitiker verheiratet zu sein?

    Weigert: Ich weiß ja gar nicht, wie es wäre, mit einem Nicht-Vollblutpolitiker verheiratet zu sein. Wir streiten selten, er ist ja auch selten zu Hause (lacht), das hält die Liebe frisch. Ich bin es nicht anders gewöhnt. Schon als Wirtschaftsreferent war mein Mann sehr umtriebig, dann als Landrat noch mehr, weil ihm der Landkreis so sehr am Herzen liegt.

    Wie hat es sich damals angefühlt, First Lady des Landkreises zu sein?

    Weigert: Ich habe mich nicht als etwas Besonderes gefühlt. Damals habe ich eine lange Durststrecke mit mehreren Operationen gehabt, aber wenn es meine Gesundheit zugelassen hat, bin ich gerne – wenn auch selten – zu Veranstaltungen mitgegangen. Es war immer interessant und ich habe nette Leute kennengelernt.

    Zum Beispiel?

    Weigert: An die Krönung der Maikönigin in Pobenhausen erinnere ich mich besonders gerne. Als wir ankamen, ging mein Mann schon ins Festzelt vor und ich blieb noch draußen bei Bekannten. Da kam jemand vom Organisations-Team auf mich zu und sagte zu mir: „Spinnst du, dich soll doch keiner sehen, geh schnell rein.“ Ich antwortete, ich müsse ins Festzelt, doch das wollte er nicht zulassen. Da kam mein Mann und rief nach mir. Der Mann entschuldigte sich: „Du bist ja gar nicht die Maikönigin?“ – und ich antwortete: „Nein, ich bin die Frau vom Landrat.“ Später sah ich dann, dass die Maikönigin dieselben schwarzen Haare wie ich hatte und dasselbe Dirndl trug. Sie hat mir von der Bühne aus zugezwinkert, und ich erinnere meinen Mann heute noch gern daran, dass ich mit so einem jungen Madl verwechselt worden bin.

    Was hat sich für Sie geändert, seit er Staatssekretär ist?

    Weigert: Eigentlich nichts. Denn wenn er etwas macht, dann zieht er es durch. Das finde ich so toll an meinem Mann. Er geht seinen Weg, macht seine Arbeit immer zu 100 Prozent. Und ich halte ihm den Rücken frei, damit er das machen kann.

    Reden Sie zu Hause viel über Politik, beim Essen zum Beispiel?

    Weigert: Nein, nur ausnahmsweise. Zu Hause ist grundsätzlich politikfreie Zone, das haben wir vor vielen Jahren vereinbart. Lediglich wenn ich ihn frage, was er von diesem oder jenem hält. Dann bekomme ich Antwort und wir diskutieren darüber. Meist aber ist er zu Hause ganz privat und versucht abzuschalten. Das kann er dann auch recht gut.

    Interview: Andrea Hammerl

    Gabriele Weigert (51) ist gebürtige Schrobenhausenerin und gelernte Industriekauffrau. Sie ist seit 2006 mit Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert verheiratet. 2010 hat sie ihren Jagdschein gemacht und seit drei Jahren unterstützt sie ehrenamtlich die Jägervereinigungsvorsitzende Maria Grepmair und Hundeobmann Christian Graf bei der Hundeausbildung der Jägervereinigung Schrobenhausen.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden