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Neuburg: Falschparker: Wann das Ordnungsamt ein Auge zudrückt

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Falschparker: Wann das Ordnungsamt ein Auge zudrückt

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    Den Augen von Jürgen Schmidmeister entgeht kein Falschparker in Neuburg.
    Den Augen von Jürgen Schmidmeister entgeht kein Falschparker in Neuburg. Foto: Alexandra Maier

    In unserer Sommerserie „Auf Achse“ begleiten wir Menschen aus der Region, die beruflich viel in der Stadt und der Umgebung unterwegs sind. Sie berichten uns, was ihnen an ihrem Beruf besonders gefällt, welche Schwierigkeiten oder Vorurteile dieser manchmal mit sich bringt oder welche Rolle das Wetter spielt.

    Jürgen Schmidmeister ist eine stattliche Erscheinung: groß, schlank, sein Händedruck ist fest, sein Blick freundlich. Er wirkt wie ein Mensch, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Eine gute Voraussetzung, denn Schmidmeister, pensionierter Berufssoldat, arbeitet 25 Stunden im Monat im Ordnungsamt der Stadt Neuburg und ist für die kommunale Verkehrsüberwachung, wie es im Amtsdeutsch heißt, zuständig. Nicht gerade ein Job, bei dem einem die Herzen der Menschen zu fliegen. „Ein dickes Fell ist von Vorteil“, sagt Schmidmeister, als er an diesem Vormittag seinen Rundgang startet und wir ihn ein Stück begleiten.

    Fünf Stunden ist der Mitarbeiter des Ordnungsamts auf seiner Tour unterwegs. Er kontrolliert die Einhaltung der Parkvorschriften. Parkt jemand im Halte- beziehungsweise Parkverbot, auf einem Behindertenparkplatz oder hat er keine Parkscheibe oder keinen Parkschein eingelegt, gibt es von Schmidmeister eine kostenpflichtige Verwarnung hinter den Scheibenwischer geklemmt.

    In Neuburg lassen Falschparker nicht lange auf sich warten

    Am Graben lässt der erste Parksünder nicht lange auf sich warten. Vorne gibt es Kurzzeitparkplätze, zwei Stunden kostenlos mit Parkscheibe. Weiter hinten befinden sich die Dauerparkplätze. Ein grauer SUV steht ohne Parkscheibe im vorderen Bereich. Schmidmeister zückt sein Handy, das mit einer speziellen Software ausgestattet ist. Er gibt Tatort, Tatbestand, Uhrzeit und Kennzeichen ein. Und auch der Stand der Ventile wird notiert. Das hat seinen Grund: Kommt Schmidmeister in zwei Stunden noch einmal an dem Auto vorbei und ist es bewegt worden, kann er neu verwarnen, steht es noch immer genauso an Ort und Stelle kann er das erste Verwarngeld in Höhe von 10 Euro erhöhen. Zum Schluss macht er noch zwei Fotos und dann kommt das Knöllchen aus einem kleinen mobilen Drucker, den er am Gürtel trägt heraus.

    Ziel sei es, die Dauerparker aus der Innenstadt zu bekommen, erklärt der Mann vom Ordnungsamt sein Tun. „Hoch her geht es immer mittwochs, wenn Wochenmarkt ist, Freitagnachmittag und samstags“, erzählt der Politeur. Diese Berufsbezeichnung mag ungewöhnlich klingen, steht aber als die männliche Form der Politesse sogar im Duden. Schmidmeister bevorzugt aber die Bezeichnung „Mann vom Ordnungsamt“.

    Im Gegensatz zu seinen drei weiblichen Kolleginnen habe er es aufgrund seiner Statur einfacher, das bringe ihm Respekt entgegen. „Bei den Damen artet die Kommunikation manchmal sehr ins Negative aus“, formuliert er vorsichtig. „In 99 Prozent der Fälle sind wir im Recht. Die Mehrheit der Autofahrer ist einsichtig, da gibt es keine Diskussion“, so Schmidmeister, der großen Wert auf eine ruhige, freundliche Kommunikation legt. „Wenn ich positiv auf die Menschen zugehe, schlägt mir eine ganz andere Stimmung entgegen.“

    Falschparker: In diesen Fällen gibt es keinen Strafzettel

    Weiter geht es zum Wolfgang-Wilhelm-Platz. Und da steht „ein guter Kunde“ wie der Mann vom Ordnungsamt sagt. Es ist keine Parkscheibe vorhanden, der Kunde darf sich über eine Verwarnung „freuen“. Ein neuralgischer Punkt sei der Parkplatz des Landratsamtes. Hier werden keine Dauerparker geduldet. In einigen der Autos fehlt die geforderte Parkscheibe, Schmidmeister macht sich an die Arbeit. Ein Mann steigt aus seinem schwarzen BMW aus und geht auf den Verkehrsüberwacher zu. „Ich habe keine Parkscheibe dabei und einen handgeschriebenen Zettel reingelegt“, spricht er ihn an. „Ist das in Ordnung?“ „Nein“, antwortet Schmidmeister höflich, aber bestimmt, „das ist rechtlich nicht erlaubt“. Aber für den Moment gehe es in Ordnung. Schmidmeister ist in diesem Fall nachsichtig. Kulant sei er auch bei Paketboten oder Eltern, die ihre Kinder kurz aus dem Kindergarten abholen. Und nur weil der Parkschein mal ein, zwei Minuten abgelaufen ist, habe auch niemand etwas zu befürchten.

    Dem geschulten Auge des Pensionärs entgeht nichts. Durch die Franziskanerstraße läuft er schnellen Schrittes in Richtung Luitpoldstraße. Hier werde gerne an den Bushaltestellen geparkt, um mal schnell ein Eis oder ein Brot beim Bäcker zu holen.

    Auf dem Parkplatz hinter der Raiffeisenbank geht Schmidmeister zielgerichtet auf einen weißen Audi zu. Die Parkscheibe fehlt und weil die App seines Handys mit einem Server verbunden ist, erfährt der Kontrolleur, dass der Fahrer des Autos bereits gestern verwarnt wurde. „Ganz schön dreist, Lerneffekt gleich null“, sagt Schmidmeister und schüttelt leicht resigniert den Kopf.

    Trotzdem mag er seinen Nebenjob vor allem bei „Mädchenwetter“ und er räumt noch mit einigen gängigen Vorurteilen auf. Er müsse weder eine Quote erfüllen, noch erhalte er eine Erfolgsprämie. Dann zieht Jürgen Schmidmeister weiter, die Parksünder von Neuburg fest im Visier.

    Lesen Sie hier weitere Teile unserer Sommerserie "Auf Achse":

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