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Neuburg: Es braucht mehr als ein gutes Fahrradklima in Neuburg

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Es braucht mehr als ein gutes Fahrradklima in Neuburg

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    Das sieht man in Neuburg an mehreren Stellen. Radwege enden im Nirgendwo. Das nervt den Radler nicht nur, es ist auch nicht ungefährlich – zumindest wenn er nicht absteigt.
    Das sieht man in Neuburg an mehreren Stellen. Radwege enden im Nirgendwo. Das nervt den Radler nicht nur, es ist auch nicht ungefährlich – zumindest wenn er nicht absteigt. Foto: Manfred Dittenhofer

    Befragungen und Datenauswertungen wie kürzlich der Fahrrad-Klimatest, „sind eine feine Sache, weil sie ein Stimmungsbild liefern“. Das jedenfalls findet Neuburgs zweiter Bürgermeister Johann Habermeyer, der diese Woche Oberbürgermeister Bernhard Gmehling vertritt. Dem Stadtoberhaupt ist das Thema allerdings so wichtig, dass er sich aus dem Urlaub meldete. Vor allem mit der Beurteilung des Radwegenetzes in dem Bericht ist Bernhard Gmehling nicht einverstanden.

    Außer in der Innenstadt gebe es, so der OB, 72 Kilometer Radwege. Um aber in der Innenstadt etwas entscheidend verändern zu können, brauche es die zweite Donaubrücke. Aber der Radverkehr gewinne immer mehr an Bedeutung in Neuburg. Deshalb plane die Stadt auch eine Brücke für Radler und Fußgänger. Damit diese kräftig gefördert wird, braucht es ein Konzept. Wie das aussehen soll, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.

    Neuburgs 2. Bürgermeister und der Verkehrsreferent waren von der Note 4+ für die Fahrradsituation in der Stadt positiv überrascht

    Nicht ungefährlich für Radfahrer: die Einmündung der Flachslandenstraße in die Grünauer Straße. Der Autofahrer sieht den Radler erst, wenn er schon auf dem Radweg steht. Aber: Radfahrer können diesen Gehweg benutzen, müssen aber nicht.
    Nicht ungefährlich für Radfahrer: die Einmündung der Flachslandenstraße in die Grünauer Straße. Der Autofahrer sieht den Radler erst, wenn er schon auf dem Radweg steht. Aber: Radfahrer können diesen Gehweg benutzen, müssen aber nicht. Foto: Manfred Dittenhofer

    Johann Habermayer schaute sich die Auswertung und die Einzelnoten für Neuburg im Vergleich mit anderen Städten dieser Größe an. Und er war, genauso wie Verkehrsreferent Bernhard Pfahler, positiv überrascht. Mit der Schulnote „4+“ hätten beide nicht gerechnet. Denn sie befürchteten eine noch schlechtere Bewertung. Habermeyer sieht die Bewertung pragmatisch. „Man muss diese Auswertung auch immer unter dem Aspekt der Erwartungshaltung der Befragten sehen. Und die scheint bei uns nicht allzu hoch zu sein.“

    Wie am Mittwoch bereits berichtet, wurde Neuburg beim Fahrrad-Klimatest erstmals ausgewertet und liegt bayern- und bundesweit im Mittelfeld. Wichtiger als die Gesamtnote sind Habermeyer die Unterschiede in den Kategorien. So schneidet Neuburg bei der Sicherheit und bei den Abstellflächen eher schwach ab. Der zweite Bürgermeister wünscht sich eine pragmatische Herangehensweise ohne ideologische Diskussionen, wenn es um den Radverkehr geht. „Wir müssen uns an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und aktiv an einem Miteinander der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer arbeiten.“

    Erst eine zweite Donaubrücke in Neuburg macht eine Umstrukturierung des Verkehrs im Stadtgebiet möglich

    Das weiße Fahrrad auf blauem Grund macht den Radweg verpflichtend - auch in Kombination mit einem Fußweg. Stellt sich die Frage, darf ein Radfahrer hier schon den Radweg verlassen, wenn er links abbiegen will?
    Das weiße Fahrrad auf blauem Grund macht den Radweg verpflichtend - auch in Kombination mit einem Fußweg. Stellt sich die Frage, darf ein Radfahrer hier schon den Radweg verlassen, wenn er links abbiegen will? Foto: Manfred Dittenhofer

    Zwei Brücken im Stadtgebiet spielen in diesen Überlegungen inzwischen eine große Rolle. Die geplante zweite Donaubrücke mache eine Umstrukturierung der Innenstadt erst möglich. Und dann rückt eine Fuß- und Radfahrerbrücke wieder in den Fokus der Stadt, die schon einmal Thema war. Dazu Gmehling: „Ich habe die Fußgängerbrücke im Westen der Insel schon 2008 vorgeschlagen, bin aber an einer Mehrheit im Stadtrat gescheitert.“ Diese Brücke könnte zu 80 Prozent mit Bundesfördergeldern finanziert werden. Um den Fördertopf anzuzapfen, braucht es aber ein Fahrradverkehrskonzept. So könnten die Ausgaben für Infrastruktur, wie Radwege, Ladestationen und Abstellplätze, zu vier Fünftel vom Bund zurückkommen. Neuburgs OB geht es vor allem um die Radbrücke.

    Allerdings ist die Thematik zeitkritisch. Bis Oktober muss das Konzept stehen und die Maßnahmen müssen dann bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Deshalb ist eine Konzepterstellung bereits ausgeschrieben worden. Sie steht kurz vor der Vergabe. Dieses Konzept müsse dann die Prüfung durch die Förderstelle bestehen und erst dann könne der Stadtrat beschließen, ob es realisiert wird. Wobei Habermeyer vor überzogenen Erwartungen warnt. Es werde keine Revolution geben, eher eine Evolution, also eine langsame, stete Entwicklung zum Besseren für alle. Schritte müssten formuliert und auch klar an die Bürger kommuniziert werden. „Die Bürger sollen wissen, was sie erwarten können.“

    Bernhard Pfahler widmet inzwischen zwei Drittel seiner Zeit als Verkehrsreferent im Stadtrat dem Radverkehr in Neuburg

    Verkehrsreferent Bernhard Pfahler ist inzwischen auch Fahrradbeauftragter der Stadt Neuburg und koordiniert im Verkehrsausschuss die Pläne und Maßnahmen. Zwei Drittel seiner Zeit als Verkehrsreferent verwendet er inzwischen nach eigener Aussage für den Radverkehr. Außerdem ist er im Austausch mit dem Agenda-Arbeitskreis Stadtentwicklung.

    Dort ist auch Günter Thaller aktiv. Er befürchtet, dass das zu erwartende Konzept nur Minimalansprüchen genügen wird. „Wir brauchen aber ein ganzheitliches Verkehrskonzept, das auch den ÖPNV und den restlichen Straßenverkehr einschließt.“ Davon hält wiederum der Oberbürgermeister nichts. „Konzepte haben wir viele, wir brauchen ganz konkrete Maßnahmen – wie eben die Radlbrücke.“

    Für Günter Thaller aus dem Agenda-Kreis Stadtentwicklung ist in Sachen Radverkehr oft der Rat der Polizei hinderlich

    Thaller sieht viele Verbesserungsvorschläge bereits im Verkehrsausschuss abgeblockt. Und oft sei der Rat der Polizei hinderlich. „Natürlich schauen die sich den Verkehr an. Sie sind aber keine Stadtplaner. Und immer wird den Autos Vorrang gegeben.“ Thaller geht sogar noch weiter. Alle Straßenbauprojekte müssten unter dem Aspekt der Pandemie neu überdacht werden, da sich Verkehrsaufkommen dauerhaft verändern könnten. Der Klimatest zeige deutlich, dass es viel zu tun gebe. So würde eine Aufhebung der Nutzungspflicht von Radwegen an manchen gefährlichen Einmündungen die Sicherheit der Radler erhöhen. Dann aber sei für Autos Tempo 30 gefordert.

    Auch Gerhard Schoder, Fraktionssprecher der Grünen im Stadtrat, schaut vor allem auf die Sicherheit. „In Neuburg ist Radfahren noch für 56 Prozent der Teilnehmer mehr Stress als Spaß. Und 70 Prozent sagten, die Radwege seien zu schmal.“

    Pfahler möchte, dass Neuburg dem Arbeitskreis „Fahrradfreundliche Kommunen in Bayern“ beitritt. „Dort könnten wir uns mit anderen vergleichbaren Städten austauschen.“ Eichstätt, Schrobenhausen und auch Ingolstadt sind bereits Mitglied. Der Erfahrungsaustausch mit Kommunen, die sich um mehr Rad bemühen, sei wichtig, so Pfahler.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Besser geht immer - doch nicht einfach so" von Manfred Rinke

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