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Neuburg: Der längste Wohnblock Neuburgs wird abgerissen - 32 Mieter müssen raus

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Der längste Wohnblock Neuburgs wird abgerissen - 32 Mieter müssen raus

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    Der lange Wohnblock  in der Neuburger Eybstraße aus den 30er Jahren soll verschwinden und durch einen Neubau mit bis zu drei Geschossen ersetzt werden.
    Der lange Wohnblock in der Neuburger Eybstraße aus den 30er Jahren soll verschwinden und durch einen Neubau mit bis zu drei Geschossen ersetzt werden. Foto: Winfried Rein

    Herbert Waschhauser (74) wohnt seit Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Mietblock in der Eybstraße. Jetzt muss er raus. Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Neuburg (GeWo) will B 259 abreißen und neu bauen. 32 Familien und Einzelmieter sind betroffen.

    Wohnblock in der Neuburger Eybstraße wird abgerissen

    Acht Eingänge mit jeweils vier Wohnungen – der 130 Meter lange Block ist in den 30er Jahren für Soldaten der Wehrmacht gebaut worden. Es sind Neuburgs günstigste Mietwohnungen für 180 bis 240 Euro monatlich (kalt). Sie bieten kaum Komfort und werden mit Öl und Kohleöfen beheizt. Aber sie sind begehrt.

    Herbert Waschhauser zeigt sein gemütliches Wohnzimmer. Seit 74 Jahren ist er hier zuhause.
    Herbert Waschhauser zeigt sein gemütliches Wohnzimmer. Seit 74 Jahren ist er hier zuhause. Foto: Winfried Rein

    „Ich habe lange gezögert“, sagt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, „aber nach einem Ortstermin war mir klar, dass diese Wohnungen wirtschaftlich nicht zu sanieren sind.“ Zusammen mit dem GeWo-Aufsichtsrat trägt sich der OB mit Neubauplänen. Anfang 2021 sollen sich die Stadträte damit befassen, dann soll ein Architektenwettbewerb folgen. Ab 2022 will die GeWo Zug um Zug neu bauen und 45 bis 60 Wohnungen hinstellen.

    Aktuelle Mieter müssen bis Silvester 2021 ausgezogen sein

    Die Eybstraße wird ihr Gesicht weiter verändern. Das liegt allein schon am Gastlokal „Kieferl“, das verschwunden und durch einen dichten Wohnblock mit 36 Einheiten ersetzt worden ist. Den Damm zur Dreigeschossigkeit hatte bereits zuvor ein anderer Neubau durchbrochen. Die Stadträte im Bauausschuss hatten mit 7:5 zugestimmt. Jetzt wird wohl auch B 259 dreigeschossig.

    Den aktuellen Mietern sind im Sommer die Kündigungen ins Haus geflattert. Bis Silvester 2021 sollen sie ausgezogen sein. „Wir legen Wert auf einen sanften und sozialverträglichen Umzug“, versichert der Oberbürgermeister. Die GeWo biete Ersatzwohnungen an. Und in der Berliner, Stettiner, Richard-Wagner- und Anton-Bruckner-Straße hätten etliche auch schon eine gefunden und zugesprochen bekommen. Die GeWo handle und helfe mit.

    13 Parteien wurden bisher vermittelt

    Wenn aus dem eigenen Bestand (352 Wohnungen) etwas frei wird, „bieten wir es den Mietern der Eybstraße an“, berichtet GeWo-Geschäftsführer Rainer Bierwagen. 13 Parteien seien bisher vermittelt worden, die ersten ziehen in den nächsten Tagen um. Der Geschäfts-führer weiß von den Emotionen in der Eybstraße. Die Kündigungen seien nicht leicht gefallen, „aber wir kommen jetzt um die Erneuerung nicht mehr herum.“

    „Wir würden gerne bleiben“, sagt eine Mutter am zweiten Blockeingang mit der Kündigung in der Hand. Ein neues Quartier haben sie noch nicht. „Vielleicht gehen wir nach Ingolstadt, raus müssen wir sowieso.“

    Eybstraße in Neuburg: Ein Mieter will kämpfen

    Familie Gorcheva muss mit Kater Benny ebenfalls ausziehen. Eine Ersatzwohnung sei noch nicht in Sicht.
    Familie Gorcheva muss mit Kater Benny ebenfalls ausziehen. Eine Ersatzwohnung sei noch nicht in Sicht. Foto: Winfried Rein

    „Nicht mit mir“, winkt Herbert Waschhauser ab. Er hat sich einen Rechtsanwalt genommen und lässt sich so schnell nicht „entmieten“. Sein ganzes Leben lang wohnt der Pensionär in der gleichen Wohnung in der Eybstraße. Sie blieb auch während seiner Berufszeit als Vertriebsleiter in Karlsruhe Hauptwohnsitz.

    Im Dezember 1943 waren seine Eltern Ludwig und Anna Maria Waschhauser eingezogen. 1945 ist Sohn Herbert auf die Welt gekommen, zusammen mit drei Geschwistern wuchs er in der Eybstraße auf. Es sei die ärmste und kinderreichste Straße der Stadt gewesen. „Wir haben gespielt und geschussert. Es gab 100 Kinder und nur vier Autos in der Straße.“

    Früher kostete die Wohnung 26 Mark im Monat

    Die Wohnung kostete damals 26 Mark monatlich. Heute zahlt Herbert Waschhauser für seine 50 Quadratmeter 240 Euro. In den 90er Jahren stand eine Sanierung zur Debatte, „aber die Stadt hat nichts gemacht.“ Er hat sich die knappen Räume gemütlich eingerichtet, heizt mit Radiatoren. Alle Mietverträge und Schreiben hat er aufbewahrt. Er ist der Ur-Mieter der Eybstraße.

    Das Angebot einer Wohnung in der Anton-Bruckner-Straße in der Nähe des BMW-Autohauses Schweitzer hat er abgelehnt: „Zu weit weg.“ Er besitzt kein Auto und will seine Geschäfte und den Arzt in erreichbarer Nähe haben. Von der Stadt erwartet Herbert Waschhauser eine angemessene Abfindung, Umzugshilfe und eine Wohnung im Zentrum. „Oberbürgermeister Bernhard Gmehling wird das schon regeln“, hat er großes Vertrauen in das Stadtoberhaupt.

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