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Nachruf: Nach Tod von Karl Seitle: Das hat der Ex-Bürgermeister für Karlshuld geleistet

Nachruf

Nach Tod von Karl Seitle: Das hat der Ex-Bürgermeister für Karlshuld geleistet

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    Karl Seitle als junger Mann, wie er von Bürgermeister Josef Geier seine Ernennungsurkunde zum Oberinspektor erhielt.
    Karl Seitle als junger Mann, wie er von Bürgermeister Josef Geier seine Ernennungsurkunde zum Oberinspektor erhielt.

    Der letzte große Text über Karl Seitle in unserer Zeitung begann mit dem Satz: „Das hat sich Karl Seitle auch ganz anders vorgestellt.“ Das war vor knapp einem Jahr im April 2020. Gemeint war sein 70. Geburtstag und sein Abschied aus dem Berufsleben. Beides hätte er gerne groß gefeiert, aber Corona ließ es nicht zu. Letztes sollte nachgeholt werden - „angemessen und wie er es verdient hätte.“ So beschreibt es Michael Lederer, dem der würdige Abschied in den Ruhestand seines Vorgängers ein besonderes Anliegen war, welches coronabedingt immer wieder verschoben werden musste. Nun wird es dazu nicht mehr kommen. Am Samstag verstarb Karl Seitle in seinem Haus in Karlshuld überraschend an einem Herzinfarkt.

    Sein Leben lang benannte Karl Seitle die Dinge, die er sich anders vorstellte, beim Namen. Sei es auf Kreisebene, wo er seinen Weggefährten als kritische und unbestechliche Stimme in Erinnerung ist. Sei es in Karlshuld, seiner Gemeinde, die er in 36 Jahren mit Weitsicht und unermüdlichem Engagement zur Donaumoos-Metropole machte. Seine Handschrift ist heute in vielen Bereichen sichtbar: Da wäre etwa die gemeinsame Kläranlage mit Königsmoos, der Bau der Dreifachturnhalle, die Sanierung der Schule – und natürlich der Bau des Kreisverkehrs am Scharfen Eck. Das war der erste im Landkreis überhaupt. Das festzuhalten, darauf legte Karl Seitle großen Wert. „Er handelte oft nach der Devise: Wir dürfen auch mal die ersten sein“, sagt einer, der es wissen muss.

    Dies Aufnahme entstand im Oktober 2019, im Herbst vor der Kommunalwahl.
    Dies Aufnahme entstand im Oktober 2019, im Herbst vor der Kommunalwahl.

    18 Jahre saß Michael Lederer im Gemeinderat, den Karl Seitle als Bürgermeister leitete. Als Stellvertreter und als sein Nachfolger an der Spitze der Gemeinde verbindet Lederer eine besondere Beziehung mit dem Verstorbenen. „Karl war ein absoluter Visionär für Karlshuld, hatte immer ein offenes Ohr für die Bürger und ein feines Gespür dafür, was die Gemeinde gerade braucht“, sagt Lederer. Wider der Skeptiker und Kritiker setzte er mit dem ersten Kreisverkehr und der ersten Kinderkrippe klare Zeichen und bewies Mut und Risikobereitschaft.

    Auch von seinem Leben nach der Kommunalpolitik hatte Seitle genaue Vorstellungen. Besser gesagt, wusste er genau, was er nicht wollte. Seine Posten als Vorsitzender der Ambachgruppe und als Verwaltungsrat bei der Agentur für Arbeit gab er ab. Zahlreiche Angebote für Posten als Vorsitzender von Vereinen schlug er aus. Sogar der Pfarrer soll damals eine Absage bekommen haben.

    Karl Seitle war ein Familienmensch

    Nicht einmal sein Freund und langjähriger Weggefährte, Peter Märtl, konnte ihn mit seinem Vorschlag, doch wieder Brieftauben zu züchten, begeistern. Das hatte er schon einmal gemacht, und zwar ziemlich erfolgreich: Seitle war einst deutscher Juniorenmeister. Als er 1984 Bürgermeister wurde, hat er das zeitintensive Hobby allerdings an den Nagel gehängt.

    Viel lieber wollte Seitle Zeit mit seinen vier Enkelkindern verbringen. „Er war ein absoluter Familienmensch und hat das gelebt“, erzählt Lederer. Auch wenn sie sich den Vater mit der Gemeinde teilen mussten, sei für ihn nichts über die Familie gegangen. Die Enkelkinder machten den vierfachen Großvater besonders stolz.

    Ein Abschied soll trotz Corona für alle möglich sein

    Nun wird auch der letzte Abschied nicht ganz so werden, wie man es sich vorstellt für jemanden, der sich so verdient gemacht hat um eine Gemeinde und eine Region. „Ich habe mit der Familie gesprochen und wir möchten, dass sich alle verabschieden können – coronakonform natürlich“, sagt Lederer. Einiges müsse noch abgeklärt und organisiert werden. Sicher ist, dass der Sarg ab Montag im Leichenhaus aufgebahrt wird. Dort können Bürger Abschied nehmen. Im Pfarrsaal hat außerdem jeder die Möglichkeit, sich in ein Kondolenzbuch einzutragen.

    Ob sich Karl Seitle das so vorgestellt hat oder nicht, vermag niemand zu sagen. Bestimmt würde es ihn aber freuen, dass sich die Menschen in Karlshuld und auch darüber hinaus immer an seinen berühmten Griff in die linke Sakko-Tasche erinnern werden, wie er das Kuvert hervorzieht und einem Vereinsvorsitzenden überreicht. Ach ja, und: „Zoit is a scho.“

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