Müllentsorgung wird günstiger
Erst die gute Nachricht: Die Landkreise und Städte zahlen ab 2010 bei der Müllverwertungsanlage Ingolstadt deutlich weniger Verbrennungskosten. Die schlechte Nachricht für die Bürger in Neuburg-Schrobenhausen: Obwohl der Preis um 20 auf jetzt dann 180 Euro sinken wird, sieht der Werkleiter der Landkreisbetriebe keine Möglichkeit für eine weitere Gebührensenkung. Das teilte Franz-Josef Simon gestern am Rande der Sitzung des Müllzweckverbandes auf Anfrage der NR mit.
Die Einsparung sei nicht so groß, dass man sie an die Müllbürger weiterreichen könnte, begründet Simon. Der Landkreis schickt jährlich etwa 10 000 Tonnen in die MVA.
Preisdruck durch "versteckte" Verbrennungsanlagen
Der Zweckverband schreibt nach dem Bericht von Geschäftsführer Gerhard Meier nach wie vor sehr gute Zahlen, obwohl man mit einem Preisverfall zu kämpfen hat, der inzwischen in ganz Europa herrscht. Eine wesentliche Ursache sind die so genannten "versteckten" Verbrennungsanlagen, die mit "Ersatzbrennstoffen" betrieben werden dürfen. Dabei handelt es sich im Klartext um Öfen, die mit bestimmten Abfallprodukten beheizt werden, wobei die Betriebsauflagen deutlich geringer sind. 49 solcher Anlagen mit einem Jahresvolumen von 2,7 Millionen Tonnen sind derzeit im Bau - die Konkurrenz wächst also. Dazu kommt die Tatsache, dass in Deutschland und den Niederlanden derzeit die Kapazität von 46 Verbrennungsöfen erweitert wird oder die Planung dafür läuft. Wenn alles realisiert werden sollte, wären das noch einmal 7,88 Millionen Jahrestonnen.
Angesichts dieses harten Wettbewerbs ist der Zweckverband froh, dass man die Verträge zur Entsorgung auch der Landkreise Ebersberg, Erding und Garmisch-Partenkirchen jetzt unter Dach und Fach gebracht hat. Die MVA Ingolstadt verarbeitet damit den Abfall von insgesamt 1,1 Millionen Bürgern.
Wenn die finanzielle Bilanz trotz des Konkurrenzdrucks immer noch rosig ausschaut, dann ist das nur dem Verkauf von Wärme und Strom zu verdanken. Teilweise ging der Absatz von Megawattstunden zwar zurück, aber die Preisgleitklauseln sorgten im Zusammenspiel mit den hohen Öl- und Gaspreisen im vergangenen Jahr für ordentlich sprudelnde Einnahmen.
Wie schon mehrfach ausführlich berichtet, "zapft" die MVA jetzt dann auch Abwärmequellen in der nahen Petroplus-Raffinerie an, wobei Meier in diesem Zusammenhang ausdrücklich OB Alfred Lehmann lobte. Der Zweckverbandsvorsitzende habe dieses Zukunftsprojekt, das jährlich bis zu 67 000 Tonnen CO2 einsparen hilft, ganz persönlich vorangetragen. Wenn das erforderliche Fernwärmeleitungsnetz dafür bis in das Audi-Werk ausgebaut ist, will man sich gleich auf das nächste Geschäftsfeld stürzen: den Wärmeverkauf im Sommer zum Betrieb von Klimaanlagen. Auch da gibt es laut Meier "möglicherweise sehr gute Zusatzeinnahmen".
Bauchweh bereiteten der Zweckverbandsversammlung die aktuellen Meldungen von den Koalitionsverhandlungen in Berlin. Wenn die Abfallentsorgung künftig tatsächlich in voller Höhe umsatzsteuerpflichtig werde und die Zweckverbände auch Gewerbesteuer zahlen müssen sollten, dann sei das ein herber Schlag. Vorsorglich haben die Zweckverbände deshalb schon mal Landkreis- und Städtetag um Hilfe gebeten.
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