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Foto: Christof Paulus (Archiv)
Foto: Christof Paulus (Archiv)

Nach der Ankündigung der KJF, sich als Träger der Neuburger Klinik zurückzuziehen, kommt Kritik auf.

Neuburg
12.11.2021

Kritik nach KJF-Abzug aus Neuburg: Klinik wurde "heruntergefahren"

Von Winfried Rein

Über den Rückzug der KJF als Träger der Klinik in Neuburg herrscht Enttäuschung. Welche Punkte für Kritik sorgen und wovor sich Beteiligte nun am meisten sorgen.

„Mir tut es wirklich weh.“ Camill Herrmann hat die Misere des Neuburger Krankenhauses kommen sehen. Der Augsburger Träger KJF hatte bei der Übernahme 2017 keine Erfahrung mit Akutkrankenhäusern. „Dennoch hatte ich mir nicht vorstellen können, dass man ein Haus in vier Jahren derart herunterfahren kann“, sagt der frühere Chefarzt und Ärztliche Direktor.

Die Nachricht von der beabsichtigten Aufgabe der Neuburger Kliniken beschäftigt den ganzen Landkreis. Die Katholische Jugendfürsorge will sich offenbar so rasch wie möglich aus Neuburg zurückziehen. Angeblich sind in den vergangenen drei Jahren 24 Millionen Euro Defizit aufgelaufen. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht. Die KJF hat selten Zahlen herausgegeben. Dass der neue Träger nicht dasselbe Maß an Empathie aufbringen wird wie die Ordensschwestern der Elisabethinerinnen, das habe man vermuten können. Die Augsburger hätten aber auch wenig Bezug zu Neuburg gefunden, überlegt Klinikseelsorger Anton Tischinger. „Manchmal war wochenlang kein Geschäftsführer im Haus präsent.“ Da sei es schwer gewesen, Kontakt aufzunehmen.

Kritik nach angekündigtem Rückzug der KJF aus Neuburg

Der „Freundeskreis“ der Kliniken fühlt sich gerade wie vor den Kopf gestoßen. Vor kurzem überreichte man Geschäftsführer Gerd Koslowski wieder eine Spende, „aber von der Aufgabe der Trägerschaft haben wir im Vorfeld kein Wort erfahren“, sagt Roswitha Haß. Für sie wäre es „das Schlimmste“, wenn ein privater Konzern mit rücksichtslosem Kostendruck das Neuburger Krankenhaus übernehmen würde.

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Foto: Winfried Rein
Foto: Winfried Rein

So verkündeten sie die Nachricht von der Aufgabe: KJF-Vorstandschef Markus Mayer (links) und Geschäftsführer Gerd Koslowski.

Ordensschwester Maria Goretti Böck sagte gestern, der ganze Orden sei „sehr enttäuscht“. Unter ihrer Ägide als Generaloberin war die Übergabe 2016/17 vorbereitet und vollzogen worden. Es sollte ein kirchlicher Träger sein. Das hätten auch die Barmherzigen Brüder mit ihrer Kompetenz im Gesundheitswesen sein können. Doch die Verhandlungen sind abgebrochen worden, der Augsburger Bischof wollte offenbar einen Träger aus der eigenen Diözese. „Wir hatten es gut gemeint mit der Lösung KJF“, sagt Maria Goretti Böck. „Aber es hat sich jetzt anders gezeigt.“ Der Orden hält jetzt den Landkreis für den richtigen Träger – ganz im Gegensatz zu 2017.

Wird nun der Landkreis Träger des Neuburger Krankenhauses?

„Die Lage ist seitdem allerdings schwieriger geworden“, findet Klaus Brems. „Ich hoffe trotzdem, dass der Landkreis zugreift.“ Der Weggang des Trägers KJF überrascht den früheren Referenten des Kreistages nicht, es sei von Anfang an ein gestörtes Vertrauen dagewesen. „Der Träger hat ja nicht einmal offizielle Zahlen weitergegeben.“ Wenn Neuburg jetzt nur noch „Portalklinik“ für größere Häuser werden würde, bedeute das einen riesen Verlust in der Gesundheitsversorgung. Klaus Brems befürwortet ein Landkreiskonzept mit Neuburg und Schrobenhausen, „dazu braucht Landrat Peter von der Grün einen Plan A und B“. Außerdem müsse Oberbürgermeister Bernhard Gmehling „endlich klar Stellung beziehen“.

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Für Camill Herrmann geht die Rechnung nicht auf, „dass aus zwei schwächeren Kliniken eine starke werden kann“. Das funktioniere nicht. Man müsse neu bewerten, einsparen und verlegen – eine undankbare Aufgabe für die Politiker. Dass der Landkreis das stemmen kann, bezweifelt der Chefarzt a. D. Am meisten ärgert ihn, dass der Augsburger Träger mit seiner Personalpolitik „die guten Teams der Klinik St. Elisabeth auseinandergebracht hat“.

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