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Kreis Neuburg-Schrobenhausen: Jubiläum: Das leistet die Rumänien-Hilfe des BRK Neuburg-Schrobenhausen

Kreis Neuburg-Schrobenhausen

Jubiläum: Das leistet die Rumänien-Hilfe des BRK Neuburg-Schrobenhausen

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    Heute vor 25 Jahren im rumänischen Iasi: Die Dialysemaschine der Humanitären Hilfe aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen rettet das Leben der kleinen Emilia. In der Mitte Chefarzt Ovidiu Brumariu, der das Projekt vor Ort begleitete.
    Heute vor 25 Jahren im rumänischen Iasi: Die Dialysemaschine der Humanitären Hilfe aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen rettet das Leben der kleinen Emilia. In der Mitte Chefarzt Ovidiu Brumariu, der das Projekt vor Ort begleitete. Foto: BRK Neuburg-Schrobenhausen
    Freude über neue Puppen: Die Neuburger Ärztin Rodica Leporda (hinten links), die vor allem mit dem vor über zwei Jahren verstorbenen Toni Drexler das Gesicht der Rumänienhilfe aus dem Landkreis darstellt, beschenkt Emilia und ihre Freundinnen.
    Freude über neue Puppen: Die Neuburger Ärztin Rodica Leporda (hinten links), die vor allem mit dem vor über zwei Jahren verstorbenen Toni Drexler das Gesicht der Rumänienhilfe aus dem Landkreis darstellt, beschenkt Emilia und ihre Freundinnen. Foto: BRK Neuburg-Schrobenhausen

    Auf ein historisches Datum blickt die Humanitäre Hilfe im BRK-Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen am heutigen Freitag zurück. Auf den Tag genau ist es 25 Jahre her, dass in der rumänischen Großstadt Iasi ein Leuchtturmprojekt gefeiert werden konnte. 17 Männer und Frauen hatten es geschafft, nach enormen Vorbereitungsarbeiten innerhalb von nur einer Woche eine komplette Kinderdialysestation einzurichten. Und die wurde dringendst benötigt. Für die todkranke, acht Jahre alte Emilia wurde die Blutwäsche zur Rettung in letzter Sekunde. Das Kind hat überlebt! Heute ist sie eine junge Frau. Sie lebt inzwischen in der Nähe von Kronstadt und sagt ihren Rettern ein herzliches Dankeschön, ebenso wie die Neuburger Ärztin Rodica Leporda, die das Projekt mit dem im August 2018 verstorbenen Toni Drexler federführend begleitet hat.

    „Die Menschen aus dem Landkreis haben unheimlich viel für die Kinder und Jugendlichen in der Umgebung von Iasi getan“, betont sie. Inzwischen seien 40.352 Dialysen durchgeführt und 194 kleinen Patienten das Leben geschenkt worden. Heute erinnert ein Schild an der Tür zur Dialysestation daran, dass sie vom Roten Kreuz aus dem fernen Schrobenhausen eingerichtet wurde. Ähnliche Schilder könnten auch an den Eingängen zur Frühchen- und zur Kinderintensivstation hängen. Beide wurden ebenfalls von der Humanitären Hilfe gründlichst auf Vordermann gebracht. Im Detail bedeutete dies tonnenschwere Lieferungen an Medizin- und sonstigen Geräten in Verbindung mit soliden Handwerkerleistungen.

    Toni Drexler, Gründer der Humanitären Hilfe in Neuburg-Schrobenhausen , nahm enorme Belastungen auf sich

    Vielseitige Einsatzkräfte bauten die komplette Infrastruktur auf, von der Dialyse, über Deckenleuchten bis zum WC.
    Vielseitige Einsatzkräfte bauten die komplette Infrastruktur auf, von der Dialyse, über Deckenleuchten bis zum WC. Foto: BRK Neuburg-Schrobenhausen

    Doch zurück zum Jubiläum: Vorsitzender Robert Augustin sagt, es sei sehr schade, dass wegen der Pandemie nicht mit der Mannschaft von damals gefeiert werden könne. Aber irgendwann werde man das bestimmt nachholen. Er sei aber schon stolz auf die Leistung seines Vorgängers. Toni Drexler, der Gründer der Humanitären Hilfe, habe mit dem Dialyseprojekt Meilensteine in Angriff genommen. Hans Neugschwendner, ein bewährter BRK-Hase, der damals dabei war, ist sich ziemlich sicher, dass er so etwas nicht noch einmal machen würde. Die Belastungen seien enorm gewesen, weil alles von Zuhause mitgebracht werden musste. Alles wurde damals mit den Werkzeugen in Gitterboxen verschlossen. Man habe schlicht verhindern wollen, dass wegen eines Langfingers die ganze Baustelle stehen bleibe, sagt heute Sigi Natzer, damals mit Ehefrau Ute in Iasi dabei. Hinzu kamen neben anderen Unwägbarkeiten auch noch umständliche Grenzübertritte.

    Acht Dialysemaschinen bekam die Humanitäre Hilfe als Spende. Selbst zu bezahlen musste sie dagegen die Wasserversorgung, genauer die Reinstwasserversorgung. Eine Spezialfirma passte die verschiedenen Filtersysteme genau den Erfordernissen in Iasi an und lieferte sie dann fertig verbaut im Stahlrahmen. Zwischenzeitlich kam immer wieder auf Einladung der Humanitären Hilfe Besuch aus Rumänien nach Schrobenhausen. Ärzte, Pfleger und Techniker schauten sich im Kreiskrankenhaus um oder lernten auch an Münchener Kliniken in Sachen Blutwäsche dazu.

    Das Rotkreuz-Team aus Neuburg-Schrobenhausen bewies in der Klinik in Rumänien seine Vielseitigkeit

    Nur einen Tag nach der ersten Blutwäsche kann Emilia schon wieder lachen, hier mit Toni Drexler im Rotkreuzlaster.
    Nur einen Tag nach der ersten Blutwäsche kann Emilia schon wieder lachen, hier mit Toni Drexler im Rotkreuzlaster. Foto: BRK Neuburg-Schrobenhausen

    Drei Lastzüge, drei Kleinbusse, ein Pkw sowie 17 Männer und Frauen bildeten schließlich den Konvoi, der die komplette Dialysestation ins 1500 Kilometer entfernt Iasi brachte. Dort sollten nur die Räume für die neue Station vorbereitet werden. Als das nicht funktionierte, setzte sich Rodica Lepordas Ehemann George ins Flugzeug und schob vor Ort an. So waren die Zimmer doch noch fast fertig geworden, als die BRK-Laster auf den Hof der Klinik rollten. Dann bewies das Team im Rotkreuz-Outfit seine Vielseitigkeit. Maurer waren ebenso gefragt, wie Installateure und Stromtechniker. Männer und Frauen schraubten am Wasserwerk, legten sich zum Test der Geräte EKG-Elektroden an und sortierten Medikamente in die Regale. Für die ersten 1000 Behandlungen war nämlich alles mitgebracht worden. Sogar Fernsehgeräte und Kinderzeichnungen für den großen Behandlungsraum.

    Im Gepäck waren aber auch eine Kücheneinrichtung, Lebensmittel, Schlafsäcke und Benzin für die komplette Expedition. Einsatzleiter Toni Drexler wollte damit nur Wartepausen vor überlasteten Zapfsäulen oder auf der Baustelle vermeiden. Die Rechnung ging auf, vor allem, als es hieß: „Die Station muss schnellstens fertig werden, weil die erste kleine Patientin nicht mehr lange warten kann.“ Rodica Leporda ist voll des Lobes auf ihre Rotkreuzmannschaft, wenn sie daran zurückdenkt, wie rund um die Uhr geschuftet worden sei.

    Die achtjährige Emilia war schon fast leblos, als sie an die Maschinen angeschlossen wurde

    Die Technik der Dialysestation war kaum freigegeben, da trug ein kräftiger Pfleger die fast leblose Emilia zu ihrem Bett. Rodica Leporda, die rumänischen Ärzte und Pfleger und das Team der Humanitären Hilfe standen ganz nah dabei, als die lebensrettenden Maschinen ganz leise summend ihren Dienst aufnahmen und das Blut des Kindes zu den Filtern saugten. Sigi Natzer sah auch zu, als sich das aufgedunsene Gesicht der Achtjährigen zusehends entspannte. Und er berichtet heute gerne darüber, „wie wir und Emilia Freunde geworden sind, auch wenn wir zwei verschiedene Sprachen gesprochen haben“.

    Dass die Aktion Dialyse für die Humanitäre Hilfe ein Höhepunkt der Arbeit war, betont Rodica Leporda immer wieder. Es sei richtig gewesen, gerade in dieser Gegend mit der Aufbauarbeit für kleine Patienten zu beginnen, die sonst keine Überlebenschancen gehabt hätten. Die Kliniken in der Universitätsstadt seien zuständig für sechs Millionen Einwohner, darunter sehr viele Kinder. Die würden sich durch Infektionen durch Streptokokken oder auch immer wieder Pilzvergiftungen so schwere Nierenschäden zuziehen, dass sie auf Dauer dialysepflichtig würden.

    Dass das Rote Kreuz mit Hilfsgütern in Rumänien helfen konnte, ist vor allem auch ein Verdient der Landkreisbürger

    Als die Neuburger Ärztin im Jahr 1990 erstmals gemeinsam mit der Humanitären Hilfe des Roten Kreuzes Hilfsgüter nach Rumänien geschafft hatte, da hörte sie noch von vielen Todesfällen als Folge von Nierenversagen. „Das gehört heute der Vergangenheit an und das ist auch ein großer Verdienst der Landkreisbevölkerung, weil sie so großzügig gespendet hat“, lobt sie.

    Viele Kinder konnten über Jahre hinweg überleben, weil das Rote Kreuz den Unterhalt der kompletten Anlage sicherstellte und ständig Verbrauchsmaterial und auch Ersatzteile lieferte. Inzwischen komme das Land für den Betrieb auf. Außerdem hätten 56 Kinder inzwischen eine Spenderniere erhalten, weil die Klinik jetzt auch Transplantationen durchführe. Das BRK-Projekt sei in jeder Beziehung ein Erfolg gewesen.

    Wer die Arbeit der Humanitären Hilfe unterstützen möchte, kann dies sehr gerne durch aktive Mithilfe oder aber auch durch Spenden auf das Konto der Humanitären Hilfe bei der Stadtsparkasse Aichach-Schrobenhausen unter DE92720512100000050500 tun! Auf Wunsch werden auch Spendenquittungen ausgestellt. (nr)

    Lesen Sie dazu auch:

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