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Kommunalwahl 2020: Eine Sensation: Ingolstadt bekommt einen SPD-Oberbürgermeister

Kommunalwahl 2020

Eine Sensation: Ingolstadt bekommt einen SPD-Oberbürgermeister

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    CSU-Oberbürgermeister Christian Lösel (links) erlitt bei der Stichwahl eine herbe Niederlage. Sein Nachfolger im Amt wird der SPD-Mann Christian Scharpf (rechts).
    CSU-Oberbürgermeister Christian Lösel (links) erlitt bei der Stichwahl eine herbe Niederlage. Sein Nachfolger im Amt wird der SPD-Mann Christian Scharpf (rechts). Foto: Luzia Grasser

    Bei der Wahl vor zwei Wochen lieferten sich Amtsinhaber Christian Lösel (CSU) und Herausforderer Christian Scharpf (SPD) ein Kopf-an-Kopf-Rennen – mit hauchdünnem Vorsprung für Lösel. Am Sonntag bei der Stichwahl hat der SPD-Mann dann aber doch – für viele überraschend – haushoch gewonnen. Mit nur noch rund 40 Prozent (40,72 Prozent) wählten die Ingolstädter Lösel nach nur einer Amtszeit als Oberbürgermeister aus dem Amt.

    Seit 1972 führten CSU-Oberbürgermeister Ingolstadt

    Fast ein halbes Jahrhundert lang – seit 1972 – stand ein CSU-Oberbürgermeister an der Spitze Ingolstadts. Jetzt haben sich die Ingolstädter Wähler für einen Politikwechsel entschieden. Der 48-jährige Scharpf wird in den kommenden sechs Jahren an der Spitze der Stadt stehen.

    Christian Lösel hat seinem Nachfolger bereits am Telefon gratuliert, da waren noch nicht einmal alle Stimmen ausgezählt. Doch von Beginn an lag Scharpf in Führung – das sollte sich bis zum Ende nicht mehr ändern.

    Als es an der Sensation bereits nichts mehr zu rütteln gab, kam Christian Scharpf mit seiner Frau Stefanie ins Rathaus. Wenig später kam Christian Lösel mit einem „Herzlichen Glückwunsch“ in den Sitzungssaal. Er versprach, seinen Nachfolger sofort in die Abläufe einzuarbeiten, ihn bereits ab Montag in den Corona-Krisenstand miteinzubinden und für eine reibungslose Amtsübergabe zu sorgen.

    Scharpf bringt bereits jede Menge Rathaus-Erfahrung mit. Allerdings nicht aus Ingolstadt, sondern aus München, wo er zuletzt als Stadtdirektor unter OB Dieter Reiter tätig war. In einer ersten Analyse freute er sich über seinen Erfolg, zeigt sich aber nicht sonderlich überrascht. Nach dem knappen Wahlergebnis vor zwei Wochen und der Gewissheit, dass sich viele Wähler der anderen OB-Kandidaten für ihn entscheiden würden, sei das Ergebnis realistisch gewesen. Er betonte aber auch, dass er das Amt jetzt „mit Demut“ annehme, er wisse um „die Bürde des Amtes“. Gerade jetzt, in Corona-Zeiten.

    Ein Grund für den Wahlausgang 2020 in Ingolstadt: die Lehmann-Affäre

    Für das Wahlergebnis und den Wunsch nach einem Wechsel hält Scharpf vor allen Dingen zwei Aspekte für ausschlaggebend. Zum einen den Politikstil in Ingolstadt: „Das Klima im Stadtrat ist unterirdisch schlecht.“ Aber er verweist auch auf die Lehmann-Affäre. Die hatte – obwohl der Prozess bereits im Oktober mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe wegen Korruptionsdelikten für den Ex-OB zu Ende gegangen war – auch immer wieder mit in den Wahlkampf hineingespielt. Christian Lösel selbst hält die dubiosen Immobiliendeals seines Vorgängers ebenfalls für einen der ausschlaggebenden Punkte seiner Wahl-Niederlage. Er selbst habe viele Entwicklungen aus der Zeit vor seiner OB-Zeit aufarbeiten müssen, betonte er immer wieder.

    Der Tatsache, dass Christian Scharpf zuletzt lange mit seiner Familie in München gelebt hatte, konnten die Wähler offenbar viel Positives abgewinnen, glaubt der neue Oberbürgermeister: „Es war ein Vorteil, nicht Teil des Ingolstädter Polit-Establishments zu sein.“

    Stichwahl 2020: Lesen Sie dazu auch unseren Live-Blog.

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