Kaum haben sich die Kommunen auf die neuen, schärferen Quarantänebestimmungen eingestellt und teilweise ihre Tagungsräume für die Gemeinderatssitzungen gewechselt, schon gibt es den ersten Fall im Landkreis, der die Maßnahmen auf die Probe stellt. In Karlskron hat am Montag ein mit dem Coronavirus infizierter Zuhörer an der Sitzung teilgenommen. Als Bürgermeister Stefan Kumpf davon tags darauf erfahren hat, stand zu befürchten, dass 15 Gemeinderäte, zwei Verwaltungsmitarbeiter, der Bürgermeister selbst und weitere neun Besucher in Quarantäne geschickt werden müssen. Doch es kam ganz anders.
Schon seit einem Jahr tagt der Gemeinderat Karlskron in einem Teil der großen Schulturnhalle. Wegen der neuen Vorgaben des Robert-Koch-Instituts wurden lediglich die Zuhörer auf die Tribüne „verbannt“. Die besagt nämlich, dass unter Umständen alle Personen unabhängig von Abstand und Maske in Quarantäne müssen, sobald sie sich im Falle einer Infizierung im selben Raum aufgehalten haben. Außerdem haben die Gemeinderäte zusammen mit der Ladung für die Sitzung einen Schnelltest erhalten, den sie auf Bitte von Kumpf am Montag durchführen sollten.
Corona-Infizierter meldet sich einen Tag später bei Stefan Kumpf
Als sich am Dienstagnachmittag gegen 16.30 Uhr ein Bürger bei Stefan Kumpf meldete, der positiv auf Corona getestet worden war und tags zuvor an der Sitzung als Zuhörer teilgenommen hatte, informierte der Bürgermeister das Gesundheitsamt. Wie Kumpf erzählt, habe deren stellvertretende Leiterin, Verena Eubel, „sofort die Sprengkraft in dieser Meldung verstanden“ und ist zusammen mit einem Mitarbeiter Mittwochfrüh nach Karlskron gefahren, um sich die Situation vor Ort anzusehen. Dort rekonstruierten sie zusammen mit Kumpf die Gegebenheiten während der Sitzung: Wer saß wo? Wer hatte FFP2-Masken auf? Wer stand möglicherweise mit wem zusammen? Wer ist wann gekommen und wer ist wann gegangen? Auch die Belüftung wurde unter die Lupe genommen. In diesem Fall war die Außentüre über den gesamten Zeitraum der öffentlichen Sitzung geöffnet und die Lüftungsanlage war auf „Mehrzweckbetrieb“ eingestellt.
Die Bilanz der Amtsärztin bestätigte Kumpf und seine Verwaltung in den Vorkehrungen. „Wir haben alles getan, um die Sitzung sicher zu gestalten“, sagte Kumpf, und deshalb lautete das Ergebnis von Verena Eubel auch: Besser geht’s nicht. Durch die Raumgröße und die Belüftung sei es nicht zu einer hohen Konzentration infektiöser Aerosole in der Luft gekommen, Abstände seien ausreichend eingehalten worden, Masken wurden von allen Teilnehmern – mit Ausnahme von Stefan Kumpf, der am Rednerpult stand – getragen. Es sei deshalb sehr unwahrscheinlich, dass sich unter diesem Umständen jemand in der Sitzung angesteckt habe, lautete das Ergebnis der Amtsärztin. Und aus diesem Grund seien die Anwesenden allesamt nicht als enge Kontaktpersonen einzustufen und müssten deshalb auch nicht in Quarantäne.
Gemeinderäte aus Karlskron werden am Mittwoch über den Coronafall informiert
Stefan Kumpf hat Mittwochmittag seine Gemeinderäte über das Ergebnis informiert, die zehn Besucher wolle er persönlich anrufen, sagte er. Als Rückmeldung auf die Nachricht erhielt er aus den Reihen seiner Räte unter anderem den Vorschlag, dass künftig eventuell auch Besucher einen Schnelltest vor einer Sitzung machen sollten – so wie in Burgheim. Dort hat Bürgermeister Michael Böhm einen Test vor der Sitzung für alle Anwesenden zur Pflicht gemacht.
Das Gesundheitsamt hat trotz Entwarnung empfohlen, dass alle Sitzungsteilnehmer zunächst ihre Kontakte soweit möglich reduzieren, auf Symptome achten und bei Anzeichen umgehend einen Test machen sollen. Um sicherzugehen, dass auch wirklich niemand infiziert worden ist, sollten alle Betroffenen zeitnah einen PCR-Test in einem der Testzentren machen lassen.
Stefan Kumpf lobt die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Neuburg
Stefan Kumpf lobt in diesem Zusammenhang ausdrücklich das Gesundheitsamt für seine Arbeit und „das Augenmaß der Maßnahmen“. Darüber hinaus fühlt er sich bestätigt, dass die Vorkehrungen, die seine Geschäftsleitung in Eigenregie getroffen habe, den Vorgaben des RKI gerecht geworden ist. „Unsere Entscheidung war genau richtig.“
Der Fall ist für das Landratsamt ein Beweis dafür, dass jeder Fall individuell betrachtet werden muss. „Mann kann eben nicht pauschal sagen: ein Raum ist gleich Quarantäne“, sagt Behördensprecherin Sabine Gooss.
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