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Karlshuld/Neuburg: Die Geschichte der Donaumoos-Räuber wird verfilmt

Karlshuld/Neuburg

Die Geschichte der Donaumoos-Räuber wird verfilmt

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    Alkohol spielte gewiss eine Rolle bei den Schandtaten des Eduard Gänswürger (Philipp Andriotis) – so wie Gumps Spielsucht (Mike Sobotka). In dieser Szene erschießt Gänswürger die Krämersfrau Margarethe Kufer (Anna Funk).
    Alkohol spielte gewiss eine Rolle bei den Schandtaten des Eduard Gänswürger (Philipp Andriotis) – so wie Gumps Spielsucht (Mike Sobotka). In dieser Szene erschießt Gänswürger die Krämersfrau Margarethe Kufer (Anna Funk). Foto: Andrea Hammerl

    Zwei Jahre und drei Monate lang trieben die Raubmörder vom Donaumoos ihr Unwesen und versetzten die Menschen in der Region Ingolstadt bis in die Hallertau in Angst und Schrecken, nachdem sie zuvor jahrelang kleinere Delikte begangen hatten. Von Ferdinand Gump und Eduard Gänswürger erzählt der Volksmund noch heute, es gibt Bücher und Theaterstücke über die beiden – und bald auch einen Spielfilm. Anfang 2021 soll er in die Kinos Bayerns, Österreichs und der Schweiz kommen.

    „Anfangs stand ich ziemlich alleine da mit meiner Idee“, erzählt Bernhard Zagler, „aber als sie merkten, dass ich es ernst meine, bekam ich Unterstützung“. So dreht der 34-jährige KfZ-Mechaniker, dessen Traumberuf Filmemacher ist, nun tageweise im Freilichtmuseum an der Umweltbildungsstätte Haus im Moos in Kleinhohenried im Donaumoos. Weitere Szenen entstehen in der Neuburger Altstadt, die zwar nicht Originalschauplatz der räuberischen Umtriebe war, aber einen geeigneten Hintergrund bietet. Das Freilichtmuseum Finsterau wird zum Schauplatz des Gefechtes, das sich die Räuber – möglicherweise mit mehreren Spießgesellen – mit den Bauersleuten und Knechten des Einödhofs „Zum Oscheid“ in Neuhausen nahe Mainburg lieferten. Waldszenen dreht Zagler mit seinem Team in einem Wald bei Regensburg, und im Haus der Begegnung entstand noch vor Corona die Kulisse des Wolnzacher Kramerladens, wo Gump erkannt wurde, was schließlich zu seiner Verhaftung führte.

    Bernhard Zagler ist mit der Geschichte von Gump/Gänswürger aufgewachsen

    Regisseur Bernhard Zagler ist mit den Geschichten um die Donaumoos-Raubmörder Gump und Gänswürger aufgewachsen, nun dreht er mit relativen einfachen Mitteln einen Spielfilm über die beiden.
    Regisseur Bernhard Zagler ist mit den Geschichten um die Donaumoos-Raubmörder Gump und Gänswürger aufgewachsen, nun dreht er mit relativen einfachen Mitteln einen Spielfilm über die beiden. Foto: Andrea Hammerl

    Den Spruch „Komm heim, bevor es dunkel wird, sonst holt dich der Gump“, haben Generationen von Kindern aus dem Donaumoos zu hören bekommen. Auch Zagler ist mit der Geschichte der Raubmörder aufgewachsen. Er stammt aus Grillheim, heute Ortsteil von Karlskron, wo auch Eduard Gänswürger geboren wurde. Es lag also nahe für den jungen Grillheimer, die Schandtaten von Gump und Gänswürger für sein Spielfilmdebüt zu wählen. Aus seiner Kurzfilmerfahrung weiß Zagler, dass Außenszenen deutlich preiswerter zu realisieren sind – auch deswegen bot sich der Stoff an. Denn sein Budget ist schmal, er finanziert den Film auf eigene Kosten.

    Mike Sobotka bringt nicht nur die passende Statur mit für Gump – auch wenn er rund 20 Zentimeter größer ist als das Original –, sondern auch einschlägige Schauspielerfahrung. Für „Aktenzeichen XY“ hat er schon Geldtransporter überfallen oder Polizisten gespielt. An Gump reizt den Münchner „der schmale Grat zwischen dem Mann, der sich für bauernschlau und eigentlich einen guten Kerl hält, und dem Mann, zu dem sich der spielsüchtige Gump entwickelt hat – ein Mann, der tut, was getan werden muss“. Wozu aus Gumps Sicht letztlich sogar gehört, seinen Freund und Spießgesellen zu ermorden.

    Der Film die Räuber vom Donaumoos soll Anfang 2021 erscheinen

    Anna Funk macht sich zurecht für die nächste Szene.
    Anna Funk macht sich zurecht für die nächste Szene. Foto: Andrea Hammerl

    Seine Ideen darf Sobotka einbringen. „Ich habe meine Vorstellung“, erklärt Zagler, „aber irgendwann kennen die Schauspieler ihre Figuren besser als ich“. Weshalb er offen für gute Impulse sei. An der Arbeit hinter der Kamera fasziniert ihn, dass „ich irgendwann nicht mehr die beiden Schauspieler sehe, sondern Gump und Gänswürger“. Was gar nicht so schwer ist, wenn Sobotka und Philipp Andriotis, der den Gänswürger spielt, sich in ihren zerlumpten Klamotten gegenüberstehen oder sich nebeneinander, am Waldrand Deckung suchend, an den Oscheidhof anschleichen.

    Andriotis genießt den Freiraum zum Experimentieren, den ihm der Regisseur einräumt. Optisch entspricht der dunkelhaarige junge Mann dem historischen Vorbild recht gut. Wie sein Kollege legt Andriotis Wert darauf, seine Figur nicht nur als den Bösen schlechthin darzustellen, sondern sich für Zwischentöne zu interessieren und der Frage nachzugehen, was für ein Mensch Gänswürger war, der sowohl Täter als auch Opfer wurde. Auch Andriotis bringt einschlägige Erfahrung mit: Er war schon als Serienmörder Roberto Succo zu sehen.

    Drehorte für den Film sind unter anderem in Karlshuld und Neuburg

    Die Dritte im Bunde ist an diesem Drehtag Anna Funk in der Rolle der Krämersfrau Margarethe Kufer. Die Münchner Theaterwissenschaftlerin, Schauspielerin und Regisseurin hatte wie die Kollegen zuvor noch nie von Gump und Gänswürger gehört. Ihr gefällt, „dass die Menschen in ihrer Gebundenheit gezeigt werden und nicht auf historische Fakten sowie Gut und Böse reduziert werden“. Sie stellt die Kuferin als Sympathieträgerin dar, weniger als durchtriebene Mittäterin. Verbürgt ist, dass diese ein Verhältnis mit Edward Gänswürger hatte. Dass sie auch Gespielin von Ferdinand Gump war, wird vermutet. Für Zagler bietet diese Variante ein glaubhaftes Mordmotiv – er folgt damit der Aussage Gumps, der laut Gerichtsprotokoll Gänswürger der Tat bezichtigte.

    Authentische Kleidung aus dem 19. Jahrhundert verwandelt die Schauspieler in Gump und Gänswürger.
    Authentische Kleidung aus dem 19. Jahrhundert verwandelt die Schauspieler in Gump und Gänswürger. Foto: Andrea Hammerl

    Tatsächlich könnte auch Gump selbst der Mörder gewesen sein, wie Hans Fegert in seinem Buch „Ferdinand Gump und Eduard Gänswürger – zwei Raubmörder aus dem Donaumoos“ darlegt. Das Motiv für den Mord an Gänswürger läge dann darin, einen lästigen Mitwisser zu beseitigen.

    Eine spannende Geschichte also für das Schauspielerteam, zu dem noch Lukas Schneider als Johann Faltermeier, eines Komplizen und Opfers der beiden Mörder, Armin Stockerer als Gerichtsassessor Josef Diener, Marcel Güds als Freiherr von Ruffin und Evelyn Schmid als Theres, die Geliebte Gänswürgers, gehören. Zahlreiche Statisten hat der Regisseur im Bekanntenkreis und bei verschiedenen Theatergruppen rekrutiert.

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