i
Foto: Winfried Rein
Foto: Winfried Rein

Für die KJF Klinik St. Elisabeth in Neuburg wird ein neuer Träger gesucht. Intensive Gespräche werden hierzu mit dem Landkreis geführt. Neben dem Krankenhaus-Komplex (links) ist rechts unten die Geriatrie zu sehen und darüber rechts neben dem Krankenhaus das Anwesen der Ordensschwestern.

Neuburg
11.11.2021

KJF gibt Klinik in Neuburg auf: OB Gmehling ist "schwer enttäuscht"

Von Manfred Rinke

Die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg sucht für die Klinik in Neuburg einen neuen Träger. Der Landkreis macht sich Hoffnung, dass er das sein könnte.

Es war der große Wunsch der Schwestern der Elisabethinnerinnen: Mit der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Augsburg übernahm der ersehnte kirchliche Träger Mitte 2017 als neuer Gesellschafter das Ordenskrankenhaus in Neuburg. Viereinhab Jahre später wird sich die Liaison wieder auflösen. Die KJF Klinik will sich aus Neuburg zurückziehen. Bis in einem halben Jahr soll ein Nachfolger gefunden sein, der das Krankenhaus in Neuburg in eine neue Zukunft führen soll. Einer der Favoriten dafür ist der Landkreis.

Während Landrat Peter von der Grün schon am Mittwochabend die Bürgermeister zu einer Krisensitzung ins Landratsamt einlud, um sie über die Absichten des Krankenhausträgers zu informieren, informierten Direktor Markus Mayer, Vorstandsvorsitzender der KJF der Diözeses Augsburg, und Gerd Koslowski, Geschäftsführer der KJF Klinik Neuburg, am Donnerstag Chefärzte und Mitarbeiter, bevor sie am späten Nachmittag auch die Presse über ihr Vorhaben ins Bild setzten.

Zwei verschiedene Gesellschafter für die Krankenhäuser in Schrobenhausen und Neuburg wären auf Dauer wenig sinnvoll

Für Markus Mayer sind es zwei große Entwicklungen, die zu der keineswegs kurzfristig getroffenen Entscheidung geführt hätten. Zum einen habe die KJF nicht das mittlerweile notwendige Volumen, um mit der Klinik in Neuburg die Synergien erzielen zu können, die für eine vernünftige wirtschaftliche Basis nötig wären. Außerdem sei neben dieser Perspektive auch die regionale Entwicklung von Bedeutung. Und zwei verschiedene Gesellschafter für die Krankenhäuser in Neuburg und Schrobenhausen wären hier auf Dauer wenig sinnvoll. Vorstand und Aufsichtsrat der KJF hätten sich daher nach langen Diskussionen dafür entschieden, einen neuen Gesellschafter für die KJF Klinik St. Elisabeth sowie die beiden Tochtergesellschaften, MVZ Neuburg GmbH und Klinik Neuburg Service GmbH, zu suchen.

In der Region 10 gibt es zu viele Krankenhausstandorte und zu viele Betten - auch in Neuburg und Schrobenhausen

Gerd Koslowski erklärte, dass sich in den vergangenen Jahren herauskristallisiert habe, dass eine hohe Versorgungsqualität in der Region 10 langfristig nur durch eine Neuordnung der stationären Patientenversorgung gewährleistet werden könne. In der Region 10 gebe es zu viele Krankenhausstandorte und zu viele Betten. Auch die 450 in Schrobenhausen und Neuburg (hier allein knapp 300) seien viel zu viele. Eine Neuordnung sei im Zuge der zunehmenden Konzentration der Krankenhauslandschaft aus qualitativen, wirtschaftlichen und personellen Gründen unumgänglich. Themen wie Fachkräftemangel, Digitalisierung und Ambulantisierung sowie zunehmende regulatorische Anforderungen sowie eine mangelnde Investitionsfinanzierung stellen, so der Geschäftsführer der KJF Klinik Sankt Elisabeth, alle Kliniken in Deutschland und Bayern vor enorme Herausforderungen. Die Pandemie habe diese Entwicklungen weiter beschleunigt. Kleine und mittelgroße Kliniken seien von dieser Transformation besonders betroffen. Ohne starke Netzwerke oder die Zugehörigkeit zu einer ausreichend großen und spezialisierten Klinikgruppe werde das Überleben kleiner und mittelgroßer Kliniken immer schwieriger.

Die KJF Augsburg führt intensive Gespräche mit Neuburg-Schrobenhausens Landrat und dem Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen

Die KJF Augsburg ist überzeugt, dass die Aufgabe der Trägerschaft erforderlich sei, um weiterhin die bestmögliche Gesundheitsversorgung und Patientensicherheit im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zu sichern und den Klinikstandort Neuburg in diesem Sinne weiterentwickeln zu können. „Dazu führen wir insbesondere Gespräche mit Landrat Peter von der Grün und Holger Koch als Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen“, sagt Markus Mayer. Sobald diese Gespräche mit der nötigen Sorgfalt geführt wurden, sollen alle betroffenen Parteien zeitnah und transparent über die Entscheidung sowie die weiteren Schritte informiert werden.

Lesen Sie dazu auch

Neben diesen Gesprächen wird die KJF Klinik auch eine externe Firma beauftragen, den Transaktionsprozess abzuwickeln und dabei auch mit anderen Interessenten Kontakt aufnehmen. Wie Mayer und Koslowski erklärten, soll die Übergabe so schnell es geht – Ziel ist nach einem halben Jahr – erfolgen. Dieses rasche Vorgehen sei auch im Sinne des Personals, wobei sich keiner der rund 850 Mitarbeiter Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen müsste, da Fachkräfte überall gesucht werden würden.

Ein Verbund der Krankenhäuser in Neuburg und Schrobenhausen wäre wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung im Landkreis

Landrat Peter von der Grün bestätigte die intensiven Gespräche mit der KJF Klinik. Landkreis und das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen würden bereits seit geraumer Zeit intensiv daran arbeiten, den Landkreis als Gesundheitsstandort zu stärken. Ein Verbund der beiden Krankenhäuser würde wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung im Kreis Neuburg-Schrobenhausen werden können, sagte er. Der Landkreis sei an einer Übernahme interessiert, „aber nicht um jeden Preis“. Das Neuburger Krankenhaus dürfe nicht in die Hände eines Betreibers fallen, der nur Profit herausholen will. Synergieeffekte zwischen Neuburg und Schrobenhausen seien sicher sehr interessant. Das Ziel der Erneuerung und Modernisierung des Kreiskrankenhauses werde auf jeden Fall weiterverfolgt. Man müsse jetzt „größer denken.“

Neuburgs Landtagsabgeordneter Matthias Enghuber: "Der Landkreis muss hier einsteigen."

MdL Matthias Enghuber sagte dazu: „Der Landkreis muss hier einsteigen.“ Zusammen mit den Städten brauche man ein Gesamtkonzept „mit dem Ziel beide Häuser für die Grundversorgung zu erhalten“. Dazu gehöre auch Neuburg als Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin und Schrobenhausen als Standort für Altersmedizin.

Reinhardt Reißner appellierte gestern Abend im Jugendhilfeausschuss an den Landrat, in alle Verhandlungen über das Kreiskrankenhaus „sofort die Neuburger Klinik mit einzubeziehen“. Es habe sich gezeigt, so der CSU-Politiker, „dass die Schwestern damals doch nicht den richtigen Träger gefunden haben“.

Neuburgs Oberbürgermeister glaubte mit der Übernahme der KJF an eine langfristig erfolgreiche Entwicklung des Neuburger Krankenhauses

Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling zeigt sich enttäuscht von der Entwicklung. Er habe vor viereinhalb Jahren für die Übernahme an die KJF gestimmt und glaubte an eine langfristige, erfolgreiche Entwicklung. „Für mich ist das jetzt ein schwerer Schlag.“ Der Landkreis müsse jetzt das Beste aus der Situation machen und der KJF ein tragfähiges Angebot unterbreiten. Die Häuser in Neuburg und Schrobenhausen könnten durch einen Zusammenschluss Synergien erzielen und so erfolgreicher arbeiten, als es derzeit der Fall sei. Allein das Kreiskrankenhaus fahre heuer rund fünf Millionen Euro Miese ein.

Offen bleibt für Bernhard Gmehling die Entscheidung der KJF Klinik, sollte ein anderer Interessent einige Millionen mehr für die Übernahme bieten als der Landkreis bieten kann. „Ob dann der Landkreis noch den Zuschlag bekommen würde?“

Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Manfred Rinke: Landkreis als Träger des Neuburger Krankenhauses: Eine Chance wäre es allemal"

Facebook Whatsapp Twitter Mail