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Justiz: Vor einem Jahr starb Anastasia M.

Justiz

Vor einem Jahr starb Anastasia M.

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    Der Mordprozess, der den Tod der 22-jährigen hochschwangeren Anastasia M. aufklären soll, der darüber befinden soll, ob der 25-jährige Angeklagte ihr Mörder ist, oder ob er nicht der Täter war, bleibt für Beobachter ein Verfahren ohne erkennbar ausschlaggebende Tendenz. Ob am Ende dieses groß angelegten Indizienprozesses in der Urteilsbegründung im Februar des kommenden Jahres vielleicht die Formulierung „im Zweifel für den Angeklagten“ fällt, ist zwar vollkommen ungewiss, die Beweisaufnahme ist längst nicht abgeschlossen. Allerdings – Stand heute – erscheint ein solches Szenario auch nicht als ganz unwahrscheinlich.

    Warum? Zum einen streitet der Angeklagte die Tat rigoros ab. Wie mehrfach ausführlich berichtet, legt ihm die Staatsanwaltschaft Ingolstadt einen heimtückischen Mord aus niederen Beweggründen zur Last. Er soll sich für den Kindsvater gehalten (was er nicht war) und seine Ex-Affäre umgebracht haben, um sein – von familiärer Verantwortung unbelastetes –Soldaten-Leben fortsetzen zu können.

    Zum anderen aber gab es ein paar Männer im Leben von Anastasia M., die dieses Motiv hätten haben können. Dass sie verschiedene Intimpartner und Affären gehabt hatte, war mehrfach vor Gericht beleuchtet, das Umfeld vom Angeklagten und der Getöteten vom Schwurgericht ausführlich und gründlich hinterfragt worden. Zwar ist aufgrund mehrerer Indizien (unter anderem ein Blutspritzer von Anastasia an einem Pullover des Angeklagten) der gelernte Koch und Ex-Bundeswehr-Soldat wohl der Verdächtigste. Aber Ungereimtheiten, offene Fragen und sich widersprechende Aussagen diverser Zeugen gibt es nicht wenige.

    Gestern nun wurde offenbar, dass sich die 1. Große Strafkammer unter Vorsitz von Landgerichtsvizepräsident Jochen Bösl mit einem weiteren jungen Mann auseinandersetzen muss. Die Kripo Ingolstadt hat die umfangreichen Chat- und Messenger-Protokolle von Anastasia M. ausgewertet. 4 500 gedruckte Seiten seien das, sagte der leitende Sachbearbeiter der

    Sehr gerade heraus sagte gestern dagegen der frühere Kompanie-Chef des Angeklagten aus. Er hatte vor allem Positives über seinen früheren Untergebenen zu sagen: guter Soldat, im Dienst engagiert, im Benehmen unauffällig. Seine Dienstzeit wäre ohne Weiteres verlängert worden. Eine spezielle Nahkampfausbildung habe der Ex-Soldat nicht bekommen, sagte der Kompanie-Chef.

    Seine damaligen Stubenkameraden – der eine hielt ihn für unauffällig, der andere für einen Aufschneider – wussten zu berichten, dass er damals, an dem Wochenende, bevor Anastasia starb, zu ihnen gesagt habe, dass er sich mit einer Deutsch-Russin treffen wolle. Wie genau er zu der Frau gestanden habe, wussten sie nicht.

    Gestern vor einem Jahr starb Anastasia M. Wer sie umgebracht hat, ist noch immer unklar. Das Gericht hat viel Arbeit vor sich. Nächster Prozesstag ist am 2. Dezember.

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