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Interview: FOS/BOS Neuburg: Anja Heßlinger will "einen Lebensraum Schule gestalten“

Interview

FOS/BOS Neuburg: Anja Heßlinger will "einen Lebensraum Schule gestalten“

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    Von 22. Februar bis 19. März können sich Interessierte in der Fach- und Berufsoberschule in Neuburg einschreiben.
    Von 22. Februar bis 19. März können sich Interessierte in der Fach- und Berufsoberschule in Neuburg einschreiben. Foto: Elisa Glöckner

    Frau Heßlinger, seit einem halben Jahr arbeiten Sie wieder an der Fach- und Berufsoberschule in Neuburg – diesmal nicht als Lehrkraft, sondern als stellvertretende Schulleiterin. Wie fällt ein erster Rückblick auf die vergangenen Monate aus?

    Anja Heßlinger: Es gefällt mir unheimlich gut, weil wir ein engagiertes und junges Kollegium haben, das Veränderungen konstruktiv auffasst und meine Ideen – vor denen ich leider sprühe – mitträgt. Und es unterstützt mich in dieser Zeit, die für mich als Neuling eher schwierig ist. Denn durch die Corona-Situation läuft nichts nach Standard.

    Ein Start in Zeiten einer Pandemie ist sicherlich nicht das, was Sie sich vorgestellt haben.

    Heßlinger: Eigentlich hätte ich diese ersten Monate gerne genutzt, um mich in dem Geschäft als stellvertretende Schulleiterin einzuarbeiten. Die Situation verlangt jetzt mehr Flexibilität: Ich muss mich im Routinegeschäft fit machen und parallel auf die Bedürfnisse reagieren, die durch die Pandemie entstehen.

    Die stellvertretende Schulleiterin der FOS/BOS: Digitalunterricht völlig anders als Präsenzunterricht

    Haben Sie ein Beispiel dafür?

    Heßlinger: Der Infoabend für die Einschreibung an unserer Schule, die am 22. Februar beginnt. Normalerweise hätte diese Veranstaltung in Präsenz stattgefunden. In Zeiten einer Pandemie ist das natürlich undenkbar, weshalb wir auf einen digitalen Infoabend umstellen mussten – mit kürzeren Präsentationen, abwechselnden Präsentatoren und guten Übergängen, damit es den Zuschauern nicht langweilig wird. Wenn man aber noch nie den normalen Infoabend organisiert hat und dann ins Digitale wechseln muss – das ist schon eine Herausforderung.

    Das Digitale scheint Norm und Prinzip der Pandemie zu werden. Wie halten Sie in dieser Zeit den Kontakt zu den Schülern?

    Heßlinger: Wir arbeiten im Distanzunterricht mit Microsoft Teams, was auch ein gutes Kommunikationsinstrumentarium ist. Hier kann ich schnell und unkompliziert etwa mit der Schülermitverantwortung und den Verbindungslehrern kommunizieren. Außerdem kann ich Informationen direkt an die Schüler streuen. Beispiel elfte Klassen: Wie sieht es aktuell mit Leistungsnachweisen aus? Das ging bisher analog über den Elternbrief, heute über Microsoft Teams. Dabei haben die Schüler auch die digitale Möglichkeit, Rückfragen zu stellen, was sie sich vielleicht sonst nicht getraut hätten.

    Sieht die Pandemie als Chance: Anja Heßlinger.
    Sieht die Pandemie als Chance: Anja Heßlinger. Foto: FOS/BOS Neuburg

    Die Pandemie als Chance.

    Heßlinger: Richtig. Wobei Digitalunterricht etwas völlig anderes als Präsenzunterricht ist. Man muss neue Konzepte dafür denken. Die Digitalisierung bietet zum Beispiel den Vorteil, den Schülern Aufgaben zur Verfügung zu stellen und jedem einzeln ein individuelles Feedback zu geben – so erfährt er auch, welche Art von Fehler er begangen hat. War es ein Abschreibfehler, ein Verständnis- oder Folgefehler? Oder muss er an der Lesekompetenz, der Formulierungskompetenz arbeiten? Solche Rückmeldungen lassen sich über digitale Prozesse einfacher und besser streuen.

    Andere Prozesse kann das Digitale dagegen deutlich erschweren.

    Heßlinger: In manchen Bereichen gibt es größere Herausforderungen, etwa in der Theaterpädagogik. Der Kontakt fällt weg und das Zuspielen der Bälle, das hier extrem wichtig ist. Wir haben großes Glück, dass unsere Theaterpädagogin diese Hürden super meistert. Statt ein normales Stück aufzuführen, übt sie Dinge wie Poetry Slam mit ihren Schülern, die man mit der digitalen Welt vereinbaren kann. Das ersetzt das Theater in Präsenz nicht, wir arbeiten aber an einem Konzept, wie eine Aufführung trotz Corona funktionieren kann.

    Wie sollte Unterricht Ihrer Ansicht nach zukünftig aussehen?

    Heßlinger: Wichtig ist, dass wir den Lernprozess der Pandemie aufrechterhalten können, nicht in alte Schemata zurückfallen und neue Aspekte in die Zukunft tragen. Vielleicht können wir Schule dann ein bisschen anders denken. Gleichzeitig müssen wir all das nutzen, was uns der Präsenzunterricht an wertvollen Möglichkeiten bietet. Diese Mischung ist eine Herausforderung. Aber darauf freue ich mich.

    Mutmachbriefe der FOS/BOS Neuburg richten sich an fünf Berufsgruppen

    Sie haben zuvor Ideen angesprochen, die Sie umsetzen möchten. Waren die Mutmachbriefe, die Schüler an krisengebeutelte Berufsgruppen richteten, ein Teil davon?

    Heßlinger: Die Mutmachbriefe sind aus einem Gespräch mit der Schülermitverantwortung entstanden, die sie gerne umsetzen wollte. Sie sind ein gutes Beispiel dafür, wie man anderen etwas Gutes tun kann. Ich lege allgemein großen Wert auf soziale Aspekte. Wichtig war mir in diesem Zusammenhang auch, dass diese Aktion nach außen getragen wird. Deshalb habe ich mich bei der Zeitung gemeldet.

    Welche Ideen verfolgen Sie außerdem?

    Heßlinger: Ich möchte einen Lebensraum Schule gestalten. Freiräume für die Schüler schaffen, wo sie selbstständig und im eigenen Tempo arbeiten können. Ihnen Begegnungen ermöglichen, wenn sie es möchten. Individuelle Förderung – da gibt es so viel Potenzial. Außerdem ist es mir wichtig, dass man weiß, wofür die FOS/BOS steht: Es ist eine berufliche Schule, die ihre Stärke darin sieht, Schülern nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch die Fähigkeiten, die sie später brauchen werden: eigenverantwortliches Arbeiten, eine Art Mini-Projektmanagement, aber auch soziale Kompetenzen und Kommunikationsfähigkeit. Zentral ist für mich auch der Zentrumsgedanke unserer Neuburger Schule: Wir schaffen für alle Schüler Anschlussmöglichkeiten und das ist für die Lernmotivation ganz wichtig, dass die Schüler wissen, welche Möglichkeiten sie nach dem Besuch einer Schule haben und wo es hingehen kann. Und diesen Gedanken leben wir als berufliches Schulzentrum mit unserer Vernetzung ganz besonders.

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