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Ingolstadt: Wie Corona-Tests in Ingolstädter Kindergärten und Schulen der Wissenschaft helfen

Ingolstadt

Wie Corona-Tests in Ingolstädter Kindergärten und Schulen der Wissenschaft helfen

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    Bilder wie hier im Kindergarten in Königsmoos hat es lange nicht gegeben. Denn erst seit Montag können wieder alle Kinder in den Kindergarten kommen und der Präsenz-unterrricht an den Schulen findet erst wieder langsam statt. Eine Studie, an der Ingolstädter Schulen und Kindergärten beteiligt sind, soll nun klären, inwieweit Kinder zum Corona-Infektionsgeschehen beitragen.
    Bilder wie hier im Kindergarten in Königsmoos hat es lange nicht gegeben. Denn erst seit Montag können wieder alle Kinder in den Kindergarten kommen und der Präsenz-unterrricht an den Schulen findet erst wieder langsam statt. Eine Studie, an der Ingolstädter Schulen und Kindergärten beteiligt sind, soll nun klären, inwieweit Kinder zum Corona-Infektionsgeschehen beitragen. Foto: Andrea Hammerl (Symbolbild)

    Kinder gehören zu denjenigen, die vom Lockdown mit am stärksten betroffen sind. Aber sind sie auch wirklich in einem Maße am Corona-Infektionsgeschehen beteiligt, das die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten rechtfertigt? Antworten soll die bayernweite Langzeitstudie „Covid Kids Bavaria“ geben. In Ingolstadt nehmen drei Einrichtungen teil. „Das ist ein unerforschtes Feld, man sollte alles tun, um das zu unterstützen“, begründet Rektorin Angelika Mayer-Tschinkl das Engagement der Grundschule Unsernherrn. Ausschlaggebend war für sie letztlich die Freiwilligkeit, für Eltern wie für die Kinder.

    Die Kinder haben gerne bei den Corona-Tests mitgemacht

    Auch wenn die Eltern schon grundsätzlich dem Abstrich zugestimmt hatten, konnten sich die Kinder immer noch dagegen entscheiden, wenn das Team vor Ort war. Wobei Kinder das geringste Problem haben. „Sie sind richtig stolz, machen das sehr souverän und verstehen, dass sie so mithelfen, die Krankheit zu erforschen“, erzählt Mayer-Tschinkl, „andere sind beinahe traurig, weil sie nicht mitmachen dürfen“.

    Nach der ersten Runde – insgesamt kommt das Studienteam dreimal in jede beteiligte Einrichtung – wurden sogar noch Kinder nachgemeldet. Trotzdem sind es nur zwölf von 108 Grundschülern, die abgestrichen werden dürfen. Bis zu 18 wären pro Einrichtung möglich gewesen. Geschwisterkinder waren ausgeschlossen, sonst wären es mehr gewesen. Sehr hoch ist die Beteiligung bei den Lehrern mit acht von zehn. Bislang waren alle Testergebnisse negativ.

    Das gilt auch für den Katholischen Kindergarten St. Salvator. „Es waren immer drei spannende Tage“, berichtet Einrichtungsleiterin Regina Faltermeier. Wenn sie in diesen drei Tagen nichts gehört hatten, bedeutete das Entwarnung für die elf beteiligten Familien sowie das Personal.

    Ein Fragebogen hat Familien zur psychischen Situation während des Lockdowns befragt

    Zwei weitere Familien beteiligen sich nur an der begleitenden Fragebogenaktion, die unter anderem die psychische Situation der Kinder abfragt. Hier zeige sich, dass Kinder ganz unterschiedlich mit Ängsten und Belastungen aus der Corona-Krise umgingen, berichtet Studienärztin Anna Mittermeier und lobt die gute Kooperation mit Personal und Familien, die teilweise zuhause schon den Rachenabstrich geübt hätten. Großes Lob halten auch Schulleiterin wie Kindergartenleiterin für das Team bereit, dem nicht nur ein guter Ruf vorauseilte, sondern sich im sensiblen Umgang mit den Kindern bewiesen habe. Belastender als der eigentliche Test wären Quarantänemaßnahmen im positiven Fall gewesen. Doch davon blieben Schule wie Kindergarten verschont.

    Was sich mit den Erfahrungen von Schulamtsdirektor Edmund Rieger deckt. „Mir ist kein einziger Fall eines Infektionsgeschehens an einer Grund- oder Mittelschule bekannt“, sagt er, es habe nur einzelne Fälle von Quarantänemaßnahmen gegeben, nachdem Schüler sich im privaten Bereich infiziert hatten. „Das ist keine Schuldzuweisung, sondern eine sachliche Feststellung“, betont er.

    Die Schulen in Ingolstadt wollen eine höchstmögliche Sicherheit

    An anderen Schulen sei es möglicherweise anders, die Ingolstädter Grund- und Hauptschulen hätten den Vorteil, dass die wenigsten Kinder mit öffentlichen Verkehrsmitteln kämen. „Das Infektionsrisiko an den Schulen ist nicht hoch, weil wir Raum- und Hygienekonzepte so umsetzen, dass wir höchstmögliche Sicherheit bieten“, sagt Rieger. Er warnt vor den „dramatischen Folgen für Kinder“, wenn es keinen Präsenzunterricht gebe. Die seien umso schlimmer, je jünger sie seien. Wobei er nicht verhehlt, dass Pubertierende sich sehr schwertäten, weil ihnen die Gruppe fehle.

    Der Schulamtsdirektor will alle Schüler so schnell wie möglich zurück an den Schulen haben, zumal bei den Eltern die Nerven blank lägen. „Kinder aus benachteiligten Gruppen und mit Migrationshintergrund sind die Verlierer“, unterstreicht er.

    Zwar sei der Distanzunterricht im Vergleich zum ersten Lockdown wesentlich weiter gediehen, doch könne er niemals Vergleichbares wie der Präsenzunterricht leisten, weil das unmittelbare Feedback des Lehrers fehle beziehungsweise an der Technik scheitere. Auch Rieger persönlich fehlt während des Distanzunterrichts der Austausch mit den Kollegen.

    Langzeitstudie Covid Kids Bavaria

    Ziel der Langzeitstudie „Covid Kids Bavaria“ ist, eine mögliche Öffnung der Kindertagesstätten und Schulen wissenschaftlich und risikoadaptiert zu begleiten. „Wir haben mehr als 2000 Abstriche in Bayern genommen, das ist die größte und aussagekräftigste Studie zu diesem Thema“, sagt Professor Michael Frühwald, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendmedizin der Universitätsklinik. Er ist der Projektverantwortliche an der Augsburger Universität. Insgesamt sind sechs Universitäten, neben Augsburg noch Erlangen, München (LMU und TUM), Regensburg und Würzburg an der Studie beteiligt, in die der Freistaat Bayern eine Million Euro investiert. Die dritte Probennahme sollte Ende Januar erfolgen, die Auswertung bis Ende März vorliegen. Durch den Lockdown verzögert sich der Zeitplan jedoch. „Wir haben nur wenige positive Fälle gesehen“, gibt Frühwald einen kurzen Zwischenstand, „auch während der zweiten Welle lagen wir unter einem Prozent“. Kinder seien daher „auf keinen Fall katastrophal häufig“ an der Virusverbreitung beteiligt. Neben den PCR-Tests sind Antikörpertests geplant, um das Infektionsgeschehen über einen längeren Zeitraum beurteilen zu können.

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