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Ingolstadt: Todesschütze feuerte neun Schüsse auf sein Opfer

Ingolstadt

Todesschütze feuerte neun Schüsse auf sein Opfer

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    Ein 43-Jähriger hatte am Sonntag einen fünf Jahre älteren Bekannten mit einer Pistole erschossen. Kurz danach tötete er sich in dem Polizeigebäude selbst.
    Ein 43-Jähriger hatte am Sonntag einen fünf Jahre älteren Bekannten mit einer Pistole erschossen. Kurz danach tötete er sich in dem Polizeigebäude selbst. Foto: Armin Weigel dpa

    Der Todesschütze von Ingolstadt hat den Mord am Ex-Mann seiner Ehefrau mit äußerster Brutalität begangen. Laut Obduktionsergebnis feuerte der passionierte Jäger und Sportschütze neun Schüsse aus einer großkalibrigen Pistole auf sein Opfer ab. Dabei schoss er mehrere Male auf den Kopf des fünf Jahre älteren Mannes, wie Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer am Dienstag sagte.

    Über das Motiv für den Mord vom Sonntagabend im Haus des Opfers herrscht bei den Ermittlern weiterhin Rätselraten. Die Kripo will herausfinden, warum der zuletzt bei einer Sicherheitsfirma beschäftigte Elektroniker sich den Ex-Mann seiner Frau als Opfer aussuchte.

    Der Mörder war unlängst wegen eines Sexualdelikts angeklagt

    Vielleicht liegt ein Motiv darin: Der Todesschütze aus Großmehring (Kreis Eichstätt) war bis vor kurzem am Schöffengericht Ingolstadt wegen sexueller Beleidigung angeklagt. Das Opfer, ein Mädchen, war zu Besuch bei seiner Tochter. Da soll es der Mann begrapscht haben. Nach mehreren Tagen wurde der 43-Jährige freigesprochen. Vor Gericht hatte er stets seine Unschuld beteuert und von einem Komplott gesprochen. Ein Komplott, das im Familien- und Bekanntenkreis angezettelt worden sein soll.

    Sonntagabend dann nimmt der Jäger und Sportschütze eine Pistole (Kaliber 45) und einen Revolver (357 Magnum) aus seinem Waffenschrank und fährt zunächst zur Mutter des Mädchens. Er klingelt, will offenbar ein klärendes Gespräch. Als die Frau nicht darauf eingeht, zieht er plötzlich den Revolver, feuert damit ein Mal auf den Boden und flüchtet danach.

    Herbst 2013: Gewaltverbrechen schocken Ingolstadt

    19. August: Ein 24 Jahre alter Mann nimmt im Rathaus mehrere Menschen neun Stunden lang als Geiseln. Das Gebäude wird weiträumig abgeriegelt. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei beendet die Geiselnahme am Abend. Der wegen Stalkings vorbestrafte Täter wurde dabei angeschossen. Der Mann hatte zuvor einige seiner Opfer gehen lassen. Seine beiden letzten Geiseln konnten unverletzt befreit werden. Der Mann soll seit längerem einer Rathausmitarbeiterin nachgestellt haben.

    3. September: Auf offener Straße erschießt ein 45-Jähriger nach einem Streit einen Mann. Der Täter lässt sich noch am Tatort widerstandslos festnehmen. Der Mann hatte sein 50 Jahre altes Opfer zudem mit schweren Schlägen an den Kopf verletzt. Die Polizei sperrt die nähere Umgebung ab. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass die beiden Kickboxer sich kannten.

    10. September: Nur wenige Tage nach der aufsehenerregenden Tat wird erneut ein Mensch Opfer eines Gewaltverbrechens. Die Leiche eines 33 Jahre alten Obdachlosen wird vor einem Wohnhaus gefunden. Der Mann wurde erschlagen. Einige Tage später nimmt die Polizei einen Verdächtigen fest, einen 18 Jahre alten Obdachlosen. Der junge Mann habe sich bei der Befragung in Widersprüche verwickelt. Laut Polizei steht fest, dass der polizeibekannte 18-Jährige in der Tatnacht mit dem Opfer auf einer Zechtour unterwegs war.

    6. Oktober: Ein 43 Jahre alter Mann erschießt nach ersten Ermittlungen der Polizei in einem Wohnhaus im Stadtteil Ringsee einen 48-Jährigen. Nachdem die Polizei eine Fahndung nach ihm einleitete, kam der 43-Jährige in die Ingolstädter Polizeiinspektion, zog im Treppenhaus einen Revolver und erschoss sich gegen 19.00 Uhr. Die Hintergründe der Bluttat liegen zunächst im Dunkeln.

    6. Oktober 2013: Ein 41 Jahre alter Mann hat am Abend mit seinem Auto seine Ex-Freundin angefahren und diese dabei schwer verletzt. Wie die Polizei berichtet, steuerte der Mann sein Auto offenbar vorsätzlich auf den Gehweg und erfasste die Frau frontal.

    Während dieser Vorfall vor dem Hintergrund des vorgeworfenen Sexualdelikts noch erklärbar wirkt, stellt alles, was danach kommt, die Ermittler vor große Rätsel. Denn der 43-Jährige fährt in den Ingolstädter Stadtteil Ringsee und klingelt dort um 19 Uhr an der Tür eines Wohnhauses. Das gehört einem 48 Jahre alten Mann, mit dem die Ehefrau des Elektronikers aus Großmehring bis vor einigen Jahren verheiratet war. Dieser Mann öffnet nach dem Klingeln die Tür. Der Täter sagt kein Wort, zieht die Pistole und schießt sofort. Neun Kugeln feuert er ab. Drei treffen den 48-Jährigen in den Kopf. Er ist sofort tot. Seine jetzige Ehefrau steht im Flur und bekommt alles mit.

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    Am Sonntag gab es in Ingolstadt wieder ein Gewaltverbrechen. Ein 43-Jähriger hatte einen Mann getötet und hat sich dann selbst erschossen.

    Der Täter steigt wieder in seinen VW-Bus und flüchtet. Sein Ziel ist das Polizeipräsidium, mitten in der Stadt. Gegenüber ein großer Omnibusbahnhof, dahinter feiern Tausende das Herbstvolksfest. Warum der Mörder ausgerechnet zur

    Polizei durchleuchtet jetzt ein „komplexes Beziehungsgeflecht“

    Fest steht nur, dass der 43-Jährige etwa um 19.15 Uhr ins Polizeigebäude stürmt. Dort ist gerade Schichtwechsel, als der Mann mit der Waffe auf eine Sicherheitstür zugeht und gegen das Schloss feuert. Dann wirft er sich mit dem Körper dagegen und rüttelt, bis die Tür aufspringt. Sekunden später steht er in einem Treppenhaus. Von oben kommen gerade zwei Beamte, die auf dem Weg zum Einsatz sind. Sie sehen die Pistole und fordern den Eindringling auf, die Waffe wegzulegen. Sekundenbruchteile später geht der Elektroniker auf die Stufen nieder und kauert dort kurz. Dann sagt er Worte, die wie „Es hat ohnehin alles keinen Zweck mehr“ klingen, richtet den Revolver gegen seinen Kopf und drückt ab.

    Es gibt keine Anhaltspunkte

    Jetzt steht auch das Präsidium unter Schock. Ein Mörder, nach dem gerade intensiv gefahndet wird, jagt selbst mit dem Auto zur Polizei und versucht auf Biegen und Brechen, in das Dienstgebäude zu kommen. „Das alles ist rational nicht erklärbar“, sagt Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer. Es gibt keinen Abschiedsbrief und auch sonst keine Anhaltspunkte. Klar ist nur: Der Täter hatte viele Waffen. In der Wohnung und am letzten Tatort werden 20 Schusswaffen, darunter 15 Gewehre, sichergestellt.

    Die Polizei spricht von einem „komplexen privaten Beziehungsgeflecht“, das momentan nicht durchschaubar sei. Eine intensive Befragung „von sehr vielen Menschen im Umfeld von Täter und Opfer“ soll jetzt Antworten bringen.

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