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Ingolstadt: Pfleger aus Ingolstädter Klinikum im Interview: „Ich habe keine Angst“

Ingolstadt

Pfleger aus Ingolstädter Klinikum im Interview: „Ich habe keine Angst“

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    Johann Wolinski aus Ingolstadt ist Fachpfleger für Anästhesie und Intensiv.
    Johann Wolinski aus Ingolstadt ist Fachpfleger für Anästhesie und Intensiv. Foto: Klinikum Ingolstadt

    Johann Wolinski aus Ingolstadt ist Fachpfleger für Anästhesie und Intensiv. Seit mehr als 37 Jahren arbeitet er am Klinikum. Wegen der Corona-Krise verschiebt er seinen Ruhestand um einige Monate.

    Eigentlich könnten Sie seit Anfang April Ihren Ruhestand genießen. Doch Sie arbeiten weiter im OP des Klinikums als Anästhesiepfleger. Warum?

    Johann Wolinski: Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, in dieser Situation aufzuhören. Das Klinikum ist mein Baby. Ich habe vor mehr als 37 Jahren hier zu arbeiten begonnen. Zuerst auf mehreren Intensivstationen, seit 22 Jahren als Pfleger in der Anästhesie. Zuletzt war ich dort Gruppenleiter. Erstmal arbeite ich weiter bis Ende Juni, mein Vertrag kann aber immer weiter verlängert werden, bis zum Jahresende.

    Mit welchem Gefühl gehen Sie gerade jeden Tag in die Arbeit?

    Wolinski: Mit einem ganz tollen Gefühl. Ich weiß, dass ich hier helfen kann. Angst habe ich nicht, wir haben ja die entsprechende Schutzkleidung.

    Wie sieht diese Schutzkleidung denn aus?

    Wolinski: Sie besteht aus zwei Paar Handschuhen, einer OP-Haube, einer FFP3-Maske mit Filter, einem Schutzkittel und einem Helm mit Visier. Es dauert jedes Mal zehn Minuten länger als sonst, die Kleidung an- und auszuziehen. Das ganze haben wir vorher trainiert, auch mithilfe eine Videos. Wichtig ist, die Kleidung wieder richtig auszuziehen, denn sonst könnte man die ganzen Keime auf seinem Körper verteilen.

    Wie fühlt man sich mit dieser Schutzkleidung?

    Wolinski: Das ist schon auch eine körperliche Belastung. Mit der Filtermaske fällt das Atmen schwer. Zudem schwitzt man ziemlich, außerdem hört man schlechter mit dem Helm.

    Müssen Sie die Kleidung bei jeder Operation tragen?

    Wolinski: Ja. Wir ziehen sie immer an. Egal, ob es sich um einen Covid19-Patienten handelt, der operiert werden muss, oder beispielsweise um jemanden, der nach einem Verkehrsunfall zu uns kommt. Wir verhalten uns so, als könnte er infiziert sein.

    Haben Ihre Angehörigen denn keine Angst um Sie? Sie gehören ja schon zur Risikogruppe.

    Wolinski: Ja, richtig, ich gehöre zur Hochrisikogruppe. Ich bin 63 Jahre alt und habe schon einige OP hinter mir. Aber meine Angehörigen haben es nicht anders erwartet und ihnen war klar, dass ich meine Abteilung in so einer Situation nicht alleine lassen würde. Meine Zwillingsschwester weiß, dass mein Beruf meine Leidenschaft ist. Zu Hause würde ich nur rumsitzen, ich kann ja nicht einmal in den Urlaub fahren.

    Was wünschen Sie sich denn für Ihre Kollegen für die Zeit nach Corona?

    Wolinski: Ich wünsche mir, dass unser Beruf besser anerkannt wird. Manche reden ja immer noch von „Bettenschubsern“. Wir machen aber nicht nur die dreijährige Ausbildung zum Krankenpfleger, sondern auch eine dreijährige berufsbegleitende Fachweiterbildung. Andere, familiengerechtere Arbeitszeiten wären schön und auch finanziell dürfte es besser werden.

    Haben Sie schon einmal in den letzten Jahrzehnten eine vergleichbare Situation erlebt?

    Wolinski: Nein, noch nie. Es gab zwar einige Unfälle mit vielen Verletzten, zum Beispiel das Busunglück vor 35 Jahren bei Langenbruck. Aber so etwas wie jetzt gab es noch nie. Das ist im Augenblick schon eine besondere Ausnahmesituation.

    Interview: Luzia Grasser

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