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Ingolstadt: Lebenslange Haft für einen "Ehrenmord" in einem Internetcafé in Ingolstadt

Ingolstadt

Lebenslange Haft für einen "Ehrenmord" in einem Internetcafé in Ingolstadt

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    In diesem Gebäude an der Ettinger Straße war im vergangenen Jahr ein Mann erschossen worden. Der Täter muss lebenslang ins Gefängnis.
    In diesem Gebäude an der Ettinger Straße war im vergangenen Jahr ein Mann erschossen worden. Der Täter muss lebenslang ins Gefängnis. Foto: Luzia Grasser
    Am Landgericht Ingolstadt ist das urteil gefallen: Ein 38-Jähriger wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
    Am Landgericht Ingolstadt ist das urteil gefallen: Ein 38-Jähriger wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Foto: Lino Mirgeler/dpa

    Mitten in einem Internetcafé hat ein 38-Jähriger im vergangenen Sommer einen 50-Jährigen erschossen. Das Motiv: Er fühlte sich in seiner Ehre verletzt. Jetzt hat das Landgericht Ingolstadt den Mann zu seiner lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

    Dem Mord in Ingolstadt war eine Schlägerei vorausgegangen

    Vorausgegangen war der Tat eine verhängnisvolle Schlägerei einige Tage vorher. Die beiden Freunde hatten sich wegen einer augenscheinlichen Lappalie – es ging um ein rotes Autokennzeichen – in die Haare bekommen. Doch irgendwann ging es auch um Geld – rund 1500 Euro – das der Angeklagte dem 50-jährigen Inhaber einer Werkstatt schuldete und dieser nun zurückhaben wollte. Die Auseinandersetzung endete damit, dass der Jüngere mit einem blauen Auge von dannen zog.

    Der 50-Jährige war im Internetcafé aus nächster Nähe erschossen worden

    Der 50-Jährige erzählte daraufhin im türkischen Bekanntenkreis offen herum, dass er seinem Kontrahenten, der sich laut Zeugen gerne als „bad guy“ inszenierte, eine Abreibung verpasst habe. Auf Versöhnungsversuche des 38-Jährigen reagierte er nicht, wies ihn stattdessen schroff ab. Nach Auffassung des Gerichts war das für den Mann eine derart große Schmach, dass er eine illegale Pistole einpackte, um sich bei passender Gelegenheit zu rächen. Dies war offenbar an jenem Freitagabend gekommen. Der Täter betrat das Internetcafé – angeblich, um auf der Toilette Kokain zu konsumieren – feuerte dann aber laut Zeugenaussagen unvermittelt und aus nächster Nähe viermal auf den 50-Jährigen, der mit anderen Bekannten an einem Tisch saß und Tee trank. Binnen kürzester Zeit war der Mann verblutet, nachdem einer der Schüsse eine Halsschlagader zerstört hatte. Nach der Tat hatte der Angeklagte mehrmals davon gesprochen, nun seine Ehre wiederhergestellt zu haben. Als ein Polizeibeamter seine Frage, ob der Mann tot sei, mit „Ja“ beantwortete, kommentiert er: „Gut so.“

    Der Verteidiger hatte auf Totschlag plädiert

    Das Gericht sah zwei Mordmerkmal – Heimtücke und niedere Beweggründe – gegeben und verurteilte den Mann zu lebenslanger Haft. Im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft konnte es allerdings keine Hinweise auf eine besondere Schwere der Schuld finden, die eine Haftprüfung nach 15 Jahren verhindert hätte. Der Verteidiger des Angeklagten hatte auf Totschlag plädiert. In seinen Augen sei die Tat keineswegs geplant gewesen. Die Pistole habe der 38-Jährige lediglich aus Angst mit sich geführt, um sich bei einem Angriff verteidigen zu können.

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