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Ingolstadt: Hannes Ringlstetter: „Angst führt nur zu Scheiß!“

Ingolstadt

Hannes Ringlstetter: „Angst führt nur zu Scheiß!“

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    Hannes Ringlstetter (Zweiter von links hinten) tritt in Ingolstadt auf. Er wurde 1970 in München geboren und ist Kabarettist, Komiker, Musiker, Schauspieler, TV-Moderator und Buchautor.
    Hannes Ringlstetter (Zweiter von links hinten) tritt in Ingolstadt auf. Er wurde 1970 in München geboren und ist Kabarettist, Komiker, Musiker, Schauspieler, TV-Moderator und Buchautor. Foto: Martina Bogdahn

    Herr Ringlstetter, seit 2011 spielen Sie in der Fernsehserie „Hubert und Staller“ die Rolle des Autowerkstattbetreibers und früheren Imbissbudenbesitzers Yazid. Sein Motto lautet „Ich mach alles!“ Gibt es etwas, das Sie privat oder beruflich nie machen würden?

    Hannes Ringlstetter: Handwerkliche Tätigkeiten. Alles, was ich als Schauspieler machen muss, kann ich privat überhaupt nicht. Und für Geld, also beruflich, würde ich natürlich auch nicht alles machen.

    Wie sind Sie eigentlich zur Bühne gekommen?

    Ringlstetter: Ich habe schon als Kind Klavier gespielt, bin bei Vorspielabenden aufgetreten. Mit 14/15 habe ich dann in Theatergruppen mitgespielt. Mit 18/19 bin ich als Liedermacher mit Gitarre losgezogen, später dann mit Band. Und irgendwann hat sich das Ganze zum Beruf entwickelt.

    Nach Ingolstadt kommen Sie ja als Musiker und nicht als Schauspieler. Welches Programm darf das Publikum erwarten?

    Ringlstetter: Von Rock über Pop bis hin zu Balladen ist alles dabei. Dazwischen erzähle ich ein paar Geschichten, lustige hoffentlich. Es ist ein klassisches Entertainment Programm, ein wahnsinnig kurzweiliger Abend.

    Der Titel der Tour ist „Fürchtet Euch nicht!“. Warum?

    Ringlstetter: Ich habe Germanistik und Geschichte studiert. Da hatte ich einen Professor, der einmal gesagt hat, dass in einer Demokratie immer beide Seiten gleich laut sein müssen: diejenigen, die Angst haben, und die, die keine haben. In unserer Gesellschaft kursiert zurzeit viel Angst. Seit der Flüchtlingsproblematik ist sie zum großen Thema geworden. Ich verstehe, dass man Angst hat, aber man muss auch genauso laut das Gegenteil sagen. Denn Angst hilft nicht, sie kann nichts Positives bewirken, sie lähmt nur. Ich möchte ein Zeichen gegen die Angst setzen.

    Gibt es etwas, wovor Sie sich besonders fürchten?

    Ringlstetter: Wie jeder, der Kinder hat, fürchte ich mich davor, dass ihnen etwas passiert. Aber darum geht es nicht. Jeder hat Angst. Das ist normal. Doch als gesellschaftliche Energie ist sie Blödsinn. Das führt nur zu Scheiß!

    Auf Ihrer Internetseite ist zu lesen, dass Sie eigentlich lieber schweigen als reden. Woher kommt das und wie ist das mit Ihrem Beruf vereinbar? Sie leben ja davon, dass Sie reden und singen...

    Ringlstetter: Deshalb reicht es ja auch irgendwann. Ich habe das auf mich als Privatmensch bezogen. Inzwischen bin ich froh, wenn ich einfach irgendwo sitzen kann, ohne etwas zu sagen. Früher konnte ich das nicht. Ich denke, das hat was mit dem Älterwerden zu tun. Mit der Zeit wird man innerlich ruhiger, hat nicht mehr ständig den Drang, Dinge von sich zu geben.

    Warum singen Sie in Mundart? Welche Rolle spielt Dialekt für Sie?

    Ringlstetter: Die Frage hat sich für mich nie gestellt. Ich finde es total normal, dass man so singt, wie man denkt. Ich singe ja nicht im tiefsten Dialekt, sondern eher Hochbairisch – eben genau so, wie ich auch denke. Die Frage müsste eher lauten: Warum sollte ich anders singen, als ich denke. Inzwischen habe ich auch immer öfter Lust, auf Englisch zu singen oder Englisch und Bairisch zu mischen. Wir leben in einer globalen Welt und das wirkt sich auch auf die Sprache aus.

    Sie werden oft mit dem Begriff „Heimat“ in Verbindung gebracht. Gleichzeitig haben Sie aber auch schon geäußert, dass Sie das Heimatgequatsche nervt...

    Ringlstetter: Man sollte Heimat einfach als das betrachten, was es ist. Heimat ist da. Natürlich habe ich auch ein Heimatgefühl, aber ich verstehe die Überhöhung nicht, warum der Heimat-Begriff plötzlich so groß gemacht wird. Man sollte Heimat auch kritisch sehen, denn sonst verändert sich nichts. Und Starrheit mag ich nicht.

    Im gleichnamigen Musikvideo über ihre Heimat Niederbayern sind auch Ministranten zu sehen. Sie waren selbst einst Ministrant. Hat sich ihr Kirchenbild durch die Missbrauchsskandale verändert?

    Ringlstetter: Klar hat sich das verändert. Als Kind habe ich die Kirche nicht hinterfragt, als Jugendlicher sehr wohl. Und jetzt tu ich mich schwer, bei dem Thema auch nur ruhig zu bleiben. Ich finde es krass, was sich diese Institution geleistet hat und wie sie damit umgeht. Warum stellt sich die Kirche nicht hin und gibt zu, dass sie Scheiße gebaut hat? Dieses Herauswinden ist unappetitlich. Das ist eine Frechheit gegenüber den Leuten, die Schlimmes erlebt haben.

    Sie haben einmal gesagt, dass Sie als Künstler Ihrem Publikum nicht unbedingt eine moralische Botschaft mitgeben wollen? Geht das überhaupt?

    Ringlstetter: Man spürt ja trotzdem, wofür ich stehe. Ich wehre mich halt gegen diese pädagogische Umsetzung. Das sind ja alles erwachsene Menschen. Ich finde, es ist einfach schöner, den Leuten am eigenen Scheitern das Scheitern der Welt zu erklären. Und außerdem ist es ja auch eine große Leistung, die Menschen zwei Stunden lang glücklich zu machen. Denn glückliche Menschen verhalten sich anders als Menschen, die frustriert sind.

    Seit Ende 2016 haben Sie mit „Ringlstetter“ eine eigene wöchentliche Late-Night-Sendung. Ist das das Non-Plus-Ultra für einen Unterhalter?

    Ringlstetter: Ja. Es ist das Schwierigste, Herausfordernste und gleichzeitig auch das Geilste. Am Anfang hatten wir ein bisschen Schwierigkeiten, im ersten Jahr habe ich mich geplagt, musste mich erst finden. Aber inzwischen macht es richtig Spaß. Die Sendung ist eine feste Institution geworden.

    Hannes Ringlstetter tritt mit seiner Band am Donnerstag, 11. Juli, um 20 Uhr in der Eventhalle in Ingolstadt auf. Ein weiterer Auftritt ist am Freitag, 12. Juli, in der Schmutterhalle in Asbach-Bäumenheim. Karten gibt es unter www.eventim.de und beim Reisebüro Spangler in Neuburg. Weitere Informationen gibt es im Internet unter https://www.ringlstettertv.de/.

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