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Ingolstadt: Eine Mietwohnung in Ingolstadt? Oh weh!

Ingolstadt

Eine Mietwohnung in Ingolstadt? Oh weh!

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    Glücklich kann sich schätzen, wer in Ingolstadt in einer bezahlbaren Wohnung lebt. Denn der Markt ist leer gefegt. Wer gerade eine Wohnung sucht, muss vor allen Dingen eines haben – viel Glück.
    Glücklich kann sich schätzen, wer in Ingolstadt in einer bezahlbaren Wohnung lebt. Denn der Markt ist leer gefegt. Wer gerade eine Wohnung sucht, muss vor allen Dingen eines haben – viel Glück. Foto: Manfred Dittenhofer

    Wer in Ingolstadt momentan eine Wohnung sucht, braucht gute Nerven und einen langen Atem. Denn das Angebot an – bezahlbaren – Mietwohnungen ist inzwischen ziemlich klein. Und selbst Wohnungssuchende mit guten finanziellen Möglichkeiten schauen inzwischen immer öfter in die Röhre. Denn wo es nichts zu mieten gibt, dort hilft auch Geld nicht weiter. Kürzlich erst hat sich die Zeitschrift Finanztest mit der Thematik befasst. Ergebnis:

    Der Mieterverein Ingolstadt erlebt die Misere hautnah mit. „Die wenigen frei werdenden Wohnungen wechseln oft, ohne überhaupt ausgeschrieben zu sein, nur durch Hörensagen den Mieter.“ Gerhard Wagner ist Rechtsanwalt und stellvertretender Vorsitzender des Mietervereins. Er prangert vor allem an, dass die Wohnungsknappheit ausgenutzt wird: „Durch den Marktdruck versuchen viele Vermietungsgesellschaften, die Mieten zusätzlich durch allerlei Tricks zu erhöhen.“ Beispiel Nebenkosten: Früher hatte ein Mietshaus einen Hausmeister. Heute wird dieser gerne durch ein Dienstleistungsunternehmen ersetzt, das meist noch eine Tochterfirma des Vermieters ist. Sie übernimmt nur noch die Kontrolle aller Arbeiten am Haus wie Reinigung und Wartung. Diese Aufgaben werden wieder an Tochterunternehmen gegeben. Und fallen damit teurer aus, als eigentlich notwendig. Die Nebenkosten werden zur zweiten Miete. „Wir haben Beispiele, da berechnen Vermietungsgesellschaften 39000 Euro für Hauswartkosten, obwohl es in dem Wohnblock aber gar keinen Hausmeister gibt. Vielmehr ist der Ansprechpartner eine andere Firma.“

    Mietpreisbremse ist umstritten

    Dann die Mietpreisbremse. Wagner lässt kein gutes Haar daran: „Zur Durchschnittsberechnung werden nur die Mieten herangezogen, die in den letzten vier Jahren erhöht wurden. Also eh schon nur die teuren Mieten.“ Wagner geht noch weiter. Würde tatsächlich einmal ein Mieter gegen die Erhöhungen klagen und Recht bekommen, dann müsste der Vermieter die in der Vergangenheit zu hohe Miete nicht einmal rückwirkend zurückzahlen. Ähnliche Probleme gibt es beim Eigenbedarf. „Erst wird Eigenbedarf angemeldet, der Vermieter zieht für einen kurzen Zeitraum ein – manchmal sogar nur mit einer Campingliege. Und dann stellt er fest, dass ihm die Wohnung wegen geänderter Lebensumstände doch nicht passt und vermietet neu.“ Dagegen hätten Mieter kaum eine juristische Handhabe. Und selbst wenn sie einen Prozess gewinnen. Es gäbe höchstens Schadensersatz für die entstanden Kosten für den Umzug. Die Wohnung aber sei weg.

    Das niedrige Zinsniveau müsse, so Wagner, auch auf die Mieterhöhungen dämpfend einwirken. „Wir bräuchten dringend einen Mietspiegel in Ingolstadt. Aber einen Mietspiegel, der den Namen auch wert ist und alle Mieten berücksichtigt. In der jetzigen Form ist es ein Zerrspiegel.“ Zusätzlich zu der Problematik, dass Investoren auf den Immobilienmarkt drängen, kommt die Tatsache, so Wagner, dass Bauen und vor allem Baugrund rasant teurer werden. „Auf der anderen Seite gibt es auch in der Ingolstädter Innenstadt Wohnraum, der aber nicht vermietet wird, weil es die Eigentümer nicht möchten, oder weil ohne Mieter leichter ein finanzkräftiger Investor angelockt werden kann.“

    Was Kommunen tun könnten

    Einen großen Fehler sieht auch die Vorsitzende des Ingolstädter Mieterbundes, Inge Diehl-Karsten, in der Tatsache, dass sich die Kommunen aus dem Wohnungsbau komplett zurückgezogen haben. Der Freistaat habe mit dem Verkauf von Sozialwohnungen die Landesbank saniert. Und auch der Bund betreibe keinen sozialen Wohnungsbau mehr. All das treibe die Mietpreise in die Höhe. „Und die sind inzwischen in Regionen, wo sich auch gut situierte Mieter zweimal überlegen, ob sie die Wohnung nehmen.“ Und wenn einem Mieter plötzlich gekündigt wird? Wagner rät, erst einmal Einspruch gegen die Kündigung einzulegen. „Wenn sie keine adäquate Wohnung finden, gewährt das Gericht eine Räumungsfrist bis zum Auszug.“ Weitere Tipps hat er nicht. Der Markt ist leer und viele Mietwohnungssuchende sind auf Zufallsfunde angewiesen.

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