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Ingolstadt: Dringend Ersatz gesucht: Stadt Ingolstadt lässt Theater-Pläne von außen beurteilen

Ingolstadt

Dringend Ersatz gesucht: Stadt Ingolstadt lässt Theater-Pläne von außen beurteilen

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    Das Stadttheater Ingolstadt muss dringend saniert werden.
    Das Stadttheater Ingolstadt muss dringend saniert werden.

    Das Stadttheater Ingolstadt an der Schlosslände ist einer der markanten Bauten der Nachkriegsmoderne in Bayern und wurde in die Liste der Baudenkmäler der Stadt aufgenommen. Mittlerweile machen nicht nur Experten einen enormen Sanierungsstau bei dem 1964 von Hardt-Waltherr Hämer in Sichtbetonbauweise errichteten Gebäude aus.

    Das Haus „fällt auseinander“, so Intendant Knut Weber. Er weiß eine Fülle von Problemen mit Bühnentechnik, Belüftung, Elektrik bis hin zur maroden Bausubstanz zu benennen, mit denen man tagtäglich zu kämpfen habe. Dazu komme die eklatante Platznot. Ein Übel von Anfang an, da das Haus lediglich als Bespieltheater und nicht für ein festes Ensemble mit all seinen notwendigen Gewerken konzipiert wurde. Zusammenfassend sagt Weber nicht erst neuerdings: „An einer Sanierung führt überhaupt kein Weg vorbei“. Und die Zeit drängt: Die Betriebserlaubnis für das Stadttheater mit Großem Haus, Festsaal, Werkstattbühne für das Junge Theater, Restaurant und Funktionsräumen wird im Jahr 2022 auslaufen, ein Ausweichspielort ist erforderlich.

    Über den führt man in Ingolstadt seit mittlerweile zehn Jahren teilweise erbitterte Debatten, streitet über Standort, Nutzungskonzept, Kosten. Fast vier Millionen Euro flossen in die Planung der Ersatzspielstätte für die Zeit der Sanierung des Hämer-Baus. Der Neubau dieser Kammerspiele in der Schutterstraße hinter der Donaukaserne soll nach abgeschlossener Sanierung des Stadttheaters dauerhaft Produktions- und Spielstätte sein, die auch das derzeitige Kleine Haus in der alten Aula an der Berufsschule ersetzen soll. Zudem sollen im neuen Gebäudekomplex die Werkstätten und Probebühnen integriert werden sowie das Junge Theater, die Theatervermittlung und die Spielclubs.

    Das Stadttheater Ingolstadt muss dringend saniert werden. Die Stadt sucht nach einem Ersatzspielort

    Jetzt luden Stadt und Theater zu einem öffentlichen Hearing ein, bei dem noch einmal darüber reflektiert werden sollte: Wie macht man sowas? Wie machen andere das oder haben es gemacht? Deshalb hatte man unter anderem vier Intendanten bayerischer Theater zu der hybriden Veranstaltung „Kammerspiele - warum?“ eingeladen.

    Zunächst stellten die Erstplatzierten im Realisierungswettbewerb Kammerspiele, das Architekturbüro „blauraum“ aus Hamburg, die im Juni vergangenen Jahres von der großen Mehrheit des Stadtrats den Planungsauftrag erhielten, und die Ingolstädter Kommunalbauten GmbH noch einmal den Entwurf vor, über den der Stadtrat am 14. Dezember befinden muss. Professor Volker Halbach unterstrich den Ensemblegedanken des Entwurfs, der den alten Theaterbau und die neuen Kammerspiele – konzipiert als „Bürgertheater mit ganztägiger Aufenthaltsqualität“ – zusammen mit dem dazwischen entstehenden „Campus“ als Eingangstor zur neu belebten Innenstadt vorsieht. Man realisiere eine nachhaltige Architektur, barrierefrei und transparent, „ein grünes Gebäude“ mit Naturdach, Fassadenbegrünung und Regenwassermanagement. Für die Bäume, die am Bauplatz gefällt werden müssen, werden neue gepflanzt, es entsteht ein „Theatergarten“, erklärte er.

    Die Pläne zu den Ingolstädter Kammerspielen hat die Stadt nun von außen beurteilen lassen

    Nachdruck verliehen den Plänen und ihrer baldigen Umsetzung die Intendanten der Theater in Augsburg, Regensburg, Würzburg und Landshut mit ihren Berichten. Ihre Erfahrung mit durchgeführten, geplanten oder laufenden Sanierungen führten vor Augen, welche unangenehmen Begleiterscheinungen, unkalkulierbaren Risiken und horrenden Mehrkosten eine Theatersanierung zeitigen kann. In Augsburg etwa wird seit 2016 und voraussichtlich noch bis 2028 saniert. In Landshut läuft der Theaterbetrieb seit siebeneinhalb Jahren mehr schlecht als recht in einem Zelt, Ende des Provisoriums nicht absehbar. In Würzburg, wo seit 2018 saniert und neu gebaut wird, ist mittlerweile der achte Eröffnungstermin des Theaters geplatzt. Das Resumee aller vier Intendanten: Die Ingolstädter Vorgehensweise sei sinnvoll und effizient, die Planung gründlich und nachhaltig.

    Der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf bezeichnete in einer Diskussionsrunde kommunaler Vertreter den Theaterneubau als „die nachhaltige Idee schlechthin“. Ein weiteres Aufschieben und Überplanen oder gar eine neue Standortsuche halte er für unverantwortlich: „Das wird es mit mir nicht geben“. Bislang werden für den Neubau Kosten in Höhe von 38,9 Millionen Euro veranschlagt, der städtische Eigenanteil liege bei 20 bis 25 Millionen Euro. Das Projekt sei „kein Pappenstiel“, meint der Oberbürgermeister, er habe aber keine Zweifel, dass zeitlich und finanziell alles im Rahmen bleiben wird. Er gehe guten Mutes in die Sitzung Mitte Dezember.

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