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IN-Campus: Schock für Ingolstadt: Audi stoppt Millionen-Pläne für Technikzentrum

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Schock für Ingolstadt: Audi stoppt Millionen-Pläne für Technikzentrum

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    Der IN-Campus auf dem ehemaligen Raffineriegelände ist jetzt auf Eis gelegt.
    Der IN-Campus auf dem ehemaligen Raffineriegelände ist jetzt auf Eis gelegt. Foto: IN-Campus-GmbH

    Oberbürgermeister Christian Lösel ging professionell mit der Nachricht um, zumindest nach außen: Man müsse „Verständnis“ haben, wenn Audi eine neue „Reihung“ seiner Großprojekte vornehme. Bei vielen Stadtpolitikern in Ingolstadt schrillen dagegen spätestens jetzt alle Alarmglocken.

    Sagen tun sie das aber nur hinter vorgehaltener Hand. Denn über die Jahrzehnte haben sie gelernt, dass man zurückhaltend sein sollte, wenn es um den größten Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler geht.

    Die Gewerbesteuer, das war der Anfang. Als der VW-Abgas-Skandal ins Rollen kam, ging in Ingolstadt die erste Schreckensmeldung ein. Sie kam aus Wolfsburg: Der Mutterkonzern signalisierte, dass mindestens drei Jahre lang so gut wie keine Gewerbesteueranteile für Konzerntochter Audi an den Stammsitz fließen. Die Stadtspitze nahm es nach außen eher gelassen. Auch im Stadtrat blieb der Aufschrei aus – obwohl die Stadt jetzt alle Reserven aufbrauchen muss, um die wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre stemmen zu können. Der Gewerbesteuerumfang, der auf Audi zurückzuführen ist, lag bei gut 70 Millionen Euro. Das kann jeder nachrechnen, wer die Ansätze zurückliegender Haushaltspläne heranzieht und die nun veranschlagten Mindereinnahmen damit abgleicht.

    Und jetzt auch das noch. Dabei ist vor wenigen Monaten noch verkündet worden, dass Audi trotz Abgasskandal an den Plänen für das gigantische Projekt festhält, das unter dem Namen „IN-Campus“ viele Stadtpolitiker beinahe elektrisiert, zumindest aber entzückt hat. Denn tausende neue Arbeitsplätze, meist für hoch qualifizierte Ingenieure, soll(t?)en auf dem 75 Hektar großen Gelände der alten Bayernoil-Raffinerie direkt hinter dem – ebenfalls mit hohen Summen von Audi finanzierten – Fußballstadion entstehen. Also ein Technologiezentrum, in dem das Auto der späten Zukunft entwickelt werden soll.

    Viele Stadtpolitiker hören jetzt alle Alarmglocken

    Die Entscheidung für die millionenschweren Investitionen wurde in Ingolstadt einst aus mehreren Gründen gefeiert. Denn die Stadt konnte sich damit auch auf elegante Weise einer gewaltigen Altlast entledigen, weil das Erdreich der alten Raffinerie durchsetzt war von Schadstoffen. Ingolstadt gründete mit Audi eine Gesellschaft, die hunderttausende Kubikmeter verseuchten Boden reinigt oder fachgerecht entsorgt – die Kosten dafür in Millionenhöhe übernimmt Audi. Die Arbeiten auf dem Gelände laufen seit Monaten unter höchstem Druck. Nun kann der Zeitplan etwas entspannter dargestellt werden.

    Vom Gas gehen kann nun auch die Stadt, was die Realisierung eines eigenen Autobahnanschlusses für das Technologiezentrum anbelangt. Außerdem liegt nun das auf Eis, was Audi unter dem Projektnamen „Letzte Meile“ angekündigt hatte: Der Zubringer zum Gelände soll auch Teststrecke für pilotiertes Fahren unter realen Bedingungen werden.

    Was nun? Niemand in Ingolstadt scheint es konkret zu wissen. Die Nachricht ist noch zu frisch. Konzernchef Rupert Stadler gab gestern Nachmittag bei der Betriebsversammlung offiziell bekannt, dass der „IN-Campus“ auf Eis gelegt ist. Die meisten Beschäftigten waren völlig überrascht, manche regelrecht geschockt. Nicht alle können mit schlechten Nachrichten professionell umgehen.

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