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Eichstätt: Diözese Eichstätt setzt den Rotstift an: Konsequenzen für Kirche in Rohrbach

Eichstätt

Diözese Eichstätt setzt den Rotstift an: Konsequenzen für Kirche in Rohrbach

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    Das Bistum Eichstätt steckt in einer tiefen Krise. Zuerst hatte vor dreieinhalb Jahren ein Finanzskandal die Diözese erschüttert, bei dem ein ehemaliger Mitarbeiter rund 60 Millionen Dollar in dubiose Immobiliengeschäfte in den USA investiert haben soll. Nun hat das Bistum vor allem mit den sinkenden Kirchensteuereinnahmen zu kämpfen. Die Konsequenz ist ein Baustopp.
    Das Bistum Eichstätt steckt in einer tiefen Krise. Zuerst hatte vor dreieinhalb Jahren ein Finanzskandal die Diözese erschüttert, bei dem ein ehemaliger Mitarbeiter rund 60 Millionen Dollar in dubiose Immobiliengeschäfte in den USA investiert haben soll. Nun hat das Bistum vor allem mit den sinkenden Kirchensteuereinnahmen zu kämpfen. Die Konsequenz ist ein Baustopp. Foto: Bistum Eichstätt

    Die Diözese Eichstätt muss den Rotstift ansetzen. Abgezeichnet hatte sich das schon länger. Weniger Steuereinnahmen wegen Corona, dann noch ein stetiger Rückgang der Kirchenmitglieder und darüber hinaus noch zahlreiche Rückstellungen für Pensionen von Priestern im Ruhestand und Beihilfen – all das reißt ein tiefes Loch in die Finanzen des Bistums. Bereits das vergangene Jahr endete für die

    Mithilfe eines Immobilienkonzepts nimmt die Diözese sämtliche Gebäude und Liegenschaften in den Pastoralräumen genauer unter die Lupe und will dann entscheiden: Was brauchen wir wirklich? Sind all die Pfarrhäuser, Jugendheime und andere Häuser in Kirchenbesitz wirklich in dieser Menge und Form notwendig für die Arbeit der Kirche? Bis das soweit ist – vermutlich Ende 2024 – wird es einen Baustopp geben. Vermutlich das erste Mal überhaupt in der Geschichte des Bistums, berichtet Bistumssprecherin Regina Greck.

    Der Diözese Eichstätt gehören aktuell 2500 Immobilien

    Einen konkreten Betrag, der damit eingespart werden soll, kann Greck noch nicht nennen. Generalvikar Michael Huber hat in einer Veröffentlichung jedenfalls von einschneidenden Beschlüssen gesprochen: „Es ist leider absehbar, dass wir unsere Gemeinden und Einrichtungen mit einer zu groß gewordenen Infrastruktur überfordern. Anpassungen sind sicher schmerzhaft, aber notwendig und helfen, dass die Kirche im Bistum Eichstätt vor Ort in den nächsten Jahren sinnvoll wirken kann.“ Die Diözese besitzt aktuell rund 2500 kirchliche Gebäude. Der Wert aller kirchlichen Immobilien wurde Ende vergangenen Jahres auf rund 112 Millionen Euro beziffert.

    Bauanträge sollen in den kommenden Jahren nur noch dann genehmigt werden, wenn dies aus Gründen des Brandschutzes notwendig ist oder wenn die Gebäude massive Sicherheitsmängel haben. Das Bistum betont in seinem Schreiben aber auch: „Die Pfarreienfinanzierung ist aktuell nicht von Einsparmaßnahmen betroffen.“

    Wer möglicherweise die Auswirkung der Entscheidungen aus Eichstätt zu spüren bekommt, sind die Gläubigen aus Rohrbach. Wie Pfarrer Tobias Scholz erläutert, müsste dort eigentlich die defekte Glockenanlage saniert werden. Ein Glockensachverständiger sollte das Instrument schon bald genauer begutachten. Doch ob das noch in absehbarer Zeit passieren wird? „Ich fürchte, das wird dem Rotstift zum Opfer fallen“, sagt Scholz. Andere Projekte aus den umliegenden Pfarreien dagegen sind vonseiten der Diözese noch genehmigt worden, bevor der Baustopp verkündet worden war.

    Emskeim und Altstetten: Vorhaben können noch realisiert haben

    So können wohl in Emskeim und Altstetten die Glockenanlagen für zusammen rund 21.500 Euro saniert werden. Eine Zusage gibt es auch für die Begasung der Kirche in Emskeim, weil dort der Holzwurm zu Gange ist. Und in Ammerfeld hat die Diözese schon grünes Licht gegeben für die Sanierung der Kirchenfenster und der Stützmauer am Friedhof, bei der der Putz bröckelt. „Da sind wir schon sehr froh“, sagt Scholz.

    Konrad Willi, Pfarrer in der Pfarrei Bergheim, kann dagegen recht gelassen auf die Beschlüsse aus Eichstätt reagieren. Denn aktuell sind weder in

    Sanierung des Eichstätter Doms soll bis 2023 dauern

    Nur einen Tag, nachdem die Diözese den Baustopp verkündet hatte, präsentierten die Verantwortlichen den Medien gegenüber die Fortschritte bei der Sanierung des Eichstätter Doms. Vor mehr als zwei Jahren – im April 2019 – war damit begonnen worden. Abgeschlossen sein soll die gesamte Renovierung im Jahr 2023. Damit liegen die Arbeiten im Plan. Allerdings verschlingt das Vorhaben mehr Geld, als ursprünglich geplant. Denn es wird zusätzlich einen barrierefreien Zugang zur Kirche geben, außerdem muss – vor dem Hintergrund des Feuers im Notre Dame in Paris – mehr Geld für den Brandschutz ausgegeben werden. Alles in allem summieren sich die Mehrausgaben auf 1,7 Millionen Euro, die die Diözese übernehmen muss. Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf 17,2 Millionen Euro, wovon der Staat den größten Teil, nämlich 12,2 Millionen Euro trägt. Das Bistum Eichstätt muss für fünf Millionen Euro aufkommen.

    Für die gesamten Finanzen des Bistums ist nun Christine Hüttinger zuständig. Sie ist seit 1. Oktober die neue Finanzdirektorin der Diözese. Hüttinger war bereits seit 2019 Leiterin der Abteilung „Finanz- und Rechnungswesen“ und stellvertretende Finanzdirektorin, jetzt ist sie an die Spitze gerückt. Der Posten hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Hüttingers Vorgänger Florian Bohn war im Herbst vergangenen Jahres zunächst fristlos entlassen worden, später war dann die Rede von einer einvernehmlichen Trennung. Über die genauen Gründe hüllt man sich in Schweigen. Bohn war der erste Nicht-Kirchenmann auf diesem Posten. Sein Vorgänger, der als „Geistlicher ohne tiefergehende wirtschaftliche Kenntnis“ beschrieben worden war, war in den Strudel der Finanzaffäre geraten, bei der das Bistum rund 60 Millionen Dollar in dubiose Anlagen in den USA investiert hatte. Im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft steht dabei unter anderem ein ehemaliger leitender Angestellter des Bistums, der zeitweise auch in Untersuchungshaft saß.

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