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Ehekirchen: "Spielball politischer und persönlicher Interessen": Steht der Waldkindergarten in Ehekirchen auf der Kippe?

Ehekirchen

"Spielball politischer und persönlicher Interessen": Steht der Waldkindergarten in Ehekirchen auf der Kippe?

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    Die letzte Option: Derzeit kommen nur noch drei Flurstücke am Birket für den Waldkindergarten infrage.
    Die letzte Option: Derzeit kommen nur noch drei Flurstücke am Birket für den Waldkindergarten infrage. Foto: Andrea Hammerl

    Der Eltern-Favorit unter den potenziellen Waldkindergartengrundstücken in Ehekirchen – zurückgezogen vom Eigentümer. Das Waldgrundstück am Löhlein – von den Fachbehörden kritisch gesehen. Ein Rechtsanwaltsschreiben – von den Jagdgenossen an die Gemeinde. Es geht rund hinter den Kulissen in Ehekirchen. Dennoch war der Waldkindergarten laut Bürgermeister Günter Gamisch kein Thema in der nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung. „Wir werden am 13. April in der öffentlichen Sitzung darüber diskutieren“, sagt er auf Nachfrage.

    Waldkindergarten in Ehekirchen: Von Gemeindeseite sei kein Konzept vorhanden

    Zum aktuellen Zwischenstand teilt er mit, es stehe nach dem Termin mit den Fachbehörden nur noch eines der Grundstücke, die der Entwicklungsausschuss in die engere Wahl genommen hatte, zur Disposition, und zwar die Fläche „Am Birket“ bei Buch, wo die Kommune zwei Waldstücke und eine Wiese besitzt. Das Waldgrundstück „Am Löhlein“ war insbesondere vom Jugendamt mit Hinweis auf die Nähe zur Kreisstraße aus Sicherheitsgründen sehr kritisch eingestuft und das Privatgrundstück der Familie Paula am Haselbacher Waldrand zurückgezogen worden. Zudem stehe noch das Problem der Trägerschaft im Raum.

    Am Ambacher Bolzplatz war das Interesse der Bürger groß. Hier formierte sich aber Widerstand gegen einen Waldkindergarten.
    Am Ambacher Bolzplatz war das Interesse der Bürger groß. Hier formierte sich aber Widerstand gegen einen Waldkindergarten. Foto: Andrea Hammerl (Archiv)

    „Die Idee eines Wald- und Bauernhofkindergartens und mein Grundstücksangebot werden zunehmend zum Spielball politischer und persönlicher Interessen umfunktioniert“, begründet Markus Paula in seinem Brief an den Bürgermeister die Entscheidung, die er und seine Frau Stephanie getroffen haben. Nach mehr als einem Jahr und vielen Gesprächsterminen sei keine politische Klarheit und kein Wille zu erkennen, der sich „in verlässlichen Entscheidungen und Beschlüssen ausdrückt“. Von Gemeindeseite sei kein Konzept vorhanden oder absehbar, auf das sich bauen ließe – weder pädagogisch, organisatorisch noch gestalterisch.

    Das von engagierten Eltern erstellte Konzept eines Bauernhof/Naturkindergartens am Waldrand sei zwischenzeitlich komplett unter den Tisch gekehrt worden. Dort hätte ein „Natur/Kultur-Paradies für Kinder“ entstehen sollen – mit Hühnern, Zwergziegen, Kaninchen in Zusammenarbeit mit dem Arche-Projekt für aussterbende Haustierrassen. „Damit ist für uns eine Perspektive weg“, sagt Christina Dietl, eine der Initiatorinnen, die das Konzept gemeinsam mit Larissa Wittmann erarbeitet hat. Das verbleibende Grundstück bei Buch eigne sich nicht, ergänzt Larissa Wittmann, „das geht jetzt an unserem Konzept vorbei, aber wir werden nicht gefragt“.

    Projekt auf der Kippe? Auch aus Haselbach sei massiver Gegenwind gekommen

    Die Gemeinde entscheide über das Grundstück und die Eltern sollten dann beim Aufbau helfen und möglicherweise die Trägerschaft übernehmen. Das Haselbacher Grundstück sei ideal gewesen, um Kindern einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie sich in der Natur bewegen können. Die Idee mit den Tieren ließe sich nur dort umsetzen, weil mit Familie Paula ein Kümmerer dagewesen wäre – was das pädagogische Personal keineswegs leisten könnte. Wie Paula vermissen auch die beiden Frauen ein klares Statement der Gemeinde und monieren, dass sich alle Parteien im Wahlkampf auf die Fahne schrieben, junge Familien zu unterstützen, ganz besonders die CSU. Nun aber setzten sich nur wenige Gemeinderäte wirklich ein, wie Manuela Ahle und Paul Utz. „Wenn die Gemeinde einen Waldkindergarten will, dann findet sich auch eine Lösung“, meint Larissa Wittmann, die den Eindruck hat, dass die Kommune nicht wirklich dahinterstehe.

    Auch aus Haselbach sei massiver Gegenwind gekommen, allerdings nicht von allen. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen einen Waldkindergarten, es geht nur um die Wildschäden“, erklärt Mathias Wintermayr, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Haselbach, das Rechtsanwaltsschreiben, das die Gemeinde erhalten hat. Die Jagdgenossenschaft habe einen Jagdpachtvertrag mit der seltenen Regelung, dass der Jäger 100 Prozent der Wildschäden zu tragen habe. „Daher hat der Jäger Bedenken, dass die Wildschäden steigen, wenn er beim Jagen Rücksicht auf den Kindergarten nehmen muss“, erklärt Wintermayr, der den Jäger nicht verlieren möchte. Der Wildschweindruck sei enorm groß in den stark bewaldeten Haselbacher Fluren, hinzukomme die Afrikanische Schweinepest. Jäger und Jagdgenossen befürchten, das Waldstück am Kindergarten könnte zum Rückzugsgebiet für Wildschweine werden, die sehr schnell spannten, wenn irgendwo nicht geschossen werde. Daher hätte der gesamte Vorstand der Jagdgenossenschaft beschlossen, den Anwalt zu beauftragen.

    „Es ist so schade, es geht um einen Kindergarten, um junge Familien“, bedauert Wittmann und verweist auf das neue Baugebiet in Schönesberg, die Gemeinde wachse und es gebe viele Familien, die sich einen Waldkindergarten wünschten. Sie hat sogar schon Anfragen bekommen, wo man sein Kind anmelden könne. Markus Paula wäre grundsätzlich bereit, noch einmal über sein Grundstück zu reden, „wenn die Gemeinde ihre Hausaufgaben gemacht hat, mit den Fachbehörden einig ist und ein Konzept für einen Bauernhof/Naturkindergarten hat“.

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