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Drogenprozess in Ingolstadt: Drei Rauschgiftkunden waren verdeckte Ermittler

Drogenprozess in Ingolstadt

Drei Rauschgiftkunden waren verdeckte Ermittler

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    Prozessakten (Symbolfoto)
    Prozessakten (Symbolfoto) Foto: dpa

    Im zweiten Prozess gegen einen Dealerring, der die Szene in der Region vermutlich jahrelang mit Rauschgift versorgte, sitzt seit gestern der 44-jährige Betreiber eines Piercing- und Tattoostudios in Pfaffenhofen an der Ilm auf der Anklagebank.

    Vorvergangene Woche hat das Verfahren am Landgericht gegen einen Drogenkurier aus Albanien begonnen, dessen Festnahme im Endeffekt alle Mittäter auffliegen ließ (wir haben ausführlich berichtet). Der Mann wurde an der Rastanlage Walserberg von Schleierfahndern aus dem Verkehr gefischt. Er hatte fast sechs Kilogramm Marihuana im Auto.

    Bestimmt war der Stoff für den Geisenfelder, der jetzt angeklagt ist und dem ebenfalls eine mehrjährige Haftstrafe droht. Ebenso seinem Sohn und einem weiteren Komplizen, der im Verdacht steht, auch in Ingolstadt Rauschgift in größeren Mengen in den Verkehr gebracht zu haben. Das Verfahren gegen den Sohn und den Helfershelfer steht noch an, der Drogenkurier wird voraussichtlich kommende Woche verurteilt.

    Dessen Verfahren ist voller Widersprüche und gekennzeichnet von einer ausgesprochen geringen Kooperationsbereitschaft mit dem Gericht – von dem her unterscheidet sich die Verhandlung in keiner Weise von anderen Drogenprozessen.

    In mindestens vier Fällen soll der Geisenfelder Rauschgift in nicht geringen Mengen gehandelt haben. Genauer gesagt: Der Mann bezog Marihuana, Haschisch, Amphetamine und auch Kokain gleich kiloweise. Vieles ging wohl in dem Piercing- und Tattoostudio in Pfaffenhofen über den Tisch, das offiziell von seinem Sohn betrieben wurde. Meist stand jedoch der Vater in dem kleinen unscheinbaren Laden.

    Einem Kriminalbeamten verkaufte er Kokain

    Als das Netz der Kriminalpolizei immer dichter wurde und die Handys der Verdächtigen längst abgehört wurden, griff die Kripo zu einem bewährten Trick: Sie schickte verdeckte Ermittler ins Studio, die den Betreiber letztendlich vollends überführten. Ein Kriminalbeamter kaufte fünf Gramm Kokain zum Preis von 300 Euro. Zwei weiteren bot der Mann ebenfalls Stoff an, zu einem Kauf kam es in diesen Fällen allerdings nicht.

    Daneben glaubt die Staatsanwaltschaft, ausreichend Beweise für ein Geschäft im Ingolstädter Stadtteil Haunwöhr mit 500 Gramm Marihuana, sowie in Geisenfeld mit 2,5 Kilogramm Marihuana zu haben. Weiterhin nennt die Anklageschrift drei Rauschgiftgeschäfte in Pfaffenhofen (einmal 50, das zweite Mal 500 Gramm Haschisch) sowie den Verkauf von einem Gramm Kokain und 200 Gramm Marihuana.

    Mindestens drei Prozesse gegen mutmaßliche Mittäter in dem Drogenring werden in den kommenden Wochen noch über die Bühne gehen. Die Festnahme der Männer brachte die Kriminalpolizei im Kampf gegen das Rauschgift in der Region einen wesentlichen Schritt weiter. Erfahrungsgemäß bilden sich jedoch neue Händlerkreise, die den Markt bedienen. Und der ist nach einschlägigen Erkenntnissen groß und hat Zuwachsraten.

    Das Urteil gegen den seit gestern angeklagten Mann soll am 12. März fallen. Das Gericht wird 20 Zeugen hören. Mögliche Verdächtige unter ihnen dürften erfahrungsgemäß mit großen Erinnerungslücken in den Zeugenstand treten.

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