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Neuburg: Der Lärm durch Flugzeuge steigt

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Der Lärm durch Flugzeuge steigt

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    Die Flugstunden des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 mit dem Eurofighter werden im Vergleich zum Vorjahr leicht steigen. Im kommenden Jahr wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet.
    Die Flugstunden des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 mit dem Eurofighter werden im Vergleich zum Vorjahr leicht steigen. Im kommenden Jahr wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Foto: Xaver Habermeier (Archiv)

    An einem stillen Feiertag wird keiner gerne in seiner Ruhe gestört. Bei einer Andacht auf dem Friedhof schon gar nicht. Genau das ist aber in Wagenhofen an Allerheiligen passiert. Um kurz nach 14 Uhr, mitten in der Gräbersegnung, donnerte es am Himmel. Der Lärm war ohrenbetäubend laut, der Pfarrer musste die Zeremonie für rund drei Minuten unterbrechen. Von dem Vorfall, der unter den Friedhofsgängern für Unmut sorgte, berichtete Rohrenfels’ Bürgermeister Wigbert Kramer am Dienstag auf dem jährlichen Treffen der Lärmschutzkommission des Taktischen Luftwaffengeschwaders in der Wilhelm-Frankl-Kaserne.

    Oberstleutnant Thomas Kullrich, der das Geschwader kommissarisch leitet, bis im Dezember der neue Kommodore Oberstleutnant Gordon Schnitger kommt, stellte sich der Kritik der Politiker aus den umliegenden Orten. An Allerheiligen sei es tatsächlich zu einem außergewöhnlichen Einsatz gekommen, erklärte er. Die Alarmrotte musste ausrücken, um ein Flugzeug abzufangen, zu dem kein Funkkontakt hergestellt werden konnte und das sich quasi direkt über dem Flugplatz befand. Um das Flugzeug, das aus Italien/Österreich kam, zu erwischen, musste ein Eurofighter fast senkrecht starten. Um schnell an Flughöhe zu gewinnen, musste er zusätzlich den Nachbrenner aktivieren – eine Einrichtung, die dem Flugzeug mehr Schub verleiht, gleichzeitig aber mehr Lärm verursacht. Weil die Aktion direkt über dem Flugplatz stattfand, habe sich der Lärm sehr lange gehalten, sagte Kullrich. Ein Einsatz wie dieser – noch dazu an einem Feiertag – sei jedoch eine Ausnahme.

    Beschwerden wegen Fluglärm steigen

    Im Schnitt kommt es bei der Luftwaffe in Neuburg rund 50 Mal im Jahr zu einem Alarm. Tatsächlich gestartet werden muss ein- bis zweimal im Monat. Diese sogenannten „Quick Reaction Alert“-Einsätze (QRA) gehören zu den festen Aufgaben des Geschwaders. Sie gewährleisten die Sicherheit im deutschen Luftraum, dafür sind zwei Eurofighter rund um die Uhr in Bereitschaft. Abseits der Einsätze finden auf dem Flugplatz in Neuburg, der 1000 Menschen beschäftigt und über 35 Eurofighter verfügt, vor allem Ausbildungs- und Trainingsflüge statt. In der Regel werde zwei- bis dreimal am Tag mit vier bis sechs Flugzeugen geflogen, sagte Kullrich. Die Anzahl der jährlichen Flugstunden werde in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr steigen. Lag sie 2018 noch bei rund 3100, wird 2019 mit 3000 bis 3500 geplant. Im kommenden Jahr werde mit mehr als 3500 Flugstunden gerechnet. Entsprechend hätten sich in diesem Jahr bereits die Beschwerden von Bürgern aus Neuburg und umliegenden Ortschaften gehäuft, räumte Kullrich ein.

    Die genauen Zahlen stellte Oberstleutnant Walter Ludwig vom Luftfahrtamt der Bundeswehr vor, das die Beschwerden erfasst. Der Anstieg an Flügen habe in diesem Jahr bislang zu 56 Beschwerden geführt, vergangenes Jahr waren es lediglich 20. Die Zahl dürfte bis Ende des Jahres noch steigen. Stadtrat Fritz Goschenhofer machte auf die Nöte der Anwohner, etwa in Sehensand, Hardt oder Altmannstetten, aufmerksam: „Für sie ist die Belastung sehr groß.“ Kullrich zeigte sich gesprächsbereit und stimmte dem Vorschlag Goschenhofers zu, den Dialog mit den Anwohnern bei regelmäßigen Treffen vor Ort zu suchen und Verbesserungsmöglichkeiten auszuloten. Das Geschwader sei bemüht, auf die Anliegen der Kommunen und Gemeinden einzugehen, wo dies möglich sei. Wenn beispielsweise Beerdigungen anstünden, bitte man um die Information durch Pfarrämter, um dies bei der Flugplanung berücksichtigen zu können.

    Neuburg: Das wird gegen den Fluglärm unternommen

    Was die Wahrnehmung von einigen Bürgern betreffe, Hubschrauberflüge hätten sich gehäuft, stimmte Nina Dietz, zuständig beim Geschwader für Fluglotsen und Flugberater, zu. Das liege einerseits an vermehrten Anflügen von Airbus Helicopters aus Donauwörth, andererseits an Rettungshubschraubereinsätzen. Auch Organspendetransporte wurden bereits drei in diesem Jahr gezählt. Saisonbedingt wird es im Routineflugbetrieb in den Wochen bis Weihnachten zudem vermehrt zu Nachtflügen kommen, auch dieses Thema wurde angesprochen. Die Flüge häufen sich von September bis März, weil in der dunklen Jahreszeit bereits zu früherer Stunde geübt werden könne. Auch das hat in der Bevölkerung in der Vergangenheit immer wieder für Aufregung gesorgt. Um die Lärmbelastung so gering wie möglich zu halten, werde es in der Regel aber keine Starts zwischen 22.30 und 6 Uhr sowie keine Starts und Landungen zwischen 12.30 und 14 Uhr geben. Zudem gelten für alle Flugzeuge angehobene Sichtflug-Anflughöhen von 1066 Metern und ein Überflugverbot platznaher Ortschaften im Umkreis von 25 Kilometern unter 660 Meter, für Neuburg sogar unter 1700 Meter.

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