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Neuburg: Der Kommodore geht nach Berlin

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Der Kommodore geht nach Berlin

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    Nach der Übergabe der Truppenfahne erfolgte der Handschlag vom scheidenden Kommodore Oberst Holger Neumann an Generalmajor Günter Katz (Mitte) und dem neuen Geschwaderchef Oberstleutnant Thomas Früh (rechts).
    Nach der Übergabe der Truppenfahne erfolgte der Handschlag vom scheidenden Kommodore Oberst Holger Neumann an Generalmajor Günter Katz (Mitte) und dem neuen Geschwaderchef Oberstleutnant Thomas Früh (rechts). Foto: Xaver Habermeier

    Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 hat einen neuen Kommodore. Dienstagnachmittag gab Oberst Holger Neumann die Truppenfahne vor der Ehrenformation und der Paradeaufstellung zunächst zurück an Generalmajor Günter Katz. Danach übergab dieser die Fahne an den neuen Kommodore, Oberstleutnant Thomas Früh. Dann hieß es: „Das Geschwader hört auf mein Kommando.“

    Auch wenn der Wechsel als stellvertretender Sprecher ins Bundesministerium der Verteidigung nach Berlin natürlich einen weiteren Karrieresprung bedeutet. Auch wenn in der Bundeshauptstadt die seit 2013 getrennte Familie wieder zusammenfindet. Der Abschied aus Neuburg fällt Holger Neumann trotzdem nicht leicht. Der 49-jährige gebürtige Ulmer war hier viereinhalb Jahre stationiert. Nach zwei Jahren als stellvertretender Kommodore übernahm er Ende April 2015 das Geschwader. Damit erfüllte sich „mein größter militärischer Wunsch“, wie er gestern vor zahlreichen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Behörden, Vereinen und Schulen sowie hochrangigen Militärs, darunter viele ehemalige Kommodores aus Neuburg, sagte.

    Dabei hatte er es als Chef des Geschwaders wahrlich nicht einfach. Vor allem deshalb, weil die fliegerische Heimat für 20 Monate nicht der Fliegerhorst in Neuburg-Zell, sondern wegen der kompletten Sanierung der Start- und Landebahn Lagerlechfeld war, wie General Katz in seiner Ansprache erzählte. Weitgehend von dort aus erfüllte das Geschwader seine Einsätze. Dazu zählten die Sicherung des Luftraumes über dem Baltikum und die Teilnahme an mehreren internationalen, hochwertigen Übungen. In die Zeit Neumanns fiel auch das Dreifachjubiläum 60 Jahre Luftwaffe, 55. Geburtstag des Geschwaders und zehn Jahre Eurofighter in Neuburg. Nicht nur bei dieser Gelegenheit, so der General, habe sich die enge Verbundenheit des Geschwaders zur Bevölkerung in der Stadt und dem Landkreis gezeigt. Günter Katz sprach Holger Neumann für seinen herausragenden Einsatz, für seine gradlinige und menschliche Art der Führung und seine vertrauensvolle Zusammenarbeit seinen Dank und seine Anerkennung aus.

    Demut gegenüber dem Privileg, Kommodore gewesen zu sein. Respekt vor den Menschen in diesem Geschwader. Stolz, diesen leistungsstarken Verband geführt haben zu dürfen. Und große Dankbarkeit – das, erzählte der scheidende Kommodore, würde er aus Neuburg mitnehmen. Dank gegenüber „meinem Geschwader“ für die unfallfreie Zeit, Dank an Stadt und Landkreis und vor allem an die Menschen, die hier leben. In den 29 Jahren als Soldat habe er ein solch außergewöhnliches Verhältnis und Miteinander noch nie erlebt. Als Abschiedslied hatte er sich vom Heeresmusikkorps aus seiner Heimatstadt Ulm den St. Louis Blues gewünscht.

    Nach einem Überflug einer Eurofighter-Formation und noch bevor Neumann viele Hände zum Abschied schütteln und sich die Abschiedsworte von Landrat Roland Weigert und Oberbürgermeister Bernhard Gmehling anhören durfte, sprach Oberstleutnant Thomas Früh von einem „sehr emotionsgeladenen Moment“, als er die Führung „eines gewachsenen und leistungsstarken Einsatzverbandes mit hervorragendem Ruf“ übernommen hatte. Da seien die Erwartungen und die Neugierde vieler, wie er denn wohl sein und was er denn wohl machen werde, der Neue. Da sei das Gefühl der Ehrfurcht und manchmal ein bisschen Sorge, „ob ich das auch schaffe“. Wie zum Beispiel die größte Herausforderung, die Mehrrollenfähigkeit des Eurofighters aufzubauen, also die Erweiterung des taktischen Flugbetriebs vom jetzigen Luft-Luft- auf das neue Luft-Boden-Spektrum. Andererseits erfüllen den Oberstleutnant Stolz und Freude, die nicht zuletzt deshalb so groß sei, weil er als Kommodore gerade hier in Neuburg sein dürfe. Denn gleich in der Nähe, in Donauwörth, ist der 46-Jährige groß geworden. Deshalb kenne er Region und Standort bereits gut.

    Neu für Thomas Früh waren dann aber die „Da Vincis“, die in ihren Schlossfestgewändern und trommelnd den scheidenden Kommodore bei seiner Verabschiedung in der neuen Werft überraschten. Die Soldaten sowie zivile Arbeitnehmer und Ehemalige, die das Geschwader auf dem Historienfest aktiv vertreten, hat Neumann heuer beim Schloßfest ins Herz geschlossen – und seinem Nachfolger wird es wohl nicht anders gehen.

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