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Burgheim: Pauline Abt: Ihr war die Gesundheit der Menschen und der Natur wichtig

Burgheim

Pauline Abt: Ihr war die Gesundheit der Menschen und der Natur wichtig

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    Pauline Abt an ihrem 90. Geburtstag. Die Ärztin praktiziert längst nicht mehr, ist aber in Burgheim bekannt und gefragt – unter anderem in Sachen Naturschutz.
    Pauline Abt an ihrem 90. Geburtstag. Die Ärztin praktiziert längst nicht mehr, ist aber in Burgheim bekannt und gefragt – unter anderem in Sachen Naturschutz. Foto: Barbara Würmseher
    Pauline Abt (†) an ihrem 98. Geburtstag mit einem ihrer Bücher „Gfarbt und gflickt“.
    Pauline Abt (†) an ihrem 98. Geburtstag mit einem ihrer Bücher „Gfarbt und gflickt“. Foto: Peter Maier

    Vor einem guten halben Jahr war Pauline Abt gefragt worden: „Wollen Sie mit hundert Jahren auch noch für das Gemeindeblatt schreiben?“. Damals stand sie kurz vor ihrem 98. Geburtstag und hatte gerade die bayerische Staatsmedaille für Umweltschutz von Staatsminister Thorsten Glauber überreicht bekommen. Ohne lange zu überlegen, hatte sie damals gesagt: „Ja! Und auch noch mit mehr als hundert Jahren – vorausgesetzt, der da oben spielt mit.“ Doch „der da oben“ hat entschieden, dass die Zeit für Burgheims wohl berühmteste Naturschützerin gekommen ist. Am Samstag ist

    Pauline Abt war ein Multitalent und eine vielseitig interessierte Frau. Sie hat als Ärztin nicht nur Generationen von Kindern ans Licht der Welt verholfen und Kranke medizinisch versorgt. Sie war auch Storchenexpertin, Naturschützerin, Ratgeberin in Sachen Flora und Fauna und Dichterin. Die Urnenbeisetzung wird im engsten Familienkreis stattfinden.

    Pauline Abt wurde in Göpping am Bodensee geboren

    Pauline Abt mit 22 Jahren, als sie gerade Medizinstudentin in München war.
    Pauline Abt mit 22 Jahren, als sie gerade Medizinstudentin in München war. Foto: privat

    Geboren in Göppingen am Bodensee hat die blutjunge Pauline den Weg über ihren Studienort München nach Burgheim gefunden. Mit ihrem Kommilitonen Rudolf Abt, den sie 1954 heiratete, gründete sie nicht nur eine Familie, die Eheleute waren auch beruflich ein Gespann. „1964 sind wir nach Burgheim gekommen“, erinnert sie sich, „damals waren wir die einzigen Ärzte hier und mussten praktisch immer in Rufbereitschaft sein.“

    Werktags wie sonntags zogen sie über die Dörfer, um Patienten zu besuchen und Notfälle zu versorgen. Nicht immer ging es dabei um Leben und Tod, mitunter gab es Situationen, die heute fast ein wenig kurios wirken. „Ich erinnere mich an eine Hausgeburt“, erzählte Pauline Abt einmal. „Während ich mit der Frau beschäftigt war, die in den Wehen lag, sollte ihr Mann für mich eine Lampe halten. Plötzlich schwankte das Licht, es krachte – der werdende Vater war zu Boden gegangen. Also musste die Gebärende einen Moment warten, weil ich mich erst um den Ohnmächtigen kümmern musste.“

    Pauline Abt kümmerte sich um Störche in Rennertshofen und Burgheim

    Pauline Abt mit einem ihrer selbst verfassten Tierbücher.
    Pauline Abt mit einem ihrer selbst verfassten Tierbücher. Foto: Foto: Martina Frey

    Die zweite große Leidenschaft Pauline Abts gehört der Natur. Sie hat nicht nur die Bund Naturschutz-Kreisgruppe 1976 mitbegründet und vier Jahre als Vorsitzende geleitet, sondern vor allem auch als „Storchenmutter“ Schlagzeilen gemacht. Denn 1991 kümmerte sie sich um ein Storchenpaar, das den Flug in den warmen Süden verpasst hatte und auf dem Horst der Pfarrkirche überwinterte. Mit viel frischem Fisch zu festen Fütterungszeiten erwarb sie sich das Vertrauen der scheuen Vögel und brachte sie so durch die nahrungsarmen kalten Monate. Das war der Anfang für ihre Aufgabe als Horstbetreuerin in Rennertshofen und Burgheim. Ihr zu Ehren wurde eine Storchenmutter, die immer wieder nach Burgheim kam, auf „Pauline“ getauft.

    Die Natur als Ganzes, mit all ihren Geschöpfen und Pflanzen, lag Pauline Abt stets am Herzen. Denn sie wusste: Wird die Natur krank, so werden es auch die Menschen. Also pachtete sie um Burgheim herum Flächen mit naturnahem Sandmagerrasen und sicherte den langfristigen Schutz dieser Areale. Sie kümmerte sich um Feuchtsenken in den Auwäldern, wo noch der sehr seltene Kreuz-Enzian, der Frauenschuh und diverse Orchideenarten zu finden waren. Auch diese Flächen pachtete sie und sorgte dafür, dass sie im Sinne des Naturschutzes gepflegt werden. Für diese besonderen Leistungen im Natur- und Umweltschutz über Jahrzehnte hinweg erhielt sie im Oktober 2020 die bayerische Staatsmedaille für Umweltschutz überreicht.

    Auch der Lyrik hatte sich Pauline Abt verschrieben

    Ehrung in München: Staatsminister Thorsten Glauber überreichte die Umwelt-Staatsmedaille 2020 an Dr. Pauline Abt, die von ihrer Tochter Dr. Doris Zitzmann begleitet wurde.
    Ehrung in München: Staatsminister Thorsten Glauber überreichte die Umwelt-Staatsmedaille 2020 an Dr. Pauline Abt, die von ihrer Tochter Dr. Doris Zitzmann begleitet wurde. Foto: Staatsministerium für Umwelt und Naturschutz

    Ihr Wissen um Fauna und Flora hat Pauline Abt in vielen Beiträgen für den „Burgheimer Zworing“ niedergeschrieben. In dem Gemeindeblatt hatte sie eine eigene Kolumne namens „Naturecke“. Weil die Burgheimer um ihre fundierten Kenntnisse in Sachen Natur wussten, wurde sie auch immer wieder mal direkt um Rat gefragt. „Manchmal klingelt es und jemand steht mit einem Einweckglas da, in dem sich eine Raupe oder etwas Ähnliches befindet“, hat sie einmal erzählt.

    Pauline Abt war nicht nur Umweltschützerin, sondern verfügte auch über die Fähigkeit, mit dem geschriebenen Wort umzugehen. In Prosa wie in Lyrik verpackte die gebürtige Friedrichshafenerin unter anderem ihre Erfahrungen an den Krieg, Erlebnisse aus Bildungsreisen, die Trauer nach dem Tod ihres Mannes Rudolf im Jahr 1997 oder ihr Leben als Landärztin. Etliche Publikationen sind im Laufe der Jahrzehnte entstanden.

    Pauline Abt war Zeit ihres Lebens ein Stehaufmännchen und ließ sich nicht unterkriegen. Denn sie wusste: „Die Optimisten haben es im Leben leichter.“ (wüb, pabs, clst)

    Anstelle von Blumen oder Kränzen bittet die Familie von Pauline Abt darum, Geld an den Bund Naturschutz Neuburg (IBAN: DE14 7216 9756 0000 0264 84) oder die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ (IBAN: DE30 2001 0020 0745 9192 02) jeweils unter dem Kennwort „Dr. med Pauline Abt“ zu spenden.

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