Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neuburg
Icon Pfeil nach unten

Burgheim: Absiedlung im Hochwasserdorf Straß-Moos: Eine Frage von Generationen?

Burgheim

Absiedlung im Hochwasserdorf Straß-Moos: Eine Frage von Generationen?

    • |
    Die Westseite der Gemeinde Moos ist abgeräumt worden, nur noch das Buswartehäuschen steht am Straßenrand.
    Die Westseite der Gemeinde Moos ist abgeräumt worden, nur noch das Buswartehäuschen steht am Straßenrand. Foto: Winfried Rein

    Die Absiedlung im „Hochwasserdorf“ Straß-Moos ist vorerst beendet. Das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt befragte die 18 verbliebenen Hauseigentümer schriftlich über ihre Zukunftspläne. Nur zwei davon können sich vorstellen, mittelfristig - etwa in acht Jahren - wegzuziehen. Damit wird es so schnell keinen Abbruch mehr geben.

    Ein Anwesen, das vertraglich aufgegeben worden ist, steht im Frühjahr 2021 noch zum Abriss an. „Ansonsten planen wir nichts mehr ein“, erklärt Holger Pharion. Der Abteilungsleiter im Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt verfolgt den Schrumpfprozess des kleinen Dorfes im Donautal seit Vertragsunterzeichnung im Jahr 2009.

    Schäfer Ferdinand Dirschinger hütet seit jeher Schafe in Moos und im Donautal.
    Schäfer Ferdinand Dirschinger hütet seit jeher Schafe in Moos und im Donautal. Foto: Winfried rein

    An der Freiwilligkeit einer Absiedlung habe sich nichts geändert. Deshalb nimmt die Fachbehörde die Antworten der aktuellen Befragung ernst und geht davon aus, dass die Mooser bleiben wollen. Zwei der Befragten sagten „Ja“ zur Absiedlung zu einem späteren Zeitpunkt, einer sagte „vielleicht“ und alle anderen „Nein“. Einige haben nicht geantwortet.

    Die Hälfte des Dorfes ist bereits verschwunden. Wenn Anni Thaller täglich die Glocke der kleinen Kapelle läutet, blickt sie auf eine freie Landschaft Richtung Burgheim. Früher stand sie vor einer Häuserzeile und in der Mitte des Dorfes. Das Ehepaar Thaller bleibt seinem Heimatort treu. Für einen Neuanfang sind sie zu alt.

    Ein junges Ehepaar hat ein altes Einfamilienhaus übernommen und ist hergezogen.
    Ein junges Ehepaar hat ein altes Einfamilienhaus übernommen und ist hergezogen. Foto: Winfried Rein

    Es gibt aber auch einen Zuzug. Eine junge Familie mit zwei Kindern hat ein älteres Einfamilienhaus gekauft und mit viel Eigenleistungen umgebaut. Seit diesem Sommer wohnen sie in Moos. „Die Landschaft ist schön, die Nachbarn sind nett und die Ruhe ist angenehm“, findet der Mann. Man könne die Kinder draußen spielen lassen, so wenig Durchgangsverkehr erlebe der Ort. Und im Übrigen, so die Frau, müsse man nicht immer neu bauen, sondern könne Vorhandenes nutzen.

    Wenn die Zellers auf der Terrasse Kaffee trinken, hören sie von vorbeifahrenden Radlern gelegentlich den Satz: „Ihr habt’s es schön hier in Moos.“ Das stimmt nur bedingt, meint Gerti Zeller. Wenn nebenan nur noch leere Flächen und die Nachbarn weggegangen sind, dann verlieren sich die sozialen Verbindungen. Wenn man die alte Waschmaschine heraustragen will, findet sich nur noch mit Mühe ein Helfer: „So weit sind wir schon.“ Für die gebürtige Mooserin steht fest: „Das Dorf blutet aus.“

    Straß-Moos: Vertrag mit dem Freistaat läuft bis 2029

    Das gilt auch ohne neue Absiedlungen. Die persönliche Situation kann sich schnell ändern, und dann geht man doch weg. Bis 2029 gilt der Vertrag, der Absiedlern etwa 75 Prozent der Schätzsumme ihrer Anwesen durch den Freistaat Bayern, den Markt Burgheim und den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zusichert. Für die Fachleute der Wasserwirtschaft stand von vornherein fest, dass „es eine Frage von Generationen wird, bis Straß-Moos abgesiedelt ist“.

    Der Fall ist fast einmalig in der bayerischen Wasserwirtschaft. Das kleine Dorf Isarmünd bei der Gemeinde Moos im Kreis Deggendorf ist ebenfalls abgesiedelt worden. Die Bewohner der sieben Anwesen zogen an den Rand ihrer Zentralgemeinde Moos und geben ihre Anwesen für ein Polder-Becken gegen Hochwasser der Donau preis. Im anderen Moos, Gemeinde Burgheim, bewirtschaftet Landwirt Josef Eberhard seit jeher Felder in seiner Heimatflur. Das wird der 62-Jährige auch weiterhin tun. Die gelegentliche Aufregung um die Absiedlungen lässt ihn kalt und interessiert ihn kaum. Er sagt: „Aus Moos gehe ich erst in einer hölzernen Kiste hinaus.“

    Lesen Sie dazu auch:

    So leben die Menschen in Neuburg und Umgebung mit der Hochwasser-Gefahr

    Die Donau: Zerstörerisch und vorbildlich

    Die Auwälder entlang der Donau sind ein Schatz vor unserer Haustüre

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden