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Bluttat in Ingolstadt: Polizei stellt 20 Waffen in Wohnung des Todesschützen sicher

Bluttat in Ingolstadt

Polizei stellt 20 Waffen in Wohnung des Todesschützen sicher

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    Der Eingang zum Polizeipräsidium in Ingolstadt:Ein 43-Jähriger hatte am Sonntag einen fünf Jahre älteren Bekannten mit einer Pistole erschossen. Kurz danach tötete er sich in dem Polizeigebäude selbst.
    Der Eingang zum Polizeipräsidium in Ingolstadt:Ein 43-Jähriger hatte am Sonntag einen fünf Jahre älteren Bekannten mit einer Pistole erschossen. Kurz danach tötete er sich in dem Polizeigebäude selbst. Foto: Armin Weigel, dpa

    Ein Sportschütze hat in Ingolstadt zunächst den Ex-Mann seiner Ehefrau und dann sich selbst auf einer Polizeiwache getötet. Der Täter erschoss den 48-Jährigen am Sonntagabend in dessen Haus mit einer Pistole. Danach brachte er sich in dem Polizeigebäude mit einem großkalibrigen Revolver um - vor den Augen von zwei Beamten. Er war laut den bayerischen Ermittlern gewaltsam in das Gebäude eingedrungen. Zum Tatmotiv war bis Montagabend nichts bekannt. Kurz vor den Bluttaten hatte der 43 Jahre alte Jäger vor einer ihm bekannten Frau in den Boden geschossen.

    20 Schusswaffen in der Wohnung des Schützen

    Die Ermittler stellten bei ihm und in seiner Wohnung 20 Schusswaffen sicher, darunter 15 Gewehre.Der zuletzt bei einer Sicherheitsfirma beschäftigte gelernte Elektroniker besaß die Waffen - auch die beiden Tatwaffen - nach den Erkenntnissen der Kripo rechtmäßig.

    Nach den bisherigen Ermittlungen spielten sich die Taten so ab: In der Abenddämmerung tauchte der 43-Jährige mit Revolver und Pistole bewaffnet in seinem Heimatort Großmehring vor der Wohnung einer Frau auf. Unmittelbar vor der 37-Jährigen schoss er in den Boden. Das Opfer erlitt einen Schock. Die Frau ist die Mutter einer Jugendlichen mit einem Bezug zu dem Schützen: Wegen sexueller Belästigung des Teenagers hatte der Mann vor Gericht gestanden. Er wurde vom Vorwurf der sexuellen Belästigung aber freigesprochen.

    Nach der Tat fuhr der passionierte Jäger laut den Ermittlungen in einem Kleinbus ins wenige Kilometer entfernte Ingolstadt zum Haus des Ex-Mannes seiner Frau, wie Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer sagte. Im Haus traf er gegen 19 Uhr auf sein Opfer, er feuerte mehrere Schüsse auf ihn ab. Tödlich getroffen sank der 48-Jährige zu Boden. Die neue Frau des Mannes, die ebenfalls anwesend war, verschonte der Schütze. Sie musste aber mitansehen, wie ihr Mann starb.

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    Am Sonntag gab es in Ingolstadt wieder ein Gewaltverbrechen. Ein 43-Jähriger hatte einen Mann getötet und hat sich dann selbst erschossen.

    Schließlich fuhr der 43-Jährige den Angaben zufolge zum Polizeigebäude in der Innenstadt - noch während die

    Polizei rätselt über das Motiv

    Das Tatmotiv war zunächst weiter unklar. Vor allem der Freispruch des Mannes in dem Prozess wegen sexueller Belästigung passt so gar nicht zum Geschehen vom Sonntagabend, zumindest nicht zu dem Mord am Ex-Mann der Ehefrau und zum Selbstmord. Schließlich war der 43-Jährige vom Gericht rehabilitiert worden. "Es ist ein Rätsel, warum sich der Täter gerade dieses Opfer ausgesucht hat", sagte der Polizeisprecher. Die frühere Frau des Erschossenen hatte er bereits vor Jahren geheiratet. In seinem Haus sei nichts gefunden worden, was Rückschlüsse auf die Tat zulässt. Auch war er zuvor nie durch Delikte mit Waffen aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft ordnete die Obduktion der beiden Leichen an.

    Reihe von Gewaltverbrechen in Ingolstadt

    Herbst 2013: Gewaltverbrechen schocken Ingolstadt

    19. August: Ein 24 Jahre alter Mann nimmt im Rathaus mehrere Menschen neun Stunden lang als Geiseln. Das Gebäude wird weiträumig abgeriegelt. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei beendet die Geiselnahme am Abend. Der wegen Stalkings vorbestrafte Täter wurde dabei angeschossen. Der Mann hatte zuvor einige seiner Opfer gehen lassen. Seine beiden letzten Geiseln konnten unverletzt befreit werden. Der Mann soll seit längerem einer Rathausmitarbeiterin nachgestellt haben.

    3. September: Auf offener Straße erschießt ein 45-Jähriger nach einem Streit einen Mann. Der Täter lässt sich noch am Tatort widerstandslos festnehmen. Der Mann hatte sein 50 Jahre altes Opfer zudem mit schweren Schlägen an den Kopf verletzt. Die Polizei sperrt die nähere Umgebung ab. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass die beiden Kickboxer sich kannten.

    10. September: Nur wenige Tage nach der aufsehenerregenden Tat wird erneut ein Mensch Opfer eines Gewaltverbrechens. Die Leiche eines 33 Jahre alten Obdachlosen wird vor einem Wohnhaus gefunden. Der Mann wurde erschlagen. Einige Tage später nimmt die Polizei einen Verdächtigen fest, einen 18 Jahre alten Obdachlosen. Der junge Mann habe sich bei der Befragung in Widersprüche verwickelt. Laut Polizei steht fest, dass der polizeibekannte 18-Jährige in der Tatnacht mit dem Opfer auf einer Zechtour unterwegs war.

    6. Oktober: Ein 43 Jahre alter Mann erschießt nach ersten Ermittlungen der Polizei in einem Wohnhaus im Stadtteil Ringsee einen 48-Jährigen. Nachdem die Polizei eine Fahndung nach ihm einleitete, kam der 43-Jährige in die Ingolstädter Polizeiinspektion, zog im Treppenhaus einen Revolver und erschoss sich gegen 19.00 Uhr. Die Hintergründe der Bluttat liegen zunächst im Dunkeln.

    6. Oktober 2013: Ein 41 Jahre alter Mann hat am Abend mit seinem Auto seine Ex-Freundin angefahren und diese dabei schwer verletzt. Wie die Polizei berichtet, steuerte der Mann sein Auto offenbar vorsätzlich auf den Gehweg und erfasste die Frau frontal.

    Die Tat in Ingolstadt wirft indessen erneut die Frage nach den Sicherheitsvorkehrungen in Polizeigebäuden auf. Immerhin gelang es dem Todesschützen, ins Innere des Gebäudekomplexes zu gelangen. Anfang Juni hatten Polizisten in der Inspektion im bayerischen Starnberg einen 73 Jahre alten Mann erschossen, der mit einem Küchenmesser auf sie losgegangen war.

    Ingolstadt wird seit Wochen von einer Welle an Gewaltverbrechen erschüttert. Mitte September wurde ein junger Obdachloser erschlagen. Ein 18 Jahre alter Wohnsitzloser sitzt unter dringendem Tatverdacht in Untersuchungshaft. Nur eine Woche zuvor war ein 50-Jähriger auf offener Straße erschossen worden. Der mutmaßliche Täter, ein 45-Jähriger, machte Notwehr geltend. Mitte August hielt ein Stalker im Ingolstädter Rathaus drei Menschen stundenlang als Geiseln fest - bis ein Polizei-Spezialkommando den Mann überwältigen konnte. (dpa/AZ)

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