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Bildung in Neuburg: Platznot, Corona, Lehrermangel: Wie läuft es an Neuburgs Schulen?

Bildung in Neuburg

Platznot, Corona, Lehrermangel: Wie läuft es an Neuburgs Schulen?

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    Nach Kontaktsperre und Ausgangsbeschränkung kehren die Schüler an die Bildungseinrichtungen zurück.
    Nach Kontaktsperre und Ausgangsbeschränkung kehren die Schüler an die Bildungseinrichtungen zurück. Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa (Symbolfoto)

    Wochenlang saßen die Kinder und Jugendlichen in und um Neuburg zuhause an den Küchentischen, um für die Schule zu lernen. Anstrengend war das für alle Beteiligen – die Eltern, die Lehrer und nicht zuletzt für die Schüler selbst. Nun hat der Präsenzunterricht wieder begonnen, so wie es der bayerische Bildungsminister Michael Piazolo versprochen hat, schrittweise natürlich. Schon seit dem 27. April dürfen die Abschlussklassen an weiterführenden und beruflichen Schulen aufgenommen werden. Am Montag dann stießen die Vorabschlussklassen dazu. Wie aber läuft es an den Einrichtungen in Neuburg? Eine Bestandsaufnahme.

    Trotz Corona: Die Stimmung an den Schulen in Neuburg ist gut

    Die Stimmung sei gut, bekräftigt Fritz Füßl, Leiter der FOS/BOS in Neuburg. „Die Schüler freuen sich auf die Schule. Und die Lehrer auf die Schüler.“ Das Haus, fährt der Direktor fort, sei ordentlich organisiert, „wir gehen verantwortlich mit Corona um“. Einziges Manko sei der Schulweg – hier würden die Schutzmaßnahmen noch nicht optimal von den Jugendlichen verinnerlicht. „Sobald sie aber das Schulgelände betreten, setzen sie ihre Masken auf und halten Abstand zu den anderen.“ Auch die Arbeitsatmosphäre gestalte sich diszipliniert. Demnach können Jugendliche in kleinen Gruppen individuell betreut werden und dabei aufholen, was durch Home-Schooling offengeblieben sei.

    Dazu hatte Bildungsminister Michael Piazolo (FW) zuletzt ein Wechselmodell vorgestellt, das den Präsenzunterricht mit dem Lernen zuhause verzahnen soll. Konkret werden die Klassen dabei in zwei Hälften geteilt, die jeweils im wöchentlichen Turnus zwischen dem Unterricht an der Schule und Heimarbeit pendeln. Mit diesem Konzept sollen Schüler nach und nach zu mehr Normalität zurückfinden. Doch birgt es für die meisten Einrichtungen Schwierigkeiten, wie sich nun zeigt.

    „Die Raumnot ist da, wir haben so gut wie alle Zimmer genutzt“, betont Fritz Füßl. Zwar gebe es Möglichkeiten, auf Container auszuweichen. „Aber wir müssen Schichtbetrieb fahren, das ist klar.“ Dieser kontinuierliche Wechsel zieht wiederum Personalengpässe nach sich. Zumal die Lehrer durch HomeSchooling und die Präsenz an der Schule mehrfach belastet seien, erklärt der Schulleiter. „Unsere Lehrer machen hervorragende Arbeit, allerdings mit vielen freiwilligen Überstunden.“

    Platznot, Lehrermangel: Diese Probleme beschäftigen die Schulleiter in Neuburg

    Zu wenig Platz für eine steigende Anzahl von Schülerinnen – dieses Problem sieht auch Heribert Kaiser, Leiter der Maria-Ward-Realschule, auf seine Einrichtung zukommen. Bisher werden die 10. Klassen hier vollständig, aber in kleineren Gruppen unterrichtet. Die 9. Jahrgangsstufe hingegen kommt alternierend in Schichten. „Nach Pfingsten ist angedacht, dass die 7. und 8. Klassen in die Schule zurückkehren.“ Sollte es tatsächlich dazu kommen, werde sich der Platzmangel deutlich herauskristallisieren. „Ich hoffe, dass die übergeordneten Behörden eine Lösung für uns finden.“

    Insgesamt aber ist die Freude über den Schulbeginn an der Maria-Ward groß, bestätigt er. Reibungslos verlaufen sei auch der Übergang der beiden Jahrgangsstufen zum Präsenz-unterricht. Wie der Schulleiter erzählt, habe ihm eine Physik-Kollegin gerade die Prüfung, die Zehntklässlerinnen vor einer Woche absolviert haben, mit einem Schnitt von 1,7 vorgelegt – „ein eindeutiger Hinweis auf eine gelungene Verzahnung des digitalen Unterrichts mit dem Präsenz-unterricht“, findet der Direktor. Wie es sich mit den unteren Jahrgangsstufen verhält, werde sich noch zeigen.

    Dass sich digitales Unterrichten an der Schule mittlerweile eingespielt habe, berichtet auch Peter Seyberth vom Descartes-Gymnasium. „Wir haben unsere Möglichkeiten erweitert, zum Beispiel durch Videokonferenzen.“ Wo es seiner Ansicht nach allerdings Verbesserungsbedarf gibt, ist der Internetzugang an der Einrichtung. So würde manch ein Lehrer von zuhause aus Videokonferenzen abhalten, weil adäquate Qualität und Stabilität des Netzes an der Schule so nicht gegeben seien. „Wir würden uns wünschen, dass wir einen ähnlichen Standard wie beispielsweise an Universitäten bekommen.“

    In den kommenden Tagen und Wochen wird sich das Descartes-Gymnasium wie alle Bildungseinrichtungen der Region mehr und mehr füllen – was auch diese Schule an ihre Kapazitäten bringen wird. „Voraussichtlich wird es uns gelingen, weil wir auf andere Räume ausweichen können“, sagt Peter Seyberth. „Trotzdem wird es eng.“ Ob es dann möglich sein wird, Abstände einzuhalten, bleibt fraglich. Doch gebe es ja zusätzlich die Maskenpflicht.

    Hygiene und Corona: Die meisten Schüler in Neuburg beachten die Maßnahmen

    Mund-Nasen-Schutz und Abstand: An die Hygienevorschriften würden sich die Jungs der Paul-Winter-Realschule halten, sagt Direktorin Sonja Kalisch. Die Raumplanung der Einrichtung sei bis Pfingsten organisiert. Musiksaal, die Bücherei, Container – jeden Raum habe man dafür umfunktionieren müssen, betont die Leiterin. „Wir sind auf Kante genäht.“ Den Platzmangel abwenden könnte allerdings der Neubau der Schule, der derzeit am Kreuter Weg entsteht.

    Die Schule gibt den Kindern ein Stück Alltag zurück. Die Situation vor Ort sei nichtsdestotrotz verändert – angefangen von der Klassengröße bis hin zu den Unterrichtsformen. Wichtige Elemente der Pädagogik wie Gruppen- und Partnerarbeiten, erläutert Sonja Kalisch, seien aktuell nicht durchführbar. Sehr unterschiedlich sei auch das Home-Schooling verlaufen – hier existiere eine Diskrepanz, die laut Schulleiterin mehrere Gründe hat. Arbeiten Eltern etwa in systemrelevanten Berufen? Sind die Kinder alleine zuhause? Stehen genügend Endgeräte zur Verfügung? Dazu kämen Alltagsprobleme wie der kaputte Drucker, ein überlastetes Handy: „Jeder hat mit einem anderen Problem zu kämpfen.“

    Deshalb, sagt Sonja Kalisch, „ist es uns wichtig, dass wirklich niemand durch diese Krise schulisch irgendwie benachteiligt wird“. Ein Anliegen, das die Direktorin der Paul-Winter-Realschule mit wohl allen Neuburger Kollegen teilt.

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