Claus Keppler hat vor einigen Jahren seine Leidenschaft für das Radfahren entdeckt. Mehr als 8000 Kilometer hat er seitdem auf zwei Rädern zurückgelegt. In direkter Umgebung seiner Heimat Unterstall, wo sich der Bürger grundsätzlich „sauwohl“ fühle, aber auch woanders. „Ich habe viele Möglichkeiten gesehen, wie man Radfahren erleben kann“, sagt er. Nur: Im Vergleich sieht er die Region rund um Bergheim in dieser Hinsicht schlecht aufgestellt. „Hier wird Fahrradfahrern relativ wenig geboten.“ Deshalb steht Keppler am Montagabend im Schützenheim Unterstall und präsentiert dem Bergheimer Gemeinderat seine Ideen, wie die Gemeinde fahrradfreundlicher werden könnte.
Bergheim könnte mehr für Radfahrer bieten
Der Bedarf wäre groß. Keppler beginnt seinen Vortrag mit einem Rückblick auf das laufende Jahr. Fernreisen waren und sind nicht mehr möglich, Urlaub in Bayern ist gezwungenermaßen zum Massenphänomen geworden. „Wir entdecken unsere Heimat neu“, so Keppler – und das vor allem auf zwei Rädern. Die Fahrradbranche erlebte in diesem Jahr einen Boom. Manche Modelle waren zeitweise ausverkauft. Auch der ungebremste Aufschwung im Campingbereich trägt dazu bei. Schließlich hätten Camper in aller Regel Fahrräder dabei.
„Mir scheint, dass diese Entwicklungen in der Gemeinde noch nicht wahrgenommen worden sind“, äußert sich Keppler kritisch im Gemeinderat. Er hat sich Gedanken gemacht, was Bergheim für Radfahrer und Wanderer tun kann, und sich dafür verschiedene Routen zwischen den Ortsteilen und darüber hinaus genauer angeschaut:
Bergheim-Unterstall Dieser Weg, der zum Teil entlang des Schulzweihers führt, ist nur etwa zur Hälfte vom allgemeinen Verkehr getrennt. Außerdem muss man die Staatsstraße überqueren, was riskant ist. Eltern müssten Angst haben, wenn ihre Kinder hier mit dem Fahrrad unterwegs sind, betont Keppler. Außerdem gebe es in diesem Bereich keine entsprechende Beschilderung. Keppler schlägt vor, Radlern eine andere Strecke zwischen den Ortsteilen zu ermöglichen und dafür den ehemaligen „Bergheimer Weg“ zu reaktivieren. Dieser führt von der Grundschule Unterstall in die „Pampa“. Der Weg wäre da, man müsste ihn nur verbessern. Die Querung der Staatsstraße könnte man durch die Unterführung oder die Ampel in Bergheim sicher ermöglichen.
Claus Keppler stellt Ideen im Bergheimer Gemeinderat vor
Unterstall-Attenfeld In diesem Bereich gebe es bislang keine Beschilderung, außerdem fährt man als Radler gemeinsam mit dem allgemeinen Verkehr. Keppler schlägt vor, den Weg – ein kleiner Umweg – entlang des Schützenheimes Unterstall zu beschildern. Dort könnte man durch eine E-Bike-Ladestation zusätzliche Anreize schaffen. „Man muss die Leute hierher locken.“ Um diese Route zu ermöglichen, wäre eine Verrohrung des überfluteten Weges nötig.
Bergheim-Süden In Richtung Grünau führt für Radfahrer aus Bergheim nur der Weg über die Staustufe. Doch dort ist es eng, Radfahrer müssen absteigen und kommen so gut wie nicht aneinander vorbei. Außerdem muss man die Straße ohne Absicherung queren. Keppler habe dort schon mehrfach „Beinaheunfälle“ erlebt. „Kann man an die Staustufe nicht etwas hinbauen?“, fragt er im Gemeinderat. Er denkt etwa an einen zusätzlichen Weg aus Metall. Vielleicht müsse man in diesem Zusammenhang an die Nachhaltigkeit des Betreibers Uniper appellieren.
Unterstall-Egweil Zwar fehle in diesem Bereich ein Schild, trotzdem sei der Weg „ein Traum“, sagt Keppler. Gleiches gelte für die Route nach Neuburg. „Zumindest bis Ried.“
Unterstall-Joshofen Die momentane Strecke bezeichnet Keppler als „saugefährlich“. Seine Lösung: Die Aufwertung eines Feldwegs, der gerade durch das Gebiet verläuft.
Unterstall-Bergen „Ein herrlicher Weg, aber ebenfalls saugefährlich“, sagt Keppler. Er plädiert dafür, stattdessen einen Weg durch den Wald einzurichten. Vielleicht erleichtere dies auch die Anfahrten der Feuerwehr, so Keppler.
Gemeinde Bergheim soll mehr an die Sicherheit der Radfahrer denken
Er appelliert daran, mehr an die Sicherheit der Radler zu denken. „Nur zu hoffen, dass es in Bergheim nicht irgendwann einen tödlichen Radunfall gibt, finde ich ein bisschen optimistisch“, sagt er. Vielleicht könne die Gemeinde das eine oder andere tun, damit dies nicht passiert. Keppler hat außerdem noch viele weitere Anregungen. Etwa, dass man an den Gemeindegrenzen Pläne mit dem Rad- und Wanderwegenetz anbringt, möglicherweise unterstützt durch Sponsoren. Auch einen Wohnmobilstellplatz bringt er ins Spiel. Keppler will laut eigener Aussage lediglich Anregungen liefern. „Es ist völlig klar, dass man nicht alles umsetzen kann.“ Grundsätzlich sei es für solche Vorhaben wichtig, Nachbargemeinden mit ins Boot zu holen.
Bürgermeister Tobias Gensberger bedankte sich bei Keppler für sein Engagement. „Man merkt, wie intensiv Sie sich damit auseinandergesetzt haben“, sagte Gensberger. Die Mitglieder des Gemeinderats sollen sich die Ideen durch den Kopf gehen lassen und prüfen, was grundsätzlich machbar ist – mit vernünftigem Aufwand und finanziellen Mitteln. Auch Gerhard Hörmann lobte Keppler für seine „bemerkenswerten“ Impulse, mit denen man sich nun beschäftigen werde. Hörmann sprach sich dafür aus, zumindest die Beschilderung der Wege kurzfristig zu verbessern. „Da könnte man sofort etwas tun.“
Gemeinderat will die Ideen prüfen
Claudia Heinzmann bezeichnete auch den Vorschlag, Übersichtstafeln an den Gemeindegrenzen aufzustellen, als „tolle Idee“. Dies könne man mit wenig Geld verwirklichen. Die Anregungen von Keppler sollte man bei künftigen Projekten im Hinterkopf haben und für das Thema sensibilisiert sein, so Heinzmann. Der Gemeinderat beschloss, die Vorschläge zu prüfen und Fördermöglichkeiten abzuklären.
In der jüngsten Sitzung des Bergheimer Gemeinderates ging es außerdem um die Friedhofsgebühren. Lesen Sie hier mehr dazu: Bergheim erhöht die Friedhofsgebühren deutlich
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