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Ingolstadt: Bei der Ingolstädter CSU ist "der Denkzettel angekommen"

Ingolstadt

Bei der Ingolstädter CSU ist "der Denkzettel angekommen"

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    Wer wird in den kommenden sechs Jahren im Ingolstädter Rathaus regieren? Amtsinhaber Christian Lösel hat bei der Wahl am Sonntag nur 38 Stimmen mehr bekommen als sein SPD-Herausforderer Christian Scharpf. Zudem werden dem Stadtrat so viele Gruppierungen wie noch nie angehören, nämlich elf: Alle, die angetreten sind, haben mit mindestens zwei Sitzen den Sprung ins Gremium geschafft.
    Wer wird in den kommenden sechs Jahren im Ingolstädter Rathaus regieren? Amtsinhaber Christian Lösel hat bei der Wahl am Sonntag nur 38 Stimmen mehr bekommen als sein SPD-Herausforderer Christian Scharpf. Zudem werden dem Stadtrat so viele Gruppierungen wie noch nie angehören, nämlich elf: Alle, die angetreten sind, haben mit mindestens zwei Sitzen den Sprung ins Gremium geschafft. Foto: Luzia Grasser
    Christian Lösel
    Christian Lösel Foto: Andrè Pöhlmann

    Wer am Sonntagnachmittag durch die Ingolstädter Fußgängerzone ging, der hatte nicht das Gefühl, dass dieser Sonntag ein außergewöhnlicher Tag sein würde. Das Wetter bestens, die Straßencafés voll. Doch normal war nichts an diesem Tag, der wohl als einer der denkwürdigsten Wahlsonntage in die Geschichte eingehen wird.

    Nicht nur die Umstände der Kommunalwahl wegen der Corona–Krise waren außerordentlich, auch das Ingolstädter Ergebnis der OB-Wahl war eine faustdicke Überraschung. Amtsinhaber Christian Lösel und SPD-Herausforderer Christian Scharpf trennten am Ende gerade einmal 38 Stimmen. Wer in den kommenden Jahren an der Spitze der Stadt Ingolstadt stehen wird, wird sich also erst bei der Stichwahl in zwei Wochen zeigen.

    Christian Lösel hatte fast 20 Prozent weniger Stimmen bekommen

    Christian Scharpf
    Christian Scharpf

    Amtsinhaber Christian Lösel hatte das Ergebnis der OB-Wahl sichtlich mitgenommen. Am Wahlabend schaute er kaum auf die Leinwand, die im Sitzungssaal des Rathauses aufgespannt war. Dort war der herbe Absturz um fast 20 Prozent deutlich sichtbar. Der schwarze und der rote Balken lagen fast die ganze Zeit gleichauf, am Ende bei gut 33 Prozent. Noch am Abend hatte Lösel in einer ersten Analyse von „sechs sehr schweren Jahren“ gesprochen. Ohne den Namen seines Vorgängers zu nennen, gab der OB Alfred Lehmann eine große Mitschuld an der Wahlschlappe. Die Verwicklungen des Ex-OBs in dubiose Immobiliengeschichten, seine Verurteilung wegen Korruption und die immer wieder neuen Vorwürfe gegen Lehmann, die scheibchenweise an die Öffentlichkeit gekommen waren, all das hätte das Wahlergebnis in großen Teilen mitzuverantworten, erklärte der Ingolstädter CSU-Chef und Landtagsabgeordnete Alfred Grob am Tag nach der Wahl. „Mit Sachbotschaften ist man nicht mehr durchgekommen.“ Die CSU geht dennoch zuversichtlich in die Stichwahl. Sie hofft, dass einige der Wähler nach diesem Wahlsonntag nun ausreichend Genugtuung verspüren und umschwenken: „Der Denkzettel ist angekommen.“ Immerhin sei die

    Alfred Grob: "Das Corona-Virus taugt nicht dazu, damit Wahlkampf zu machen"

    Der CSU-Wahlkampf wird sich in Corona-Zeiten ins Internet verlagern, mit Plakaten und Anzeigen wollen die Christsozialen punkten. Als Wahlkämpfer wird Christian Lösel in den kommenden beiden Wochen also nicht präsent sein. Stattdessen umso mehr als Krisenmanager. Manche sehen darin einen Pluspunkt für Lösel, der sich als Macher profilieren kann. Grob aber betont: „Das Corona-Virus taugt nicht dazu, damit

    Die Jubelstimmung bei der SPD ist am Montag noch immer spürbar. Ein Sensationsergebnis für den OB-Kandidaten Christian Scharpf, noch dazu konnte man die neun Sitze im Stadtrat halten. So zumindest sieht es kurz nach Ende der Auszählung aus. Nach 48 Jahren mit einem CSU-Bürgermeister an der Spitze wollen die Genossen ihren Kandidaten auf den Ingolstädter OB-Sessel hieven. Der Jurist Scharpf, der im Münchner Rathaus als stellvertretender Leiter des Stadtdirektoriums unter SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter arbeitet, hat das Ergebnis von Veronika Peters, die vor sechs Jahren rund 28 Prozent für die SPD geholt hatte, deutlich getoppt.

    SPD: Die Ingolstädter Wähler wollten einen Wechsel im Rathaus

    Während des Wahlkampfs sei bereits spürbar gewesen, dass die Wähler einen Wechsel wollen, analysiert Kreisvorsitzender Christian De Lapuente. Die Lehmann-Affäre habe mit zur Wechselstimmung beigetragen, aber auch das Klima im Stadtrat. Die Opposition sei in den vergangenen Jahren nicht mitgenommen worden, „es gab eine große Unzufriedenheit mit dem OB“. Besonders, was die Ingolstädter Sozialpolitik angehen, ist sich De Lapuente sicher.

    Die Stichwahl in zwei Wochen dürfte – nach derzeitigem Stand – dem Wahlkampfkrimi von Sonntag in nichts nachstehen. Und so werden jetzt beide Parteien versuchen, die anderen Gruppierungen auf ihre Seite zu ziehen, um an die nötigen Stimmen zu kommen. Zünglein an der Waage könnten dabei die Freien Wähler sein. Deren OB-Kandidat Hans Stachel jedoch will zum jetzigen Zeitpunkt keine Wahlempfehlung abgeben. Möglicherweise aber dann, wenn er mit den beiden OB-Kandidaten gesprochen hat. Eins aber steht jetzt schon fest: Stabile Bündnisse im Stadtrat zu schmieden, wird ein schwieriges Unterfangen werden. Alle elf angetretenen Parteien und Gruppierungen haben es in das Gremium geschafft. Ein Großteil von ihnen aber lediglich mit zwei Sitzen. Mehr haben lediglich die CSU (13), SPD (9), Grüne (8), FW (4) und die AfD (4).

    Das Ergebnis der Ingolstädter Kommunalwahl:

    CSU 26,78 Prozent, 13 Sitze (OB-Kandidat Christian Lösel: 33,73 Prozent)

    Grüne 15,24 Prozent, acht Sitze (OB-Kandidatin Petra Kleine: 9,25 Prozent)

    Freie Wähler 7,88 Prozent, vier Sitze (Hans Stachel: 8,31 Prozent)

    AfD 7,62 Prozent, vier Sitze (kein eigener OB-Kandidat)

    SPD 17,48 Prozent, neun Sitze (Christian Scharpf: 33,65 Prozent)

    FDP 3,54 Prozent, zwei Sitze (Jakob Schäuble: 2,53 Prozent)

    ÖDP 4,11 Prozent, zwei Sitze (Raimund Köstler: 1,90 Prozent))

    BGI 4,81 Prozent, zwei Sitze (Christian Lange: 4,86 Prozent)

    Linke 4,42 Prozent, zwei Sitze (Christian-Linus Pauling: 3,40 Prozent)

    Junge Union 3,53 Prozent, zwei Sitze (kein eigener OB-Kandidat)

    UDI 4,60 Prozent, zwei Sitze (Jürgen Köhler: 2,36 Prozent)

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