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Arabische Gäste: Die Shopper aus dem Morgenland

Arabische Gäste

Die Shopper aus dem Morgenland

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    Arabische Touristinnen beim Einkaufsbummel in München. Doch auch das Ingolstadt Village wirbt um die zahlungskräftige Klientel.
    Arabische Touristinnen beim Einkaufsbummel in München. Doch auch das Ingolstadt Village wirbt um die zahlungskräftige Klientel. Foto: th_cu/dpa

    Es war einmal vor vielleicht zehn Jahren, da fuhr eine riesige Limousine vor dem Klinikum Ingolstadt vor. Ihr entstieg ein Scheich aus dem Morgenland und ließ sich von drei Leibwächtern in die Hallen des Krankenhauses begleiten. So muss das wohl gewesen sein, damals, als sich ein Provinzfürst in Ingolstadt bei einem bekannten Professor an der Donau behandeln ließ.

    Klinikum-Sprecher Joschi Haunsperger ist der Patient in Erinnerung geblieben, "das war schon ein bisschen eine Showgeschichte". Selten sind die Besucher aus der arabischen Welt im Klinikum keineswegs, nur meist ziemlich unauffällig, auch wenn sie in ihren landestypischen Gewändern erscheinen. Nicht, wie in München, wo sie mit zig Leuten aus der Familie auftauchen und sich in teuren Privatkliniken behandeln lassen.

    Die erste Garde der superreichen Scheichs, das weiß Haunsperger, kommt nicht nach Ingolstadt. Es ist die Mittelschicht, doch die hat auch Geld. Die Patienten bewohnen immer Komfortzimmer, manchmal eine Suite, wo auch die Kleinfamilie noch Platz hat. Doch für einen größeren Clan fehlt einfach die Infrastruktur. "Da bräuchten wir ein Hotel", sagt Haunsperger. Doch das ist überhaupt kein Thema. Schließlich ist die Zahl dieser Patienten überschaubar: auf 15 bis 20 pro Jahr schätzt sie Haunsperger.

    Operationstechnik hat sich auf der Welt herumgesprochen

    Meist lassen sich die Araber am Knie oder an der Hüfte behandeln, oft auch an der Prostata. Es hat sich auch in der arabischen Welt herumgesprochen, dass in Ingolstadt mit dem Da-Vinci-Roboter eine der besten Techniken verfügbar ist. Auf einer Messe in Dubai, der "Arab Health", ist der Medizintourismus nach Deutschland ein wichtiger Bereich. Es gibt Reiseveranstalter, die haben sich auf diese Reisen samt Behandlung spezialisiert. Auch das Klinikum steht bei einem Vermittler in der Kartei.

    Besonders anspruchsvoll sind die Patienten aus dem Orient aber nicht. Einmal mussten die Techniker anrücken, erinnert sich Haunsperger. Da wollte jemand Al-Dschasira empfangen. Ansonsten läuft alles sehr diskret ab.

    Neben den Patienten aus der arabischen Welt zählt Haunsperger vor allem Menschen aus Russland oder angrenzenden Staaten zu Luxus-Patienten. Und deren Zahl nimmt zu. So war einmal ein Ukrainer in Behandlung, weiß Hausperger.

    Der hatte sich über den Preis beschwert. Ob denn das Klinikum ein Krankenhaus zweiter Klasse sei, schimpfte er, seine Bekannten hätten in München schließlich ein Vielfaches des Preises bezahlt. Geld spielt eben keine Rolle.

    Auch nicht im Ingolstadt Village. Dort gehören die Gäste aus Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammen mit den Chinesen zu den wichtigsten internationalen Kunden. Gerade die arabischen Shopper kommen explizit im Sommer, weiß Bettina Krusch Marketing-Managerin des Ingolstadt Village. Dann nämlich lassen sie sich einfliegen für ihren Urlaub in der Region München - der kühleren Temperaturen wegen.

    Ein Einkaufsbummel ist dabei fest eingeplant. "Shopping gehört zur Mentalität", sagt Krusch. Meist lassen sich die Gäste mit einer Limousine nach Ingolstadt chauffieren, oft ist ein Van dabei. Schließlich kommen sie in großen Gruppen zum Einkaufsbummel. Und lassen mitunter viele tausend Euro bis hin zu fünfstelligen Beträgen an einem Tag in den Läden. Wer für mehr als 300 Euro einkauft, der bekommt die Rückfahrt nach München übrigens spendiert.

    Arabische Gäste kaufen viel und probieren wenig an

    Das Außergewöhnliche: Arabische Kunden haben es vor allem auf Accessoires wie Schuhe und Schals, aber auch auf Kinderkleidung abgesehen. Vieles ist für die Großfamilie zu Hause vorgesehen, anprobiert wird selten, weiß Bettina Krusch. Stattdessen kommt es schon mal vor, dass eine Kundin Schuhe oder auch ein T-Shirt gleich in allen verfügbaren Farben kauft. Sollte doch einmal eine Umkleidekabine vonnöten sein, dann muss sie diskret und ganz verborgen liegen. Die Mitarbeiter in den Geschäften lernen entsprechende Regeln bei einem kulturellen Training.

    Denn arabische Kunden wollen vor allem eins: Diskretion und kaum Beratung. Ganz anders die Gäste aus Russland. Die verlangen, dass sich das Personal umfassend um ihre Wünsche kümmert und sie intensiv berät.

    Das Ingolstadt Village bemüht sich explizit um Kunden aus dem Ausland. Auch deshalb, weil diese nachweislich mehr Geld in den Kasen lassen. Zu genauen Zahlen der Gäste oder des Umsatzes will sich Bettina Krusch nicht äußern, doch die Umsatzzuwächse zumindest sind beachtlich (siehe Info). Um die internationalen Gäste an die Donau zu locken, warb das Outlet erst kürzlich bei einer "Road Show" in Dubai.

    Zurzeit allerdings sind arabische Gäste rar gesät. Mit dem Beginn des Ramadan war mit einem Schlag Schluss, hat Bettina Krusch beobachtet. Den Fastenmonat wollen die meisten zu Hause feiern.

    Vielleicht schaut aber stattdessen mal wieder der thailändische Kronprinz vorbei. Der ist schon Stammgast in Ingolstadt und sehr beliebt. Denn wenn er einkauft, dann richtig groß.

    So passiert es schon mal, dass sein Konto nach einem Ausflug nach Ingolstadt um eine sechsstellige Summe erleichtert ist. Luzia Riedhammer

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