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Analyse: Audi steckt in einer Krise auf hohem Niveau

Analyse

Audi steckt in einer Krise auf hohem Niveau

Stefan Stahl
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    Die fetten Jahre sind für Audi längst vorbei, kommentiert Stefan Stahl.
    Die fetten Jahre sind für Audi längst vorbei, kommentiert Stefan Stahl. Foto: Stefan Puchner, dpa (Symbol)

    Das sind ungewohnte Töne bei Audi. Der neue Chef Bram Schot lässt die Beschäftigten auf gut Denglisch wissen: „Wir müssen den Sense of Urgency schärfen.“ Damit meint der zupackende Niederländer, dass die

    Audi steckt in einer Krise auf hohem Niveau: So hat das Unternehmen 2018 schmerzliche 3,5 Prozent weniger Autos als 2017 ausgeliefert. Dabei waren es aber immer noch rund 1,81 Millionen Fahrzeuge. Gerade in Europa musste Audi bluten. Hier wirken sich hausgemachte Probleme aus: Die Ingolstädter hatten große Schwierigkeiten bei der Umstellung auf den neuen und strengeren Abgas-Prüfzyklus WLTP. Das drückt natürlich auf die Absatzzahlen. Hinzu kommen die Auswirkungen des von Audi-Verantwortlichen mit ausgelösten Diesel-Skandals. Die Affäre hat sowohl psychologische als auch finanzielle Folgen. Wenn mit Stadler der einstige Chef eine Zeit lang in Untersuchungshaft saß, drückt das auf die Stimmung. Zudem musste das Unternehmen schon rund drei Milliarden Euro im Zuge von Diesel-Gate aufbringen. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden.

    Elektromobilität, Digitalisierung, autonomes Fahren: Audi muss weiter massiv investieren

    Denn Audi muss weiter massiv in die Elektromobilität, die Digitalisierung und das autonome Fahren investieren. Die drei Megathemen würden reichen, um eine Firma gründlich durchzurütteln und die Mitarbeiter enorm zu fordern. Doch im Zukunfts-Kofferraum von Audi liegen weitere Zentnerlasten, eben die Vergangenheitsbewältigung und eine sich für die Branche konjunkturell spürbar eintrübende Lage. Wenn in China wie zuletzt die Nachfrage nach Autos zurückgeht, ist das für den Hersteller enorm gefährlich, hängt er doch stark vom Zustand des asiatischen Marktes ab.

    Und was macht der neue Mann an der Audi-Spitze? Er tut das, was Manager in krisenhaften Situationen gerne praktizieren: Er kehrt alle negativen Dinge zusammen, präsentiert sie der Öffentlichkeit sowie den mächtigen Anteilseignern aus den Familien Porsche und Piëch. Dann inszeniert er sich dramatisch als Mann für die Krise und nennt sich Neudeutsch „Transformations-CEO“. Schließlich verkündete Schot nach seinen Kehrwochen ein Sparprogramm, dessen Details noch nicht feststehen. So ist unklar, wie viele Stellen wegfallen. Die Zeiten der Rekord-Beschäftigung in Ingolstadt mit noch rund 44.500 Mitarbeitern geht ihrem Ende entgegen. Auch wenn Audi nach wie vor etwa für die Entwicklung von Elektroautos Spezialisten einstellt, wird die Zahl der Mitarbeiter schrumpfen. Bis 2025 kann das Unternehmen aber nicht kündigen. Hier schützt die Audianer hierzulande ein Beschäftigungspakt. Aber natürlich kann Schot frei werdende Stellen nicht mehr besetzen und personell abspecken.

    VW-Chef Herbert Diess macht Druck auf Audi

    All diese Maßnahmen aus dem Manager-Werkzeugkoffer reichen nicht, um das Krisen-Gespenst zu verscheuchen. Dafür muss Schot die Mitarbeiter mitnehmen und motivieren – eine schwere Aufgabe. Denn gleichzeitig baut der Audi-Chef den Konzern um, was nicht ohne Schmerzen abgeht. Dabei steht er selbst unter kritischer Beobachtung aus Wolfsburg: Denn VW-Chef Herbert Diess macht Druck auf Audi, satte Renditen abzuliefern. Wenn Schot nicht liefert, droht dem Autobauer ein weiterer Führungswechsel. Doch das Beispiel Daimler zeigt: Es dauert mehrere Jahre, ehe ein angeschlagenes Unternehmen wieder strahlt.

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