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Agrar: Noch ist es dem Spargel zu kalt

Agrar

Noch ist es dem Spargel zu kalt

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    Der Spargel gilt noch heute als Königsgemüse, denn bis ins 19. Jahrhundert hinein war er nur für die Hoftafel bestimmt. Königlich ist aber nach wie vor der Preis: Bis zu 18,90 Euro kostet ein Kilo des edlen Gemüses. Das hängt mit der arbeitsintensiven Ernte zusammen.
    Der Spargel gilt noch heute als Königsgemüse, denn bis ins 19. Jahrhundert hinein war er nur für die Hoftafel bestimmt. Königlich ist aber nach wie vor der Preis: Bis zu 18,90 Euro kostet ein Kilo des edlen Gemüses. Das hängt mit der arbeitsintensiven Ernte zusammen. Foto: Carsten Rehder/dpa

    Max ist frustriert. Zu Ostern gibt es heuer kein Spargelgemüse. Stattdessen, erklärt Mama Sabine, gebe es Brokkoli. „Mag ich nicht“, sagt der Fünfjährige und verschränkt die Arme. Die Ursache für Max’ Enttäuschung ist so simpel wie bedauerlich: Die Spargelsaison verzögert sich um einige Wochen. Wegen der niedrigen Temperaturen konnten viele Landwirte mit der Ernte noch nicht beginnen.

    Anders sei das 2017 gewesen, erzählen die Mitarbeiterinnen vom Gemüsehandel Koch auf dem Wochenmarkt vergangenen Mittwoch. „Etwa um dieselbe Zeit haben die Bauern schon ordentlich Spargel gestochen“, meint eine Kundin im Vorbeigehen. Auch für Heidi

    Mit dem symbolischen Spargelanstich auf dem Münchner Viktualienmarkt beginnt die Saison für das Schrobenhausener Anbaugebiet. Aufgrund der wechselhaften Witterungsverhältnisse habe man die Eröffnung vom 5. April bereits auf den 12. April verschoben, teilt Peter Strobl mit. Als Geschäftsführer des Spargelerzeugerverbands Südbayern vertritt er 90 Erzeugerbetriebe, die ihr Edelgemüse unter dem Namen „Schrobenhausener Spargel“ verkaufen.

    Wie Strobl erklärt, sei die Marke geografisch festgelegt. „Nur bestimmte Gemeinden, etwa von Aichach bis nach Geisenfeld, können ihren Spargel unter diesem Namen verkaufen.“ Dazu müssten die zugehörigen Betriebe Auflagen erfüllen und dürften ihr Gemüse zum Beispiel nur auf bestimmten Böden anbauen. Zudem darf eine Spargelstange nach den qualitativen Standards nicht länger als 22 Zentimeter sein. „Es gibt auch Betriebe, die die Stange mit 24 Zentimetern verkaufen.“ Die Länge wirke sich auf das Gewicht, den Preis – allerdings auch auf den Geschmack aus. „Je länger die Stange“, meint der Experte weiter, desto holziger die Enden.

    Der vergleichsweise strenge Blick auf die Qualität hat gleichermaßen Folgen für den Beginn der Saison. „Nein, es gibt noch keinen Spargel“, berichtet Peter Strobl. Denn anders als wenige andere Unternehmen der Region verzichte der Spargelerzeugerverband Südbayern bewusst auf eine Beheizung seiner Felder. „Wir warten ab, bis die Sonne den Boden aufgewärmt hat.“ Und dennoch: Im Vergleich zum letzten Jahr sei das Gemüse spät dran. „In der letzten Märzdekade 2017 konnten wir bereits ernten.“ Mit einem Verzug von bis zu 14 Tagen rechnet Strobl in dieser Saison.

    Eine ähnliche Prognose wagt Georg Lohner vom gleichnamigen Spargelhof in Inchenhofen. „Eine Woche nach Ostern wird es wohl losgehen“, denkt der Landwirt. Der Betrieb aus dem Landkreis Aichach-Friedberg gilt als bayernweiter Marktführer und ebenso als einer der größten Spargelanbieter innerhalb Deutschlands. „Mit dem Stechen haben wir schon begonnen“, berichtet Lohner. „Auf bestimmten Flächen haben wir eine Heizanlage für diejenigen, die frühen regionalen Spargel möchten.“ Das Gemüse aus den beheizten Felder würde sehr gut angekommen. Doch auch er hält die aktuelle Wetterlage für eine extreme: „Im letzten Jahr hatten wir den frühesten Frühling seit mehreren hundert Jahren, heuer einen der spätesten.“ Doch betrachtet der Unternehmer das Klima aus einer erträglichen Perspektive: „Das macht die Landwirtschaft doch erst interessant.“

    Hochsaison für Lohners Spargel ist der Monat Mai. Dafür hat der Agrarbetrieb rund 1000 Arbeiter engagiert. Im Großraum Augsburg unterhält das Unternehmen nach eigenen Angaben gut 15 bis 20 Stände. Der Kilopreis für das edle Stangengemüse bewegt sich zwischen 5,90 Euro für Bruchspargel bis hin zu 18,90 in der Premiumklasse.

    Beide Experten, der Unternehmer aus Inchenhofen wie auch Peter Strobl vom Erzeugerverband Südbayern, beobachten im Spargel einen wachsenden Markt. „Die Anbauflächen werden mehr, das Angebot steigt, ebenso tut es die Nachfrage“, erläutert Strobl. Bemerkenswerterweise steige die Nachfrage nicht im gleichen Maß wie das Angebot.

    Der Spargel wird offiziell bis zum 24. Juni, dem Johannistag, gestochen. Um das Ende der Spargelzeit im Kopf zu behalten, bedienen sich viele Bauern einer alten Regel: „Kirschen rot, Spargel tot.“ Was allerdings nicht ganz stimmt, denn eine Spargelpflanze ist ein mehrjähriges Gewächs. Hintergrund dieses offiziellen Datums ist ganz einfach die penible Einhaltung einer ausreichenden Regenerationszeit für die Spargelpflanze, damit die Ernte auf für das nächste Jahr gesichert ist.

    Am Samstag, 28. April, findet in Schrobenhausen der alljährliche Spargelmarkt statt. Von 10 bis 14 Uhr gibt es auf dem Lenbachplatz vor dem Rathaus ein vielseitiges Programm mit kulinarischen Ideen zum Stangengemüse.

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