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Trainerin Sabrina Wittmann ist bereit für Vorreiterrolle
![Sabrina Wittmann ist neue Cheftrainerin beim FC Ingolstadt. Sabrina Wittmann ist neue Cheftrainerin beim FC Ingolstadt.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
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Sabrina Wittmann schreibt Geschichte als erste Cheftrainerin im deutschen Männer-Profifußball. Vor der Rolle als Pionierin habe sie sich aber lange versteckt.
Dass dieser Tag etwas Besonderes im deutschen Fußball darstellt, war allein an der Medienpräsenz zu erkennen. Sechs Kameras waren im Pressekonferenzraum im Audi-Sportpark positioniert, dazu zahlreiche Reporter gekommen. Wesentlich mehr also, als sie beim Fußball-Drittligisten FC Ingolstadt üblich sind.
Das Besondere war nicht etwa der Trainingsauftakt der Oberbayern am späteren Nachmittag, sondern die offizielle Vorstellung von Sabrina Wittmann als neue Cheftrainerin. Die 32-Jährige ist die erste Frau, die in dieser Position im deutschen Profifußball der Männer tätig ist. Inka Grings und Imke Wübbenhorst hatten zuvor immerhin Viertligisten trainiert. Wittmann war zum Ende der Vorsaison bereits als Interimstrainerin beim FCI eingesprungen. Bereits damals war der Rummel um ihre Person groß gewesen. „Ich habe diese Erfahrung ja bereits gemacht“, sagt Wittmann daher schmunzelnd. Das Interesse habe sich danach schnell wieder verringert. So werde es wohl auch diesmal sein.
FC Ingolstadt stellt Sabrina Wittmann als Cheftrainerin vor
Zunächst aber gehört ihr die Aufmerksamkeit, was ihr durchaus bewusst ist. Sieht sie sich also selbst als Pionierin für Frauen in der von Männern dominierten Welt des Fußballs? „Lange Zeit habe ich mich vor dieser Rolle versteckt“, sagt Sabrina Wittmann. Bereits als erste Cheftrainerin in der A-Jugend-Bundesliga sei in diese Richtung ja immer wieder etwas aufgeploppt. „Inzwischen kann und sollte ich diese Vorreiterrolle annehmen, ich fühle mich bereit dazu“, sagt sie. „Es ist wichtig, diesen Weg zu ebnen. Aber weniger mit Reden, sondern mehr mit Machen.“ Auch wenn sie um sich selbst nie ein großes Thema machen wolle, fühle sie sich „nicht unwohl, dass viel um mich passiert.“ Denn schlussendlich werde es irgendwann wieder um das Thema Fußball gehen, das wäre auch damals in der A-Jugend der Fall gewesen. „In einem Jahr werden wir hier sitzen und um sportliche Dinge sprechen“, sagt sie.
![Sabrina Wittmann mit den Neuzugängen des FC Ingolstadt: (von links) Tim Heike (Energie Cottbus), Dennis Borkowski (Dynamo Dresden), Mattis Hoppe (VfB Stuttgart II),Niclas Dühring (FC ST Pauli II). Sabrina Wittmann mit den Neuzugängen des FC Ingolstadt: (von links) Tim Heike (Energie Cottbus), Dennis Borkowski (Dynamo Dresden), Mattis Hoppe (VfB Stuttgart II),Niclas Dühring (FC ST Pauli II).](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Fußballerische Gründe haben ihr letztlich auch den Job verschafft. Neben Wittmann saß Sportdirektor Ivo Grlic auf dem Podium und erklärte, weshalb sich der Verein entschieden hat, die Probephase am Ende der vergangenen Saison als gelungen zu bewerten. „Wir haben mit Sabrina alles, was wir uns vorstellen“, sagt er zu Beginn seines Lobliedes. „Mehr DNA geht nicht, sie ist seit zwei Jahrzehnten bei uns im Verein.“ Die vier Spiele zum Ende der Vorsaison hätten genügt, „um schon eine Handschrift zu erkennen mit einer mutigen und aggressiven Spielweise nach vorne“. Gespräche mit externen Kandidaten verneint er nicht, nun sei der Verein aber „felsenfest davon überzeugt, dass Sabrina die richtige für unsere Mannschaft ist“. Sie kenne die Spieler und auch das Umfeld, benötige keine Eingewöhnungszeit.
Sabrina Wittmann bezeichnet den Job beim FCI als Leidenschaft
Für Wittmann stand nie zur Debatte, die Beförderung auszuschlagen. Unsicherheit habe sie nie gespürt, sagt sie. Mit der A-Jugend habe sie die Vizemeisterschaft geholt, dabei große Vereine hinter sich gelassen. In allen vier Spielen blieb sie mit den Profis ungeschlagen, gewann mit dem Team obendrein den bayerischen Toto-Pokal. „Ich hatte daher genug Gründe, alles positiv auf mich wirken zu lassen und mir keinen Kopf zu machen.“ Am liebsten hätte sie trotz der vielen Eindrücke gerne direkt weitertrainiert.
So aber ging es zunächst in den Urlaub. War da überhaupt Zeit, abzuschalten? Eine Frage, die Sabrina Wittmann mit einem Lachen beantwortet: „Unser Job hat den großen Vorteil, dass er mit Leidenschaft zu tun hat.“ Sie könne sich nicht an einen Urlaub ohne Gedanken an eine anstehende Saison erinnern. „Ich empfinde das alles nicht als Arbeit. Daher konnte ich gut abschalten, bin voller Tatendrang.“
![Cheftrainerin Sabrina Wittmann, spricht bei der Pressekonferenz des FC Ingolstadt. Cheftrainerin Sabrina Wittmann, spricht bei der Pressekonferenz des FC Ingolstadt.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Am Nachmittag durfte sie dann wieder das machen, was sie am besten kann, wie sie sagt. Auf dem Platz stehen und die Mannschaft auf die kommende Saison in der 3. Liga vorzubereiten. Sabrina Wittmann wird dabei zukünftig an der Seitenlinie von Ilia Gruev und Fabian Reichler, mit dem die Ingolstädterin bereits in der U19 zusammenarbeitete, unterstützt. Sie werden die Cheftrainerin wohl ab Januar zweieinhalb Tage im Monat vertreten, wenn sie in Frankfurt die UEFA Pro-Lizenz erwirbt, die für ihren jetzigen Job nötig ist. Zuletzt hatte ihr der DFB dies noch verwehrt.
FC Ingolstadt will in der 3. Liga oben mitspielen
Der 54-jährige Gruev verfügt selbst Erfahrungen als Chefcoach, trainierte von 2015 bis 2018 den MSV Duisburg. Damals arbeitete er mit Grlic zusammen, der den Bulgaren nun nach Ingolstadt lotste. „Das Stellenprofil war, einen erfahrenen Mann an der Seite von Fabi und Sabrina zu haben“, sagt der Sportdirektor zu dieser Maßnahme. „Er ist ein Fachmann und eine absolute Bereicherung für uns.“ Auch Wittmann selbst sieht die Verpflichtung positiv. „Ich war in diesen Prozess involviert, es war auch mein Wunsch, ihn an meiner Seite zu haben.“ Sie wünsche sich Menschen um sich herum, die meinungsstark sind. Daher habe mehr für ihn als gegen ihn gesprochen. „Ich habe keine Angst vor Qualität. Wenn wir etwas erreichen wollen, brauchen wir Qualität.“
Bei der Zielsetzung halten sich die Verantwortlichen indes öffentlich wie gewöhnlich zurück. „Wir sind ambitioniert, was wir sein sollten und wollen. Ich zähle uns zu den Mannschaften, die oben mitspielen können“, sagt Wittmann. Jetzt gelte es, den Kader bis zum Punktspielauftakt Anfang August weiter zu verstärken. Bisher haben die Schanzer mit Tim Heike (Energie Cottbus), Mattis Hoppe (VfB Stuttgart II), Niclas Dühring (FC St. Pauli II) und Dennis Borkowski (RB Leipzig) vier Spieler verpflichtet. Weitere sollen folgen.
Und sollte am Ende tatsächlich der Aufstieg herausspringen, wird Sabrina Wittmann nicht abgeneigt sein, wenn erneut viele Kameras auf sie gerichtet sind.
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