Die Nachricht hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können: In Wettstetten wird ein neues Gebäude für die Integrierte Rettungsleitstelle (ILS) der Region gebaut. Kosten: rund 20 Millionen Euro plus Zinsen, denn das Geld muss über Kredite aufgenommen werden. Bezahlen müssen das die Gebietskörperschaften der Region 10, der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen muss rund 20 Prozent der Kosten tragen. Im Kreisausschuss wurde das Vorhaben nun zum ersten Mal vorgestellt und löste ob der ohnehin schon angespannten Finanzlage so manche Fragen aus.
Dass der vor zwei Jahren beschlossene Neubau nun umgesetzt wird, hatte in den politischen Gremien bis vor Kurzem offenbar niemand auf dem Schirm. Vor etlichen Wochen sickerten Informationen durch, dass demnächst Kosten in Millionenhöhe auf die Landkreise und die Stadt Ingolstadt zukommen werden. Im Zuge der Haushaltsplanungen für das kommende Jahr war in Neuburg über diesen nicht unerheblichen Posten bislang nicht gesprochen worden, was Kreistagsmitglieder Landrat Peter von der Grün vorwarfen, der als Vorsitzender des Rettungszweckverbands von den Plänen wusste. Erst am Donnerstag wurden zum ersten Mal konkrete Zahlen bekannt.
Bau der neuen Rettungsleitstelle in Wettstetten fordert Landkreis finanziell heraus
Demnach sollte die neue Leitstelle zunächst 28 Millionen Euro kosten. Weil diese Summe aber nicht vertretbar schien, wurde der Rotstift angesetzt. Die aktuellen Pläne sehen nun ein rund 2500 Quadratmeter großes Gebäude vor, das etwa sechs Millionen Euro kostet. Teuer ist vor allem die Technik, die in die Leitstelle verbaut werden muss. In der Kreisausschusssitzung sprach Geschäftsführer Günther Griesche von zwölf Millionen Euro, die allein in diesen Bereich fließen. Alles in allem steht unterm Strich abzüglich Fördergelder eine Summe von rund 20 Millionen Euro. Finanziert werden soll dieser Betrag über Kredite, für die im Laufe der nächsten 25 Jahre geschätzt um die acht Millionen Euro an Zinsen fällig werden. Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen muss davon etwa 20 Prozent bezahlen, also an die sechs Millionen Euro.
In einer Zeit, in der händeringend nach Einsparmöglichkeiten gesucht wird, stößt dieses Vorhaben auf keine große Begeisterung - wenngleich alle wissen, dass der Aufbau und Betrieb einer Notrufzentrale zu den Pflichtaufgaben eines Landkreises gehören und die Finanzierung alternativlos ist. Wer in Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt, Pfaffenhofen oder Ingolstadt die 112 wählt, kommt bei den Mitarbeitern der ILS raus - pro Jahr sind das rund 250.000 Anrufe, wie Griesche den Mitgliedern des Kreisausschusses sagte. „Es ist unstrittig, dass es diese Institution braucht“, sagte Hans Habermeyer (FW), kritisierte allerdings, dass der Finanzierungsplan derzeit nur die kommenden fünf Jahre abbildet. Auch Werner Widuckel (SPD) forderte diesbezüglich weitere Informationen über das Jahr 2029 hinaus.
Die Integrierte Rettungsleitstelle sollte ursprünglich einmal in Karlskron gebaut werden
Neuburg-Schrobenhausen ist der erste Landkreis, der diese Zahlen vorgelegt bekommen hat. Nichtsdestotrotz stellte Kreisrat Thomas Mack (CSU) die Frage, warum es erst jetzt Informationen über den geplanten Bau gibt, nachdem die Planungen bereits vor zwei Jahren gestartet waren und schon 900.000 Euro an Architektenkosten angefallen sind. In einer früheren Sitzung hatte Landrat Peter von der Grün auf die laufenden Planungen verwiesen. Die erste Kostenschätzung lag im August 2023 vor und wurde im Laufe dieses Jahres mehrfach angepasst.
Die Integrierte Leitstelle ist aktuell bei der Berufsfeuerwehr in Ingolstadt eingemietet. Weil die Rettungskräfte den Platz mittlerweile aber für sich selbst benötigen, hat sich der Rettungszweckverband auf die Suche nach einem alternativen Standort gemacht, an dem ein eigenes Zentrum gebaut werden kann. 35 Kommunen haben daraufhin Grundstücke angeboten, sieben sind am Ende in die engere Wahl gekommen, darunter auch Karlskron und die Gemeinde Bergheim. Den Zuschlag hatte zunächst Karlskron erhalten, nachdem die Entscheidung aber revidiert wurde, stimmten die Verbandsräte in einer zweiten Wahl dann für Wettstetten.
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