Ein Mix aus Kabarett im feinsten bairischen Dialekt und absurd-komischer Comedy, mit ansteckendem Lachen und oft auch selbstironisch vorgetragen – so kommt Claudia Pichlers Soloprogramm „Feierabend“ bestens an in der Schweigerhalle in Weichering. Der Kabarettabend ist Teil des Jubiläumsabends des Weicheringer Gartenbauvereins, der heuer 125 Jahre alt wird. Weshalb das Vorstandsteam, noch bevor die Kabarettistin aus München loslegt, einen Blumenstrauß und einen Gutschein an Vorsitzende Gisela Mandlmeier überreicht - als Dank für ihr Engagement und die vielen ehrenamtlichen Stunden, die das Jubiläum ihr zusätzlich abverlangte.
Claudia Pichler berichtet von ihrem Schrebergarten neben dem Friedhof
Auch Pichler würdigt das Ehrenamt mit einem Beitrag zum Thema Garten. Zwar hat sie in München wegen Platzmangel nur einen Schrebergarten. Also „Urban Gardening“ auf 16 Quadratmetern direkt neben dem Westfriedhof, wo Obst und Gemüse besonders gut wachsen.
Noch viel lieber aber grillt sie professionell auf ihrem Webergrill, bei dessen Finanzierung ihr die Stadtsparkasse geholfen hat. „Was soll ich auch mit einem Bausparvertrag in München? Da kaufe ich nie Eigentum“, fragt sie und verrät, dass der Vertrag schließlich für den Grill umgewidmet worden sei. Jetzt gönnt sie sich mit einem Kleinkredit einen Premium-Rollrasen samt Mähroboter. Zu dumm, dass dieser Husten bekommt, wenn er eine Wühlmaus zerhäckselt oder - noch trauriger - einen Igel erwischt. Kunstpause. Dann folgt ein abgründiges Lächeln: „Da war gleich die Elektronik kaputt“.
Aus Tierliebe hat sie dann den Rasen unter Strom gesetzt, doch nicht mit den Nachbarskindern gerechnet, die einfach ohne Erlaubnis und noch dazu barfuß ihren Garten betreten. Also wird der unwirksame Zaun durch 2,80 Meter hohe Gabionen ersetzt, der Rasen durch Steine, schließlich „geht doch nichts über die Natur“.
Claudia Pichler zieht in Weichering Esoterik und Gendern durch den Kakao
Treffsicher legt die Kabarettistin den Finger auf scheinbar alternativlose Ideologien, die die Religion ersetzt haben, zieht Esoterik, Gendern (wäre gar nicht nötig, wenn alle Menschen den viel toleranteren bairischen Dialekt sprächen), Achtsamkeitsseminare, moderne Ernährungsdoktrinen, einflussreiche Influencer und Eltern, die sich einen Wettbewerb um den aufwendigsten Kindergeburtstag liefern, durch den Kakao. Überhaupt, deren „Wohlstandsschratzen, das Walldorfgeschwärl“, bieten jede Menge Stoff. Nicht, dass die etwas dafür könnten, wenn ihnen Spiele wie „Blinde Kuh“ wegen Tierleids oder Topfschlagen (wegen Gewaltverherrlichung) vorenthalten werden oder die Kleinen mangels Töpfen im typischen Haidhausener Haushalt auf Lieferando-Tüten einschlagen müssen.
Stoff bietet natürlich auch der bayerische Ministerpräsident, dem sie so sehr gewünscht hätte, dass er Kanzler wird. „Jetzt bleibt er uns“, meint sie achselzuckend. Begegnet ist sie ihm beim Metzger-Cup, wo sie als Einlage gebucht war. Als kulturelle Einlage, versteht sich. Und wo Markus Söder eine flammende Rede für die bayerische Wurst hielt, während die Metzger ein Wurstbüfett aufbauten und die Hunde des Personenschutzes schier durchdrehten. Woraus Pichler schließt, die bayerischen Polizeihunde würden wohl vegan ernährt.
Kopfkino beim nächsten Vollsortimenter-Besuch ihrer Zuhörer provoziert sie mit der als Liebeslied angekündigten „wahren Geschichte von Alois Fleischfliege und Jessica Fruchtfliege“, die sich trotz Leberkäs-Rüssel im Pfirsich zum Liebesspiel finden. Die wichtigsten Lebensfragen aber kommen der Münchnerin abends im Bett, wenn sie nicht einschlafen kann. Also muss die Schlafroutine optimiert werden, und das innere Kind sowie die Morning Routine gleich mit. Die geht dann bis Mittag. Pichlers Programm dagegen dauert stringent knappe zwei Stunden. Eine hintersinnige Geschichte jagt die andere und das Publikum amüsiert sich köstlich über ihre Geschichten und Lieder.
Ein unterhaltsamer Abend, der viel zu schnell verfliegt.
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