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Zugunglück bei Blaustein: Zug stößt mit Bus zusammen

Alb-Donau-Kreis

Zugunfall mit Verletzten nahe Blaustein: Polizei prüft Ermittlungen gegen Busfahrer

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    Nahe Blaustein soll ein Zug mit einem Fahrzeug zusammengestoßen sein.
    Nahe Blaustein soll ein Zug mit einem Fahrzeug zusammengestoßen sein. Foto: Thomas Heckmann

    Ein Regionalzug ist am Dienstagmorgen gegen 8.30 Uhr auf der Schwäbischen Alb nahe Blaustein mit einem Bus kollidiert. Nach Angaben der Ulmer Polizei sind zwei Menschen schwer verletzt, elf tragen leichte Blessuren davon, gut 63 Unverletzte zumindest einen Schrecken. Die Bilder vom Unfallort ähneln denen, die man sonst eher aus Filmen kennt: Das Gerippe eines Linienbusses dampft langsam aus. Die Fenstersäulen sind verkohlt. Die Eingangstür auf Höhe des Fahrers ist weggerissen. Auf der Wiese neben der einspurigen Bahnlinie liegen Trümmerteile.

    Motorradunfall löste Stau aus, Bus kam auf Bahngleisen zum Stehen

    Kurz zuvor war einige Kurven weiter ein Motorradfahrer gestürzt. Einige Einsatzkräfte und ein Rettungshubschrauber waren also bereits vor Ort, als es sich auf der Strecke bis zum Bahnübergang staute. Genau auf diesem stand der Linienbus, als sich plötzlich die Bahnschranke schloss. Auf Rufe von Polizei und Rettungskräften habe der Busfahrer nicht reagiert. Als dann die Schranken heruntergingen, konnte der Busfahrer nicht mehr von den Gleisen fahren.

    Der herbeifahrende Regionalzug – zu dieser Zeit mit 74 Passagieren besetzt – konnte einen Aufprall nicht mehr verhindern, entgleiste und kam nach etwa 100 Metern zum Stehen. Der Lokführer verletzte sich schwer und wird weiterhin in einer Klinik behandelt. Der Busfahrer wurde aus seinem Fahrzeug geschleudert und wurde lebensgefährlich verletzt. Mittlerweile befindet sich der 39-Jährige außer Lebensgefahr, teilte eine Polizeisprecherin mit.

    Nun wird geprüft, ob sich der Busfahrer strafbar gemacht hat. Der Mann habe durch sein Verhalten sich und andere in Gefahr gebracht, sagte eine Sprecherin der Polizei am Mittwoch. Bei den laufenden Ermittlungen werde deshalb auch geprüft, inwiefern der 39 Jahre alte Busfahrer gegen das Gesetz verstoßen habe.

    Bei den Ermittlungen sollen den Angaben zufolge zunächst zahlreiche Zeugen gehört werden. Zudem werde ein Sachverständiger ein Gutachten erstellen. Dabei solle etwa geklärt werden, ob an der Schranke technisch alles richtig funktioniert habe.

    Zugunfall bei Blaustein: Zahlreiche Helfer am Ort des Unglücks

    Durch den Aufprall zwischen Bus und Bahn wurden die Gleise massiv beschädigt. Auch auf den Straßen kam es zeitweise zu Behinderungen - die B28 zwischen Blaustein und Gerhausen war bis zum Mittag komplett gesperrt, aktuell ist eine Fahrspur wieder freigegeben. Von den 74 Fahrgästen im Zug verletzten sich elf leicht bis mittelschwer, sie wurden teilweise noch im Zug von einem Großaufgebot an Rettungskräften versorgt.

    Rund 130 Feuerwehrleute, Rettungsdienstmitarbeiter, Polizisten und Helfer des THW waren im Einsatz. 13 Notfallseelsorger kümmerten sich um die Fahrgäste und Augenzeugen, ein Bus der Ulmer Feuerwehr brauchte die Fahrgäste in die Lindenhofhalle nach Herrlingen.

    Währenddessen liefen vor Ort die Löscharbeiten am brennenden Bus und die Unfallermittlungen. Ein Sachverständiger für Unfallanalytik sicherte auf Anordnung der Staatsanwaltschaft die Unfallspuren, bevor die Bergungsarbeiten beginnen konnten.

    Der ausgebrannte Linienbus wurde mit einem Mobilkran auf einen Tieflader verladen, anschließend wurde das ölverseuchte Erdreich unter dem Bus ausgebaggert.

    Zugunfall bei Blaustein: Zug wurde in der Nacht geborgen

    Der entgleiste Zug wurde noch in der Nacht geborgen. Zwei Schienenkräne kamen aus Fulda, um den Triebwagen anzuheben und wieder in das Gleis setzen zu können. Nachdem der Schienenkran im nahegelegenen Bahnhof Blaustein-Herrlingen für den Einsatz vorbereitet wurde, dauerte das Anheben und Eingleisen nur wenige Minuten. Danach wurden alle losen und überstehenden Teile des verunglückten Zuges entfernt, dabei kam auch ein Trennschleifer zum Einsatz. Um mitten in der Nach sicher arbeiten zu können, hatte das Technische Hilfswerk (THW) Blaubeuren mehrere Hundert Meter Bahngleis beidseitig mit Scheinwerfern ausgeleuchtet. Nachdem der Zug eingegleist war, mussten die ehrenamtlichen THW-Helfer noch mehrere Kubikmeter Gleisschotter wegschaufeln, die der Zug vor sich hergeschoben hatte. Anschließend wurde der Zug abgeschleppt. Der Gesamtschaden des Unfalls beläuft sich demnach auf rund 1,4 Millionen Euro.

    In der Nacht zum Mittwoch wurde der Zug geborgen.
    In der Nacht zum Mittwoch wurde der Zug geborgen. Foto: Thomas Heckmann

    Die Bahnstrecken Ulm-Blaubeuren wird noch mehrere Tage gesperrt bleiben, denn das verbogene Gleis muss begradigt, eine dreistellige Zahl an beschädigten Betonschwellen ausgetauscht und eine größere Menge ölverschmierter Schotter ausgetauscht werden. Zwischen Herrlingen und Blaustein hat die DB Regio einen Schienenersatzverkehr mit Pendelbussen eingerichtet. Der Abschnitt der Bahnstrecke Ulm-Sigmaringen soll voraussichtlich erst ab Ende dieser Woche wieder befahrbar sein. (mit dpa)

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