Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Wiblingen: Ex-Pink-Floyd-Drummer Nick Mason: Ein Meister vom alten Schlag

Wiblingen

Ex-Pink-Floyd-Drummer Nick Mason: Ein Meister vom alten Schlag

    • |
    Er ist eine Ikone der psychedelischen Rockmusik: Nick Mason, Schlagzeuger von Pink Floyd. Mit seinem Projekt Saucerful Of Secrets lässt er die frühen, schrägen, und ziemlich durchgeknallten Songs seiner legendären Band wieder aufleben. Das reichte aber nicht, um den Wiblinger Klosterhof wirklich voll zu machen.
    Er ist eine Ikone der psychedelischen Rockmusik: Nick Mason, Schlagzeuger von Pink Floyd. Mit seinem Projekt Saucerful Of Secrets lässt er die frühen, schrägen, und ziemlich durchgeknallten Songs seiner legendären Band wieder aufleben. Das reichte aber nicht, um den Wiblinger Klosterhof wirklich voll zu machen. Foto: Andreas Brücken

    Betrachtet man nur die Autonummern auf dem Parkplatz, so schien es, als habe sich halb Deutschland auf den Weg gemacht, um in Ulm einer Rock-Legende dabei zuzuschauen, wie sie Songs ihrer legendären Band Pink Floyd wieder aufleben lässt. Die Fans reisten sogar aus Frankfurt oder Berlin nach Ulm. Doch eine Völkerwanderung war es nicht gerade: 1500 Menschen kamen in den Wiblinger Klosterhof zu Nick Mason’s Saucerful Of Secrets – nicht gerade übertrieben viele. Allerdings dürfte das zwei Gründe haben, denn zum einen hatte die Band erst im vergangenen Herbst in Stuttgart gespielt, zum anderen bietet Mason eben nicht das große Wohlfühl-Floyd-Programm mit all den massenkompatiblen Nummern der Megaseller-Alben von „Dark Side Of The Moon“ bis „The Division Bell“. Er lässt die frühen Jahre wieder aufleben, in denen Pink Floyd zwischen Psychedelic-Pop, Folk, Hardrock und experimentellen Geräuschkulissen etwas ziellos hin und her pendelten. Diese Zeit umfasste immerhin acht Alben mit wunderbar schlichten Liedern und völlig durchgeknallten Lärmorgien. Ist nicht jedermanns Sache.

    Bei Nick Mason in Wiblingen tummelt sich die Generation 50 plus

    Und so tummelt sich auf dem Klostergelände im Wesentlichen die Generation 50 plus, gerne in ein Pink-Floyd-Shirt neueren Datums gewandet, denn wer hat schon noch ein Original-Leibchen von der „Animals“-Tour 1977? Das würde, abgesehen davon, eh nicht mehr passen. Die meisten wissen also, was sie an diesem Abend erwartet: eine Musik, die heutigen Gehörgewohnheiten total entgegenläuft und die nur Spaß macht, wenn sie einen intensiv durch Höhen und Tiefen der Pubertät begleitet hat. Nachgeborene könnte das leicht überfordern.

    Lesen Sie dazu: Wiblingen erwartet die Stars im Klosterhof

    Es beginnt schon mit dem extrem ausgedehnten Intro, das viele Minuten lang nur aus Naturgeräuschen, Radiofetzen, ein wenig Weltraumgezirpe und bruchstückhaftem Funkverkehr besteht – eine typische Pink-Floyd-Klangcollage eben. Geräuschhaltig bleibt es, als die Band auftritt und erst mal mit „Interstellar Overdrive“ und „Astronomy Domine“ vom allerersten Album zwei Nummern voll mit lustvoll zelebriertem Krach auf die Bühne wuchtet. Damit wissen alle, die sich vorher nicht so genau informiert haben, dass dies kein launiger Party-Abfeier-Abend wird.

    Und das ist gut so, denn der Schlagzeuger Nick Mason erinnert mit seinem Band-Projekt, das er nach der zweiten LP „A Saucerful Of Secrets“ benannt hat, an eine Zeit, in der Rockmusik noch wild und ungebändigt klang. Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts war sie wie ein gerade entdeckter Kontinent, der erst erkundet durchmessen werden musste. Pink Floyd gingen damals lieber die verschlungenen Nebenwege, als sich auf der immer breiter werdenden Hauptstraßen voran zu bewegen.

    Der "Nile Song" geht als frühe Heavy-Metal-Nummer durch

    So entstanden Stücke, die heute wirken wie eine vom Aussterben bedrohte Urwald-Spezies: der frühe Hit „Arnold Layne“ über einen Typen, der Damenkleidung von der Leine klaut, der brachiale „Nile Song“, der als frühe Heavy-Metal-Nummer durchgehen könnte, „Obscured By Clouds“, das wie ein Dinosaurier dahin stampft und einen auch ohne illegale Substanzen high machen kann, oder der ganz große psychodelische Trip mit „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ – eskalierender, rasender, göttlicher Krach.

    Nick Masons Band spielt all das und noch viel mehr mit Spaß am Geräusch, großem Können und mit noch mehr Lässigkeit als auf der Tour im vergangenen Herbst. Da war das gesamte Projekt noch recht jung. Die Gruppe ist hörbar zusammengewachsen und klingt beileibe nicht wie eine Cover-Kapelle, die mit alten Zeiten Geld verdienen will. Mason hat so etwas ohnehin nicht mehr nötig, er könnte sich eigentlich in aller Ruhe der Erweiterung seiner Rennwagen- und Oldtimersammlung widmen, doch stattdessen pflegt er das ebenso schillernde wie sperrige Erbe einer richtungsweisenden Band und macht es zu einer Zeitmaschine, die das Publikum in eine Musikära katapultiert, in der alles ein wenig bunter und abenteuerlicher war.

    Das Publikum im Klosterhof genießt es zurückhaltend – oder doch eher ehrfürchtig? Jedenfalls bleiben die Reaktionen verhalten. Erst als die Band zum Schluss „One Of These Days“ mit seinem mächtigen Donnerbass von der Rampe schickt, hält es niemanden mehr auf den Sitzen. Mit den Zugabenstücken „A Saucerful Of Secrets“ – ordentlich zusammengestutzt – und „Point Me At The Sky“ geht ein wunderbarer, nostalgischer und etwas weltentrückter Abend zu Ende.

    Ebenfalls interessant für Sie: Niedeckens BAP in Ulm: Verdamp lang her – und immer noch wahr

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden