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Weißenhorn: Was sich die Firma Ritter und Bader von der neuen Vier-Tage-Woche erhofft

Weißenhorn

Was sich die Firma Ritter und Bader von der neuen Vier-Tage-Woche erhofft

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    Vater Franz Ritter sowie seine beiden geschäftsführenden Kinder Angela und Tobias Ritter haben in ihrem auf Kühlsysteme spezialisierten Unternehmen die Vier-Tage-Woche eingeführt.
    Vater Franz Ritter sowie seine beiden geschäftsführenden Kinder Angela und Tobias Ritter haben in ihrem auf Kühlsysteme spezialisierten Unternehmen die Vier-Tage-Woche eingeführt. Foto: Michael Kroha

    Gemeinsames Grillen zum Mittagstisch und einen Christbaum als Weihnachtsgeschenk: Für die Beschäftigten der Firma Ritter und Bader in Weißenhorn gab es vergangene Woche schon früher als anderswo Bescherung. Früher als anderswo fängt dort auch seit diesem November das Wochenende an. Nach der Kfz-Werkstatt Christ in Nersingen-Leibi hat auch der auf Kühlsysteme spezialisierte Betrieb auf die Vier-Tage-Woche umgestellt. Zwar ist Unternehmensgründer Franz Ritter der Cousin von Gabriele Christ, der Ehefrau des Autowerkstattchefs, dass

    Franziska Zelch ist erst seit Juli dieses Jahres Teil des Betriebs im Gewerbegebiet Eschach und kümmert sich dort um den Einkauf. Als sie sich für einen beruflichen "Tapetenwechsel" entschied, sei die verkürzte Arbeitswoche noch nicht im Gespräch gewesen. Auch wenn sie anfangs etwas skeptisch gewesen sei und es eine "Umstellung" war, ist sie jetzt "froh drum". So könne sie am Freitag Einkäufe und mehr erledigen, sodass sie am Wochenende zwei komplett freie Tage hat. "Wenn man es richtig macht, sind es auch drei", sagt die 36-Jährige. 

    Vier-Tage-Woche bei Ritter und Bader in Weißenhorn ist "eine coole Sache"

    Ähnlich sieht das Peter Hilble. Seit etwas mehr als zwei Jahren arbeitet der 38-Jährige im Vertrieb. Die verkürzte Arbeitswoche findet er "eine coole Sache". So könne er unter der Woche Termine erledigen, zu denen er sonst nur schwer komme. Aktuell sei die Auftragslage aber so hoch, dass derzeit Überstunden anfallen müssten. "Die Masse an Arbeit ist dieses Jahr schwer zu bündeln", sagt Hilble. Sein Bekanntenkreis ist dennoch "neidisch" auf das neue Modell.

    Ritter und Bader ist auf Kühlsysteme spezialisiert

    Das Familienunternehmen Ritter und Bader wurde 1991 unter anderem von Franz Ritter und Wilhelm Bader gegründet.

    Am Standort in Weißenhorn werden Produkte zur Prozesskühlung und Schaltschrankklimatisierung entwickelt und gefertigt. Mit ihren Geräten werden unter anderem eingehauste Werkzeugmaschinen gekühlt. 2022 wurden rund 6000 solcher Apparate hergestellt.

    Franz Ritter, der bei der Firma Bader in Senden 1981 angefangen hatte, übergab in diesem Jahr den Betrieb mit derzeit 45 Beschäftigten an seine beiden Kinder.

    Angela Ritter (37) hat Internationale Betriebswirtschaft in England studiert und kümmert sich um die betriebswirtschaftlichen Dinge. Tobias Ritter (41) ist studierter Kälte- und Klimatechnikingenieur und vermehrt für die technischen Angelegenheiten zuständig.

    Hauptgesellschafter der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) bleibt mit 51 Prozent der Anteile der Vater und Firmengründer Franz Ritter. (krom)

    Die 45 Beschäftigten bei Ritter und Bader arbeiten seit dem 1. November statt 37,5 nur noch 36 Stunden die Woche, macht bei vier Arbeitstagen also neun Stunden pro Tag bei gleichem Gehalt. Maximal zehn Stunden sind gesetzlich erlaubt. Wer bewusst Überstunden aufbauen will, könne das auf freiwilliger Basis freitags machen, erklären die Chefs. Vereinzelt werde das gemacht. Man sei da sehr flexibel, erklärt Angela Ritter. Bis zur Umstellung sei auch Samstagsarbeit möglich gewesen. Das gebe es jetzt nicht mehr. 

    Geschäftsführung erhofft sich Pluspunkte im Kampf um neues Personal

    Auf die Idee der Vier-Tage-Woche kam ihr Bruder Tobias, nachdem er Berichte darüber auch aus dem Ausland gelesen und dort die Resonanz des Personals überwiegend positiv dargestellt worden sei. Eine "attraktive Geschichte", nennt er es. Auch mit Blick auf den umkämpften Markt für neue Fachkräfte. Wenngleich seit der Umstellung noch keine noch neuen Beschäftigten gewonnen werden konnten. 

    Doch die Ritters wollen nicht nur Pluspunkte bei Arbeitskräften sammeln, sondern auch Energie und damit Geld einsparen. Seit Firmengründung legt Franz Ritter sein Augenmerk darauf, nachhaltig und möglichst autark zu produzieren. Neben Solaranlagen, Blockheizkraftwerken, eigener Windkraftanlage und E-Autos, betrieben mit eigenem Strom, soll nun die verkürzte Arbeitswoche zu einem geringeren Energieverbrauch beitragen. Statt an sechs würden die 1000 Quadratmeter großen Hallen jetzt nur noch an vier Tagen die Woche auf 22 Grad Raumtemperatur aufgeheizt. Über das verlängerte Wochenende herrschen dort dann noch knapp 13 Grad. Ob und wenn ja, inwiefern sich das alles lohnt, soll nach drei Monaten analysiert werden. 

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