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Weißenhorn: Waffen im Unterricht? So äußert sich die Schulleitung zum Polizeieinsatz

Weißenhorn

Waffen im Unterricht? So äußert sich die Schulleitung zum Polizeieinsatz

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    In Weißenhorn kam es am Mittwoch zu einem Großeinsatz der Polizei im Bereich des Claretinerkollegs.
    In Weißenhorn kam es am Mittwoch zu einem Großeinsatz der Polizei im Bereich des Claretinerkollegs. Foto: Thomas Heckmann

    Erst das Hochwasser, dann das: In und rund um Weißenhorn herrschte am Mittwoch große Aufregung. Im Norden der Fuggerstadt war es zu einem Großeinsatz der Polizei gekommen. Ein Passant hatte am Morgen eine verdächtige Person mit einer "unklaren Bewaffnung" nahe einer Schule gesehen. So lautete eine erste Info der Polizei. Mehr als 100 Kräfte rückten an. Auch zwei Hubschrauber, ein gepanzertes Fahrzeug und das SEK waren im Einsatz. "Stundenlang war es eine Katastrophe", sagt eine Mutter, die sich Sorgen um ihr Kind machte. Später stellte sich heraus: Ein Schulprojekt mit Spielzeugwaffen steckt dahinter. Der Schulleiter spricht von einer "unglückliche Fehlinterpretation", lobt aber zeitgleich das konsequente Vorgehen der Polizei. 

    Zahlreiche besorgte Eltern kamen an die Günzburger Straße in Weißenhorn.
    Zahlreiche besorgte Eltern kamen an die Günzburger Straße in Weißenhorn. Foto: Thomas Heckmann

    Gegen 8.30 Uhr hatte jener Passant gesehen, wie eine bewaffnete Person in die Montessorischule ging. Er informierte daraufhin die Polizei, die mit einem Großaufgebot anrückte. Kurz vor 9 Uhr gab es einen ersten Warnhinweis der Polizei in den Sozialen Netzwerken: Die Günzburger Straße solle gemieden werden. Mehr Informationen waren zunächst nicht zu bekommen, die Lage galt noch als unklar. 

    160 Schülerinnen und Schüler von Großeinsatz der Polizei in Weißenhorn betroffen

    Neben der besagten Montessorischule gibt es in dem Bereich des Claretinerkolleg noch zwei Kindertagesstätten sowie eine Grundschule. Vom Polizeieinsatz betroffen waren rund 160 Schülerinnen und Schüler sowie knapp 35 Lehrkräfte. Zahlreiche Eltern hatten sich Sorgen gemacht, darunter auch Paulina Miakusz. "Stundenlang war es eine Katastrophe, weil man nicht wusste, ob etwas in der Grundschule war oder wo auch immer", sagt die Mutter eines sechsjährigen Kindes. Sie seien von der Rektorin über eine App informiert worden, dass es einen Einsatz gebe, man sich keine Sorgen machen und nicht zur Schule kommen solle. "Wir sind Eltern, wir machen uns Sorgen", sagt Miakusz. Die Polizei bat Eltern, Freunde und Verwandte, die Informationen benötigten, sich an die Inspektion Weißenhorn zu wenden. Für Menschen, die bereits vor Ort waren, wurde bei der Realschule in Weißenhorn eine Anlaufstelle geschaffen.

    Grosseinsatz der Polizei in Weißenhorn
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    In Weißenhorn kam es zu einem Großeinsatz der Polizei. Auch das SEK rückte an. Mitgeteilt wurde eine Person mit "unklarer Bewaffnung". Hintergrund war ein Schulprojekt.

    Derweil wurde die nähere Umgebung und das Schulgebäude, Raum für Raum, durchkämmt. Innerhalb der Schule stellten dann Kräfte des SEK die gesuchte Person fest, einen 14-jähriger Schüler. Laut Polizei hatten nicht nur er, sondern mehrere Schülerinnen und Schüler eine Spielzeugwaffe für ein Schulprojekt mit in die Schule genommen. Insgesamt wurden nach Polizeiangaben 13 Spielzeug- und täuschend echt aussehende Waffen in einem Klassenzimmer aufgefunden. Die Ermittler prüfen derzeit, ob dem Jugendlichen ein waffenrechtlicher Verstoß vorgeworfen werden kann. 

    Viel Aufregung um Nichts? Polizei rechtfertigt Größe des Einsatzes

    Früh schon war bei der Polizei von "Vorsichtsmaßnahmen" die Rede. Wie sich herausstellte, bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdungslage. Also viel Aufregung um Nichts? "Wenn man sich in die Situation um 8.30 Uhr hineinversetzt, ist dieser Aufwand unserer Meinung nach auf jeden Fall gerechtfertigt. Es geht hier um die Sicherheit der Kinder, der Schülerinnen und Schüler. Da wollen wir natürlich nichts unversucht lassen und keine Kosten und Mühen scheuen", sagt ein Polizeisprecher. 

    Alexander Varga, der Schulleiter der Montessorischule, sagt, die Maschinerie der Polizei sei so schnell angelaufen - so schnell hätten sie gar nicht alle notwendigen Informationen sammeln und verifizieren können. Das meine er nicht als Kritik, im Gegenteil. "Die Polizei hat sehr besonnen reagiert." Auch die Lehrkräfte. Anhand von Videoaufnahmen einer Überwachungskamera sei vermutet worden, dass die Person ein Schüler der Montessorischule sein könnte. Aufgrund der Größe des Gebäudes und Geländes mit den anderen Einrichtung in der Nähe sei der Einsatz dann so groß geworden. 

    Kritik an Montessorischule Weißenhorn: Was machen Waffen bei einem Schulprojekt?

    In Sozialen Netzwerken äußerten Nutzerinnen und Nutzer den Vorwurf, was Waffen im Unterricht zu suchen hätten. Varga erklärt dazu: "Im Rahmen des Geschichtsunterrichtes entsteht in der Schule seit längerer Zeit ein Dokumentarfilm der Schüler/-Innen zur NS-Zeit und der Dynamiken, die in dieser Zeit in der Bevölkerung entstanden. Teil des Filmes sind Passagen, die zeigen, wie Menschen zum Handeln mit Waffengewalt gezwungen werden. Um keine Szenen zu erzeugen, die gewaltverherrlichend verstanden werden können, kamen ausschließlich nicht-realitätsnahe Spielzeugwaffen zur Verwendung. Das Mitbringen von realitätsnahen Spielzeug-Waffen wurde explizit durch die Klassenleitung untersagt und dies wurde von den Schülern auch konsequent befolgt." Dass die Polizei von "täuschend echt aussehenden Waffen" spricht, liegt laut Varga an einer "unterschiedlichen Interpretation". Das sei "Definitionssache". 

    Das Spezialeinsatzkommando war in den Polizeieinsatz in Weißenhorn eingebunden.
    Das Spezialeinsatzkommando war in den Polizeieinsatz in Weißenhorn eingebunden. Foto: Thomas Heckmann

    Bereits während und unmittelbar nach dem Einsatz fand eine Betreuung von Polizei, Schulpsychologen sowie Notfallseelsorger statt. Am Donnerstag soll die Schule "fast normal" weitergehen. Die ersten Stunden aber sollen zur Aufarbeitung genutzt werden. Man wolle "langsam zur Normalität zurück", sagt Varga. Die Polizei teilt zudem mit, sollte eine betroffene Person Betreuungsbedarf haben, soll diese sich bei ihrem Schulleiter oder dem Leiter des Kindergartens melden. Die stellen dann den Kontakt zu Schulpsychologen und/oder der polizeilichen Betreuungsgruppe her. 

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