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Weißenhorn/Landkreis Neu-Ulm: Bremsen neue Völker das Bienensterben?

Weißenhorn/Landkreis Neu-Ulm

Bremsen neue Völker das Bienensterben?

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    Der Imker Albert Stadler aus Neuhausen untersucht die Einlage eines Bienenstocks auf Milbenbefall.
    Der Imker Albert Stadler aus Neuhausen untersucht die Einlage eines Bienenstocks auf Milbenbefall. Foto: Willi Baur

    Sind zu viele Imker der Bienen Tod? So abstrus die Fragestellung zunächst anmuten mag: Unter den vielfältigen Ursachen für den unbestrittenen Bienenschwund spielt die Zahl der Bienenzüchter wohl nur eine marginale Rolle. Gleichwohl wird das Thema in Imkerkreisen lebhaft diskutiert, vor allem im oberen Rothtal. 

    Der Hintergrund ist die Erfolgsgeschichte des Unternehmens Bee-future, das dem eigenen Anspruch zufolge „den bedrohten Bienen eine Zukunft geben“ will. Dazu vermietet es quasi Völker samt deren Betreuung insbesondere an Firmen, primär zur Imagepflege .

    Das hat bei den alteingesessenen Imkern allerdings nicht nur Freude ausgelöst, wie bei der Jahresversammlung des Imkervereins Weißenhorn deutlich geworden war. Dabei wurde allerdings nicht die Zahl der zusätzlichen Bienenvölker als Problem angesehen. Vielmehr wurden Befürchtungen im Zusammenhang mit deren Herkunft und Haltung laut. „Der Zeitpunkt der amtlich vorgeschriebenen Varroamilben-Bekämpfung weicht von der regional üblichen imkerlichen Praxis ab“, sagt der ehemalige Vereinsvorsitzende Walter Burger. Deshalb sei den im Flugradius der neuen Völker praktizierenden Imkern eine Winterbehandlung der eigenen Völker dringend angeraten worden. Die sei ansonsten nur zwingend, wenn bei der Herbstbehandlung ein hoher Milbenbefall festgestellt worden sei, fügt Burger hinzu.

    Frank Weiß, Gründer und Geschäftsführer von Beefuture, will diese Befürchtungen indes vehement entkräften. „Ich habe die Kritik nicht verstanden“, sagt der 46-Jährige, „die Behandlung unserer Völker erfolgt nach den gesetzlichen Vorschriften“. Überdies habe er sein Geschäftsmodell im Sommer allen Interessierten öffentlich vorgestellt und Transparenz versprochen (wir berichteten). Und Weiß betont: „Wir haben doch die gleichen Ziele, wollen die Bienenpopulation stärken und den Bienen eine Zukunft bieten.“

    Sein stärkstes Argument will er nicht außen vor lassen: „Mit einer unsachgemäßen Bienenhaltung würde ich mir und meiner Familie ja die Lebensgrundlage entziehen.“ Schließlich habe er sich mit der Firmengründung zu einem völligen beruflichen Neuanfang entschlossen und erhebliche Mittel investiert, betont Weiß.

    Bislang mit Erfolg. Allein in der Region kooperiert Beefuture nach eigenen Angaben inzwischen mit etwa 20 Firmen, seit Kurzem auch mit einer Kommune. Der Markt Burtenbach im Kreis Günzburg will auf einer Streuobstwiese vier Bienenvölker ansiedeln. „Wir sind ja noch ein kleines Unternehmen, aber wir expandieren“, sagt Frank Weiß, der in Ilsfeld bei Heilbronn und in Österreich eine Niederlassung betreibt. Mit der Betreuung der Bienen habe er vier fest angestellte Imker beauftragt.

    In Weißenhorn setzt Weiß, der selbst aus der Fuggerstadt kommt, auf den Kontakt und das Gespräch mit den heimischen Imkern. Er ist auch dem Verein beigetreten. „Es gibt die berechtigte Hoffnung, dass damit eine positive Entwicklung bis hin zu einer kollegialen Zusammenarbeit eingeleitet wurde“, sagt Ex-Vereinschef Burger, der nach wie vor Kreisvorsitzender der Imker ist.

    Dass die Bienenzüchter nicht im rechtsfreien Raum operieren, macht Manfred Enderle deutlich, Leiter des Veterinärdienstes im Landratsamt Neu-Ulm: „Sie müssen regelmäßig Zahl und Standorte ihrer Völker melden.“ Bei Hinweisen auf eine womöglich unzureichende Behandlung erfolgten so genannte anlassbezogene Kontrollen, ansonsten eben Stichproben. 

    Zum Unternehmen Beefuture konkret kann sich Enderle aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht äußern. Das gilt auch für den Weißenhorner Wolfgang Högerle, offizieller Bienensachverständiger im Landkreis Neu-Ulm. Er beobachtet die Entwicklung aber aus grundsätzlichen Erwägungen kritisch: „Die Vermehrung von Bienenvölkern ist aus meiner Sicht im Moment nicht unbedingt gut“, sagt Högerle. Denn das Hauptproblem sei derzeit der Nahrungsmangel. Sei der einmal behoben, wären höhere Völkerzahlen natürlich ein positiver zweiter Schritt. 

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